Im August 2025 stieß ein Uhrensammler beim Stöbern auf dem Secondhand-Marktplatz Buyee auf etwas Außergewöhnliches: zwei unscheinbare G-Shock-Uhren – eine in Rosa, eine in Gelb –, die jeweils für rund 11.000 US-Dollar (ca. 10.000 Euro) angeboten wurden (siehe Video am Ende des Artikels bzw. im Quellenverzeichnis). Auf den ersten Blick wirkten sie schlicht, mit durchsichtigen Kunststoffgehäusen, die leicht mit günstigen Modellen verwechselt werden könnten. Dennoch behauptete der Verkäufer, es handle sich um zwei der seltensten G-Shock-Uhren überhaupt – Modelle, von denen weltweit nur jeweils 35 Exemplare existieren.
Bei den Uhren handelt es sich um die Modelle DW-6935-4 und DW-5635-9, die 2018 anlässlich des 35-jährigen G-Shock-Jubiläums in Zusammenarbeit zwischen dem japanischen Modedesigner NIGO (Gründer der Modemarke A Bathing Ape) und Kikuo Ibe, dem Erfinder von G-Shock, entstanden. Laut der damaligen Ankündigung von Casio wurden diese limitierten Editionen mit einem speziellen durchscheinenden Färbeverfahren gefertigt, bei dem fluoreszierende Farbstoffe mit zwei Schichten Harz und einer UV-Schutzbeschichtung kombiniert wurden, um ein Ausbleichen durch Sonnenlicht zu verhindern – ein Novum für G-Shock.
Ursprünglich kosteten die Modelle lediglich 135 US-Dollar (etwa 125 Euro) und wurden Anfang 2018 per Losverfahren verkauft. Heute zählen sie zu den begehrtesten Sammlerstücken der Marke, mit Preisen im fünfstelligen Bereich. Doch hier beginnt das eigentliche Problem: Die Echtheitsprüfung dieser Uhren ist heute nahezu unmöglich.
Im Gegensatz zu luxuriösen Schweizer Uhren, die über zentrale Datenbanken und Seriennummern-Verifizierungssysteme verfügen, bewegen sich extrem limitierte G-Shock-Modelle in einer Art „Grauzone“ der Authentifizierung. Zwar sollten die NIGO x K.IBE-Uhren eine eingravierte Seriennummer auf dem Gehäuseboden tragen, doch in der Praxis zeigt sich ein anderes Bild.
Der YouTuber und Uhrenjäger Matthew Hardman machte dieses Problem deutlich, als er mehrere Angebote der seltenen Modelle untersuchte. „Ich sehe dort nicht unbedingt eine Seriennummer“, erklärte er, während er Bilder der Gehäuseböden durchging. „Wir sehen hier eine Modellnummer – aber keine eindeutige Seriennummer.“
Die Schwierigkeit geht jedoch weit über das Fehlen dieser Gravuren hinaus: Casio bietet kein offizielles Authentifizierungsportal für G-Shock-Uhren, und auch ShockBase, die von Fans gepflegte Online-Datenbank, hat nur eingeschränkte Überprüfungsfunktionen. Dadurch sind Sammler letztlich auf reine Sichtprüfungen angewiesen – ein äußerst riskantes Vorgehen, wenn der Preis einer Uhr fünfstellige Summen erreicht.
Die umfassendere Fälschungskrise
Dieses „Authentifizierungsvakuum“ existiert inmitten eines globalen Luxusuhrenmarkts, der sich noch immer von dem Platzen seiner Pandemie-Blase erholt. Nachdem die Preise im März 2022 ihren Höhepunkt erreicht hatten, verzeichnete der Sekundärmarkt für Luxusuhren dreizehn Quartale in Folge einen Rückgang – und zeigt erst jetzt erste Anzeichen einer Stabilisierung. Die Branche hat in dieser Zeit schmerzhafte Lektionen über Spekulation, Hype und die Risiken gelernt, Uhren als reine Anlageobjekte zu betrachten.
G-Shock ist trotz seines robusten Rufs und seiner breiten Fangemeinde nicht vor diesen Marktmechanismen geschützt. Während die meisten Standardmodelle im Wiederverkaufswert eher bescheiden abschneiden – viele erzielen laut Nutzern auf Plattformen wie Reddit nach einigen Jahren nur noch etwa die Hälfte des ursprünglichen Preises –, gelten ultra-limitierte Sondereditionen wie die NIGO-Kollaborationen als völlig eigene Kategorie. Hier treibt die extreme Knappheit die Preise in schwindelerregende Höhen – und zieht zwangsläufig auch Fälscher an. Das Problem wird durch die Produktionsweise von G-Shock noch verschärft: Anders als bei vielen Luxusuhren in limitierter Auflage, die individuell nummeriert sind (z. B. „27 von 300“), fehlt bei zahlreichen G-Shock-Kollaborationen diese eindeutige Kennzeichnung. Selbst bei intensiver Recherche nach verifizierten Verkäufen zeigt sich ein unübersichtliches Bild – mit Preisspannen von etwa 6.000 (ca. 5.000 Euro) bis über 11.000 US-Dollar (etwa 10.000 Euro), je nach Zustand, Quelle und Nachfrage. Diese Intransparenz erschwert es Sammlern erheblich, den tatsächlichen Marktwert oder gar die Authentizität einer Uhr zuverlässig einzuschätzen.
Beim Kauf hochpreisiger G-Shock-Uhren lassen sich verschiedene Vorsichtsmaßnahmen treffen. Der sogenannte „Drei-Knopf-Test“ – das gleichzeitige Drücken der Knöpfe A, C und D, um alle LCD-Segmente anzuzeigen – kann minderwertige Fälschungen entlarven, obwohl auch hochwertige Nachahmungen diese Funktion nachbilden können. Weitere Hinweise bieten der Vergleich des Gewichts mit den offiziellen Spezifikationen oder die sorgfältige Prüfung der Gravuren auf der Schließe.
Bei Uhren jenseits der 10.000-US-Dollar-Marke (ungefähr 9.400 Euro) können diese Maßnahmen jedoch unzureichend sein. „Wenn Sie teure Uhren kaufen möchten, kaufen Sie sie in einem seriösen Geschäft“, rät Hardman. „Kaufen Sie sie nicht einfach online.“
Während der Markt für Luxusuhren auf eine Stabilisierung wartet, kann man hoffen, dass die Authentifizierungsinfrastruktur für extrem seltene G-Shock-Modelle in Zukunft ausgebaut wird. Bis dahin bleibt die 10.000-Euro-Frage: Wenn weltweit nur 35 Exemplare einer Uhr existieren, wie kann man dann nachweisen, dass man die Nummer 36 besitzt?
Alternativ gibt es die wesentlich günstigere Casio G-Shock DW-5600UE-1ER bei Amazon für nur 80 Euro.
Quelle(n)
The G-Shock Watcher auf YouTube, Shockbase, G-Central, r/Casio subreddit, Quill und Pad

















