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Kolumne: Ich und mein Windows 7

von Florian Wimmer 15.12.2009

Teil 5: Fazittelt?

Die Reise, die unser Autor und sein (eigentlich zu altes) Notebook unternahmen kannte nur ein Ziel: Windows 7 zu installieren und zu testen. Jetzt nähert sich der Trip seinem Ende und unser Autor fragt sich: War es das wert? Lesen Sie darum heute im letzten Teil: Meinungsvielfalt.

Hausfrauen, Skater, Professoren: Jeder hat was zu Windows 7 zu sagen.
Hausfrauen, Skater, Professoren: Jeder hat was zu Windows 7 zu sagen.

Wenn man sich in eine Fußgängerzone stellt, um eine Umfrage zu machen, dann begegnen einem die unterschiedlichsten und teilweise auch seltsamsten Leute: Die meisten wollen am liebsten in Ruhe gelassen werden, viele wechseln fluchtartig die Richtung, wenn sie jemand mit Schreibblock, Mikrofon oder Kamera stehen sehen, aber einige sind förmlich wild darauf, ihre Meinung los zu werden.

Solche Menschen muss man finden, wenn man verschiedene Meinungen zu einem Thema einholen will, in diesem Fall zum neuen Windows 7. Bevor ich nämlich meine ganz persönliche und keineswegs objektive Meinung zum neuen MSOS (für alle Nicht-Nerds: MicroSoft Operating System) abgebe, möchte ich doch mal wissen, was der Mann und die Frau von der Straße darüber denken.

Meinungen aus der Fuzo

Fußgängerzonen können ganz schön gefährliche Orte sein.
Fußgängerzonen können ganz schön gefährliche Orte sein.

Frau K. aus M., Hausfrau: „Ich habe zuerst von diesen Partys gehört, die man veranstalten will, um einen neuen Computer oder sowas auf den Markt zu bringen. Dann hat mir mein Sohn dieses Youtube-Video gezeigt. Ich meine, ich verstehe ja kein Englisch, aber die Leute schienen viel Spaß mit dem PC zu haben. Mein Sohn hat mich dann aufgeklärt, dass es sich nicht um einen neuen Computer handelt, sondern dass ein neues „Betriebssystem“ herauskommt. Was das genau ist, habe ich auch nicht so wirklich verstanden, aber so eine Party will ich vielleicht trotzdem veranstalten, vor allem wenn Microsoft dann auch so einen hübschen Schwarzen vorbeischickt.“

Herr B. aus K., Computerhändler: „Mir war klar, dass sich Microsoft zu radikalen Schritten entschließen muss, nach dem Chaos bei Windows Vista. Nachdem mir aufgebrachte Kunden zum dritten mal ihre Vista-PCs durch die Scheiben gepfeffert haben, habe ich aufgehört es zu verkaufen und nebenbei eine Glaserei angefangen. Ob und wann ich Windows 7 verkaufe, das mache ich mal davon abhängig, wann meine neuen Panzerglasscheiben endlich geliefert werden. Ich gehe kein Risiko mehr ein.“

Max L. Aus M., semiprofessioneller Skateboardrampenreiniger: „Yo, Alter, passt scho, des neue Windows 7. Sieht ganz cool aus und wenns funktioniert, dann plan ich ab jetzt meine Reinigungstouren damit. So langs ned wieder so madig is, wie des letzte...“

Sie merken vielleicht: Es war mir einfach zu regnerisch, um wirklich Volkes Stimme einzufangen, aber solche oder ähnlich Kommentare hätte man wohl zu Windows 7 schon bekommen können: Schließlich startete Microsoft nicht nur seltsame Werbekampagnen mit tupperwarepartyartigen Launchveranstaltungen, die die Kunden bei sich zu Hause veranstalten sollten. Zudem kam Windows Vista weder bei Privatkunden wirklich gut an, noch konnte es die Geschäftskunden überzeugen, die lieber bei XP blieben.

Meinung außerhalb der Fuzo

Aber man dürfte auch Stimmen wie diese zu hören bekommen:

Florian Wimmer, notebookcheck.com: „Mit Windows 7 sollte sich alles ändern und Microsoft hat sich angestrengt, Abbitte zu leisten: Eine gratis Testversion für alle zum Download und eine Vorverkaufsaktion zu wirklich günstigen Preisen kann man schon fast als Entschuldigung für die letzte Windowsversion sehen und eigentlich auch akzeptieren.“

Auch folgenden Brief des Angestellten einer großen Elektronikkette, nennen wir sie Mars, habe ich nach langen und schwierigen Recherchen, unter anderem in der rumänischen Unterwelt, ergattert. Darin heißt es auszugsweise:

„Liebes Microsoft! Wir sind ja nicht blöd, aber immer mehr Kunden kommen zu uns mit etwas, das sich Notebook oder Computer oder so ähnlich nennt und beschweren sich, dass da irgendwas drauf installiert ist, was Windows Vista heißt und was nicht wirklich funktioniert. Ist das von Euch? Wenn ja, dann entwickelt doch bitte was, was unsere Kunden auch verstehen. Wir finden das nämlich nicht so geil, dann stundenlang irgendwelche Handbücher durchzublättern. Wir erklären den Kunden dann einfach, das Gerät ist kaputt und er soll sich doch ein galaktisch-besoffen günstiges neues kaufen...“

So geht es noch einige Zeit weiter, aber das erspare ich Ihnen.

Seriösere Meinungen zum Thema kommen von einem echten Gelehrten. Professor F.X. Weihrauch hat den Lehrstuhl für Parapsychologie an der Uni Bergheim inne:

„Ich sehe es ganz deutlich in meiner Kristallkugel: Umsteigen müssen werden wohl nur Spieler, die immer die aktuellsten Direct X-Effekte haben wollen. Für alle anderen bietet Windows 7 zwar viele nette Spielereien, aber gegenüber Windows XP dann doch nur relativ wenige echte Vorteile: Edlere Optik, eingebautes Media Center, einfachere Netzwerke oder eine bessere Skalierung für hohe Auflösungen sind schon nett zu haben, aber irgendwie hat das, zumindest mit Zusatzprogrammen, auch alles schon bei Windows XP funktioniert.“

Überraschend klare Einsichten hat der Herr Professor. Einen hab ich noch für sie, den Sicherheitsfanatiker Herrn Finger aus dem kleinen Städtchen Abdruck:

„Natürlich sollte man den Sicherheitsaspekt nicht vernachlässigen. Durch die Benutzerkontensteuerung, die sich nun auch relativ problemlos auf das gewünschte Maß reduzieren oder anheben lässt, werden viele, vor allem wohl unbedarfte Nutzer sicherer im Internet unterwegs sein. Außerdem gibt es für Windows XP nur noch das Allernötigste an Sicherheitsupdates, was schon einen großen, wenn auch von Microsoft künstlich hergestellten Pluspunkt für die neue Version bringt.“

Subjektives

Sieht unser Startbildschirm bald so aus?
Sieht unser Startbildschirm bald so aus?

Aber ich wollte Ihnen ja auch noch meine persönliche und subjektive Meinung mitteilen. Dazu möchte ich auf ein Bild zurückgreifen, dass ganz am Anfang des ersten Teils von „Ich und mein Windows 7“ stand: Führte ich mit Windows XP nach einigen Anlaufschwierigkeiten eine glückliche Beziehung, dann ist Windows 7 eine Affäre. Am Anfang steht der Reiz des Neuen, man hat Spaß zusammen, freut sich über das gute Aussehen und die Unkompliziertheit der neuen Bekanntschaft.

Ob die Affäre irgendwann einmal mehr wird, das muss sich erst noch erweisen, trotzdem sieht man in der sieben Jahre alten Beziehung langsam immer mehr Risse und überlegt auch, das gemeinsame Haus (Hausnummer T41) vielleicht doch mal durch eine neue Wohngelegenheit mit der Affäre zu ersetzen.

Über kurz oder lang werde ich wohl auf Windows 7 umsteigen, vermutlich eher kurz, weil ein neuer Laptop wirklich fällig ist. Ich habe eigentlich auch keine großartigen Vorbehalte mehr, nachdem ich weiß, dass auch ältere Programme und Spiele relativ problemlos auf Microsofts neuestem Windows laufen. Wenn Microsoft die Sicherheitsupdates für Windows XP weiterführen würde und vielleicht auch mal eine neue Direct X-Version für das alte Betriebssystem erscheinen würde, dann fiele mir die Entscheidung wohl schwerer. Ein bisschen genötigt fühle ich mich jetzt schon.

Endlich: Eine Zusammenfassung

Oder ist das die Zukunft?
Oder ist das die Zukunft?

Zusammenfassend sollte man sagen: In Redmond, wahrscheinlich auch im nicht weniger glamourösen Unterschleißheim und vielen anderen Orten auf der Welt haben die Köpfe geraucht und es ist schon was dabei herausgekommen. Nämlich eine schnellere, intuitivere und stabilere Version von Windows Vista, die jetzt eben Windows 7 heißt.

Das läuft auch auf älteren PCs und ist dabei ähnlich schnell wie Windows XP. Ob es tatsächlich ein Fortschritt ist, wieder genau so schnell zu sein wie früher, darüber kann man streiten. Bahnbrechende neue Funktionen bleibt Microsoft eigentlich auch schuldig, im Endeffekt schnürt man nur neue Pakete, beispielsweise mit dem Media Center, oder verbessert bereits in Vista vorhandene Funktionen (exemplarisch die verkorkste WLAN-Steuerung) soweit, dass sie nun reibungslos zu bedienen sind.

Und weiter?

Einige Unkenrufe hallen schon durch das Internet, dass Windows 7 sowieso das letzte Betriebssystem sein könnte, das Microsoft in dieser Form herstellt, denn wenn sich Cloud Computing durchsetzt, Google doch die Weltherrschaft an sich reißt und sein Motto endlich in „Be evil!“ ändert, dann bleibt es zumindest sehr spannend, ob und wie Windows 8 daran teilhaben wird. Spannend wäre eigentlich auch, ob Microsofts nächstes Betriebssystem dann immer noch auf meinem alten Thinkpad läuft. Mal schauen, ob ich ihm das noch zumuten kann.

Jep, Beziehung genehmigt. Aber, ob das was langfristiges wird, mal schauen.
Jep, Beziehung genehmigt. Aber, ob das was langfristiges wird, mal schauen.
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Kommentar von Florian Schmitt
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Autor: Florian Wimmer, 15.12.2009 (Update:  9.07.2012)