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Kommentar | Die Sony PlayStation 5 wird die nächste Konsolen-Schlacht gewinnen, doch die Zukunft gehört Microsoft

Die Sony PlayStation 4 bietet einige fantastische Exklusivtitel, dieselbe Strategie soll auch die PS5 zum Erfolg führen. (Bild: Teddy Guerrier, Unsplash)
Die Sony PlayStation 4 bietet einige fantastische Exklusivtitel, dieselbe Strategie soll auch die PS5 zum Erfolg führen. (Bild: Teddy Guerrier, Unsplash)
Die Geschichte wiederholt sich: Sony und Microsoft werden im Herbst neue Konsolen auf den Markt bringen, doch während sich die PlayStation 5 auf den bevorstehenden Konsolenkrieg konzentriert richtet das Xbox-Team den Blick in die Zukunft, die Microsoft nicht schon wieder verpassen möchte.
Kommentar-Artikel geben ausschließlich die individuelle Meinung des/der angeführten Autors/Autorin wieder.

Sony hat aktuell die Nase vorn, was den Hype angeht: Schon die Präsentation des PlayStation 5-Logos auf der großen Bühne der CES im Januar hat für Begeisterung gesorgt und auf Instagram einen Branchen-Rekord von mehr als fünf Millionen Likes erreicht. Die Begeisterung über die Xbox Series X hält sich dagegen eher in Grenzen, obwohl die Konsole deutlich kompakter und dabei auch noch in vielen Bereichen leistungsstärker ist.

Eine Kombination aus geschicktem Marketing, eindrucksvollen technischen Demonstrationen, spannender Exklusivtitel und der Stärke der PlayStation-Marke dürfte dazu führen, dass Sony beim Launch und auch in den Jahren danach deutlich mehr Konsolen verkauft, vor allem wenn der Preis so günstig wie erwartet wird. Doch selbst wenn Sony den Erfolg der 110 Millionen verkauften PlayStation 4-Konsolen abermals erreichen kann, so reicht das noch lange nicht, um die Zukunft des Gaming zu formen.

Während Sony mit der PlayStation 5 eine neue Konsolen-Generation einläutet spricht Microsoft von einer einheitlichen Xbox-Plattform. (Bild: Microsoft / Sony)
Während Sony mit der PlayStation 5 eine neue Konsolen-Generation einläutet spricht Microsoft von einer einheitlichen Xbox-Plattform. (Bild: Microsoft / Sony)

Das erklärte Ziel von Microsoft ist es nämlich nicht mehr, möglichst viele Konsolen zu verkaufen, sondern stattdessen zum "Netflix des Gaming" zu werden. Das Unternehmen will dabei nicht "nur" hundert Millionen Kunden erreichen, sondern Milliarden von Menschen, die sich selbst bislang noch gar nicht als Gamer sehen. Und anders als beim letzten mal verfolgt Microsoft diesmal den richtigen Ansatz.

Denn der Netflix-Vergleich passt nicht ganz, stattdessen sollte sich Microsoft eher als Spotify des Gaming sehen. Denkt man nämlich an das Jahr 2006 zurück, so hat Apple in der Musikbranche genau die Strategie verfolgt, der Sony mit der PlayStation 5 nachgeht: Mit dem iPod hatte das Unternehmen eine starke Marke und ordentliche Hardware, der iTunes Store war Marktführer im Verkauf digitaler Musik, leidenschaftliche Musikhörer konnten ihre CDs aber auch problemlos im Laden kaufen und auf den iPod übertragen.

Die PlayStation 5 verkörpert für Gamer heute das, was ein iPod vor rund 15 Jahren für Musikliebhaber war. (Bild: Ruijia Wang, Unsplash)
Die PlayStation 5 verkörpert für Gamer heute das, was ein iPod vor rund 15 Jahren für Musikliebhaber war. (Bild: Ruijia Wang, Unsplash)

Doch 2006 war auch das Jahr, in dem Spotify gegründet wurde. Musik-Streaming war für den Großteil der Kunden zu dieser Zeit eine furchtbare Vorstellung, CDs oder gar Schallplatten waren das Medium der Wahl für leidenschaftliche Musikliebhaber. Mittelmäßige Angebote wie der Microsoft Zune Pass waren das, was die Spiele-Branche heute in Form von Google Stadia oder auch Nvidia GeForce Now hervorgebracht hat. Technisch ordentliche Streaming-Lösungen waren damals nicht genug, und sie sind es heute noch immer nicht.

Doch nur ein Jahrzehnt später war Musik-Streaming bereits die vorherrschende Form, in der Menschen ihre liebsten Künstler gehört haben. Was ist passiert? Viele Musikliebhaber halten nach wie vor an CDs, Vinyl und co. fest, doch die Zielgruppe von Streaming geht weit über diese Kernzielgruppe hinaus, Streaming-Dienste werden auch von Menschen benutzt, die zuvor abgesehen vom Radio im Auto kaum Musik gehört haben – und genau da möchte Microsoft hin. Es gibt Milliarden von potentiellen Kunden, die Gaming aufgrund der hohen Kosten für die Hardware noch nie richtig ausprobiert haben, eine gigantische Zielgruppe, die nur darauf wartet, bis dieser Zeitvertreib leichter zugänglich wird.

Der Xbox Game Pass in Verbindung mit Project xCloud ist das bislang vollständigste Game-Streaming-Angebot. (Bild: Microsoft)
Der Xbox Game Pass in Verbindung mit Project xCloud ist das bislang vollständigste Game-Streaming-Angebot. (Bild: Microsoft)

Microsoft wird Project xCloud im September als Teil des Game Pass Ultimate starten. Dabei verbindet das Unternehmen die wichtigsten Eckpfeiler, die Spotify oder auch Netflix zum Erfolg geführt haben: Ein verhältnismäßig günstiger Preis, ein umfangreicher Katalog, der in diesem Fall hunderte von Spielen enthält, sowie die Möglichkeit, die Titel auf ein Endgerät herunterzuladen und lokal auf einer Xbox oder einem PC zu spielen, wenn die Internetverbindung mal nicht besonders gut ist.

Wie auch schon bei Spotify wird die Zukunft nicht von einem Tag auf den nächsten kommen, Sony hat mit der PlayStation 5 noch einige gute Jahre vor sich, und ähnlich wie es mit Apple Music geschah bleibt dem derzeitigen Marktführer immer noch die Chance, im Laufe der Revolution einzusteigen. Wer aber denkt, dass ein Großteil der Gamer in einem Jahrzehnt noch in einen GameStop läuft, um 75 Euro für das neueste Spiel zu bezahlen, das nach einer langwierigen Installation nur auf einem bestimmten Gerät gespielt werden kann, der dürfte von der Zukunft des Gaming überrascht werden.

Quelle(n)

Eigene / Sony / Microsoft

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Kommentar von Hannes Brecher
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Autor: Hannes Brecher, 17.07.2020 (Update: 17.07.2020)