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Notebook und Beamer ersetzen Tafelkreide an der Uni Bonn Print
Written by Stefan Hinum   
Thursday, 03 March 2005
An der Universität Bonn läuft ein Testbetrieb für Online-Vorlesungen und im Sommersemester geht eine E-Learning-Plattform an den Start. Der Gang in den Hörsaal wird aber nicht komplett ersetzt. Denn alles, was die Vortragenden sagen oder aufschreiben, geht als Live-Vorlesung ins Internet. Was der Dozent am "Smartboard" notiert, erscheint im PC. Laien mögen auf den ersten Blick von den zahlreichen Projektoren, Beamern, Notebooks und Kabeln überfordert sein und bis alles so aufgebaut ist, wie es sein soll, vergeht locker eine halbe Stunde.
Herzstück ist das so genannte Smartboard, das die Tafel ersetzt. Es ist mit Sensoren ausgestattet, die Berührung erkennen. So wird des Vortragenden Hand zur Maus und spezielle Stifte ersetzen die Tastatur. Aus diesen Informationen macht der Computer ein Bild. Kommentare werden über ein Mikrofon als Audiosignal übertragen. Das Computerbild wird nun gescannt, mit dem Ton in einen "Livestream" umgewandelt und an den Server des Rechenzentrums übermittelt.
Rund 10 000 Euro kostet die Übertragungstechnik. Zusätzlich wird alles noch mit einer Kamera gefilmt, damit im Internet nicht nur das Tafelbild, sondern auch der Dozent und ein Teil des Raumes zu sehen sind.
Damit sich auch die Zuschauer zu Hause beteiligen können, ist ein Chatsystem geplant - so können direkt Fragen gestellt werden. 100 Nutzer können die Übertragung gleichzeitig im Internet verfolgen, doch die Lizenz wird bei Weitem nicht ausgeschöpft. Bisher schauen sich eher Kollegen als Studenten die Live-Übertragung an. Die Studenten kommen immer noch lieber in den Vorlesungsraum. Doch zur Nacharbeitung, zum Wiederholen oder bei Krankheit greifen auch sie gerne auf die gespeicherten Vorlesungen zurück.
Der Aufwand um schöne Präsentationen auszuarbeiten fällt weg und Nutzen kann insbesondere liegen, wo viele Studenten Vorlesungen hören wollen. Ein interessanter Aspekt ist der entstehende Wettbewerb, wenn Studenten auf Live-Vorlesungen verschiedener Hochschulen Zugriff hätten. In Hinblick auf die zukünftige leistungsorientierte Besoldung der Dozenten setzten sich so nur die besten durch. Allerdings besteht die Gefahr der Wegrationalisierung.

Anstatt Veranstaltungen durch das Internet überflüssig zu machen, setzt Bonn auf den Zusatznutzen des World Wide Web. "Multimediale Technik hat auch bei uns schon länger Einzug gehalten, zum Beispiel mit Televorlesungen, die zeitgleich in die USA übertragen wurden." Ab März startet Bonns neue E-Learning-Plattform. Damit könnten Dozenten zum Beispiel begleitende Materialien ins Internet stellen oder Chats einrichten. Der Unterschied zu einer herkömmlichen Homepage - die viele Lehrkräfte ja schon haben - ist, dass die Dozenten genau unter Kontrolle haben, wer wann auf welche Inhalte Zugriff haben soll. Die Bonner kooperieren dabei mit der Ruhr-Universität Bochum, die seit drei Jahren die E-Learning-Plattform "Blackboard" nutzt. So wird das Bochumer Rechenzentrum auch das "eCampus"-System für die Uni Bonn betreiben.
Das System sei sehr flexibel und auch einfach zu bedienen: Studenten müssen sich nur anmelden, dann sei alles startklar. Durch Chatforen seien lange Wartezeiten vor der Tür des Professors passé. Die Sprechstunde wird einfach im Internet abgehalten. "eCampus" ist auf drei Jahre angelegt. Es kostet pro Semester und Student 50 Cent, also rund 90 000 Euro insgesamt.

Last Updated ( Thursday, 02 June 2005 )
 
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