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NBC vor Ort: Intel stellt neues Prozessoren-Line-up vor

von Florian Wimmer 04.01.2010

Eine neue Familie.

Bereits im Dezember lud Intel nach München zu einer Pressekonferenz, auf der streng vertrauliche Details über Intels Prozessoren-Line-Up für Anfang 2010 verraten wurden. Neben neuen CPUs führt Intel neue Chipsätze, integrierte Grafikchips und Wireless-Lösungen ein. Wir waren für Sie vor Ort und fassen im folgenden Artikel die wichtigsten Fakten über die bald erscheinenden Neuerungen zusammen.

Fujitsu Infinity

Offiziell will Intel seine neuen Prozessoren und Chipsätze auf der CES am 7. Januar der Öffentlichkeit vorstellen. Wir können Ihnen bereits jetzt die wichtigsten Fakten nennen. Einen umfangreichen Vergleichstest der neuen Intel mobile Core i5 CPU Palette finden Sie in wenigen Tagen hier auf notebookcheck.com.

Auf Desktop-Computern ist Intels "Core i"-Familie bereits wohlbekannt. Auch waren letztes Jahr Intels Core i7-Prozessoren auf Basis der Clarksfield-Architektur bereits in einigen Notebooks verbaut und legten die Messlatte für die mobile Prozessorenleistung ein gutes Stück höher. Ab diesem Jahr will Intel alle leistungsfähigen Prozessoren in der "Core i"-Familie einordnen, die Core2Duo-Familie läuft aus. Mobile Pentium- und Celeron-Prozessoren soll es aber weiterhin geben, ebenso eine ULV-Variante des Core2Duo.

Die Core i7-Prozessoren auf Clarksfield-Basis mit 45 Nanometer Strukturgröße bleiben leistungstechnisch vorerst das Maß der Dinge, neu eingeführt werden lediglich Prozessoren auf Basis der Arrandale-Plattform, die nur noch über zwei physische Kerne verfügen und im 32 Nanometer-Verfahren gefertigt werden. Durch die kleinere Herstellungsweise ist es Intel möglich, den Stromverbrauch zu senken: Die TDP (Thermal Design Power) der Arrandale-Prozessoren liegt bei höchstens 35 Watt, im Gegensatz zu 45 Watt bei Clarksfield-Prozessoren. Zudem kann Intel mehr Transistoren auf dem Chip verbauen: 383 Millionen passen inzwischen auf den 81 mm² großen Chip. Der ebenfalls auf dem Chip untergebrachte Speichercontroller und Grafikchip werden jedoch noch in 45nm gefertigt.

Der integrierte Grafikchip "Intel HD Graphics" der Arrandale Prozessoren ist nun also nicht mehr länger in den Chipsatz integriert, sondern sitzt direkt beim Prozessor. Das hat den Vorteil, dass Intel seine Turbo-Boost-Technologie nun auch auf den Grafikchip ausweiten kann: Nicht nur die Taktfrequenz der einzelnen Prozessorkerne kann erhöht werden, sondern bei Aufgaben, die die Grafikkarte besonders beanspruchen, kann auch der Takt des Grafikchips erhöht werden. Grafikchip und Kerne können jedoch nicht gleichzeitig beschleunigt werden.

Die Core2Duo-Prozessoren werden durch Core i3, Core i5 und Core i7 ersetzt.
Die Core2Duo-Prozessoren werden durch Core i3, Core i5 und Core i7 ersetzt.
Im ULV-Bereich bleiben die Core2Duo vorerst im Angebot.
Im ULV-Bereich bleiben die Core2Duo vorerst im Angebot.

Der neue Core i3

Die schwächsten 32nm-CPUs heißen Core i3.
Die schwächsten 32nm-CPUs heißen Core i3.

Die Aufteilung der "Core i"-Familie erfolgt zukünftig in drei Serien: Ganz neu eingeführt wird, sowohl im Desktop-, als auch im mobilen Bereich, die Core i3-Serie. Sie soll den Einstieg in die zukünftige "Core i"-Familie bilden und muss ohne Intels Turbo Boost-Technologie auskommen, durch die der Prozessor selbstständig je nach Bedarf zwischen einzelnen, höher getakteten Kernen oder mehreren, niedriger getakten Kernen wählt.

Zwei Modelle wird Intel zu Beginn bereitstellen: Den Intel Core i3-350M mit 2,26 GHz Taktung und den Core i3-330M mit 2,13 GHz. Beide Modelle verfügen über 3 MByte Cache und unterstützen DDR3-Speicher bis zu einem Takt von 1066 MHz. Die Preise der Core i3-Prozessoren standen noch nicht fest.

Vom Desktop bekannt: Der Core i5

Der Core i5 bildet die Mittelklasse.
Der Core i5 bildet die Mittelklasse.

Bereits von Desktopcomputern bekannt ist die Core i5-Serie, die wohl am ehesten als Nachfolger der Core2Duo-Reihe angesehen werden kann. Zusätzlich bieten die mobilen Core i5-Modelle auf Arrandale-Basis die bekannten Hyper-Threading und Turbo Boost-Technologien. Letztere kann, wie bereits erwähnt, auch für den integrierten Grafik-Chip genutzt werden kann.

Bei gleichen Preisen sollen die Core i5-Modelle laut Intel bis zu 34% mehr Punkte im PCMark Vantage erreichen. Vier Modelle stellt Intel vom mobilen Core i5 vor, davon eine Ultra-Low-Voltage-CPU: Der Core i5-520UM hat einen Grundtakt von 1,06 GHz, der bis zu 1,86 GHz erhöht werden kann, 3MByte Cache und eine TDP von 18 Watt.

Auffällig ist dabei, dass die ULV Core2Duo-Prozessoren bei ähnlichen Taktfrequenzen eine TDP von nur 12 Watt erreichten. Allerdings muss man bedenken, dass bei den Core i5-Prozessoren der Grafikchip bereits integriert ist, der bei den Core2Duo-Prozessoren zusätzliche Energie verbraucht. 241 US-Dollar zahlt ein Hersteller für 1000 Einheiten des Prozessors. Traditionell fließt der einzelne Prozessor mit einem ähnlich Wert in die Preisgestaltung des Notebooks mit ein.

Der leistungsstärkste mobile Core i5-Prozessor ist der Core i5-540M mit 2,53 GHz Grundtakt, 3,06 GHz Maximaltaktung und 3 MByte Cache. Hier liegt der offizielle Preis für 1000 Einheiten bei 257 Dollar.

Alles neu in 32nm? Der Core i7

Im 32nm-Verfahren nur mit zwei Kernen ausgestattet: Der Core i7.
Im 32nm-Verfahren nur mit zwei Kernen ausgestattet: Der Core i7.

Die fünf neuen Core i7-Modelle in 32-Nanometer-Bauweise sind großteils keine Hochleistungsprozessoren, das bleibt wie gesagt den 45 Nanometer-Core i7s-CPUs vorbehalten. Vielmehr sind die neuen Chips in der Mehrzahl für stromsparende Notebooks konzipiert. Im Gegensatz zu den bisher bekannten Core i7-Modellen verfügen alle neu vorgestellten Prozessoren nur über zwei physische Rechenkerne, kommen also per Multi-Threading auf insgesamt vier Threads, die gleichzeitig bearbeitet werden können.

Intels Line-Up besteht aus zwei neuen Core i7-Modellen mit Ultra Low Voltage und nur 18 Watt TDP: Der Core i7 620 UM taktet grundsätzlich mit 1,06 GHz und kann mit der Turbofunktion bis zu 2,13 GHz erreichen. Der Core i7 640 UM taktet mit 1,20 bis 2,26 GHz. Beide Prozessoren verfügen im Gegensatz zu den Core i5-Modellen über 4 MByte Cache und unterstützen maximal DDR3-RAM mit einer Taktung von 800 MHz. Die Preise liegen bei 278$ für tausend 620 UM-Prozessoren respektive 305$ für Tausend Einheiten des 640 UM.

Darüber positioniert Intel zwei Core i7-Prozessoren mit einer TDP von 25 Watt, die mehr Leistung bieten: Der 620 LM hat einen Grundtakt von 2,0 GHz und erreicht maximal 2,8 GHz. Tausend Einheiten des Prozessors kosten die Hersteller 300$. 32$ mehr kostet der höher getaktete 640 LM. 2,13 GHz Grundtakt und maximal 2,93 GHz erreicht dieser Prozessor. Beide Prozessoren unterstützen maximal 1066er DDR3-RAM.

Der stärkste 32 Nanometer-Core i7 ist der 620M, der grundsätzlich mit 2,66 GHz taktet und bis zu 3,33 GHz erreichen kann. Dafür braucht er eine TDP von 35 Watt. Wie der 640 LM kostet der 620 M 332$ pro tausend Einheiten. Auch der 620M unterstützt DDR3-RAM bis 1066 MHz.

Die neuen Core i7-Modelle werden einerseits die ULV-Modelle des Core2Duo ergänzen und andererseits die schnellsten Core2Duo-Modelle beerben. Die Namensgebung, die Intel eigentlich vereinfachen wollte, ist aber ähnlich unübersichtlich wie früher: So erkennt man nun anhand der "6" in der Modellbezeichnung, dass ein Core i7 nur zwei Kerne besitzt.

Andererseits unterscheiden sich die Low Voltage, Ultra Low Voltage und mit normaler Spannung arbeitenden Core i7s nur in einem Buchstaben, nämlich einem "U" oder "L". Die Nummern bleiben hingegen gleich. Das mag aus Intel-interner Sicht logisch sein, wenn man den selben Prozessor mit unterschiedlicher Spannung verwendet, für den Kunden macht es die ganze Sache unübersichtlich.

Die neuen Chipsätze

Intels neue Chipsätze setzen auf eine Zweichip-Lösung.
Intels neue Chipsätze setzen auf eine Zweichip-Lösung.

Neue Prozessoren brauchen meist auch neue Chipsätze. Die fünfte Chipsatz-Generation von Intel nimmt einige wichtige Änderungen vor: Neben der bereits erwähnten Integration der internen Grafik in den Prozessorchip, fällt eine andere Komponente komplett weg: Der früher als Southbridge agierende I/O Controller Hub wurde direkt in den Chipsatz integriert. Zudem kommuniziert der Prozessor nun ohne Umwege über den Chipsatz direkt mit der PCIExpress-Schnittstelle und damit einer dezidierten Grafikkarte, sowie dem DDR3-RAM.

Vier verschiedene Chipsätze bietet Intel an: Vom HM 55-Chipsatz für geringe Ansprüche bis zum luxuriösen QS 57-Chipsatz und Preisen zwischen 40$ und 53$ reicht die Spannweite. Die Chipsätze unterstützen maximal 14 USB-Ports, 6 eSATA-Ports, 8 PCIe-Interfaces für interne Komponenten und 4 klassische PCI-Anschlüsse. Während die beiden Chipsätze QM und QS 57 durch Remote-Unterstützung und andere Features hauptsächlich für professionelle Nutzer gedacht sind, bietet der kleinste Chipsatz HM55 weniger Anschlüsse als seine größeren Brüder. USB 3.0 unterstützt Intels neue Chipsatzgeneration noch nicht nativ, weil Intel noch keine große Akzeptanz des neuen Standards sieht.

Intels neue im Prozessor-Package integrierte HD-Grafikkchips Intel HD Graphics oder GMA HD unterstützen nun erstmals auch die Blu-ray-Dekodierung von zwei Video-Strömen und entlasten so den Prozessor. Zudem wurde der Takt der Grafikeinheit erhöht (500 bzw. 700 MHz je nach CPU) und es wird OpenGL2.1 unterstützt. Das mit Windows 7 eingeführte Direct X11 beherrschen die Chips noch nicht. Im Audiobereich unterstützt Intel nun Dolby TrueHD und DTS HD Master Audio, ein wichtiges Feature ebenfalls für Blu-ray-Fans und bis jetzt einzigartig für Notebooks (die kommende Mobility Radeon HD 5000 Serie soll dies auch unterstützen).

Centrino kehrt zurück

Die neuen Wireless-Karten heißen "Centrino"
Die neuen Wireless-Karten heißen "Centrino"

Auch neue kabellose Netzwerkkarten sind nun von Intel erhältlich. Diese sollen übrigens ab jetzt nicht mehr "WiFi Link", sondern "Centrino" heißen. Damit besinnt man sich auf den Namen des Chipsatzes, mit dem Intel WLAN großflächig in mobilen Computern einführte.

Die Kalifornier stellen drei neue WLAN-Karten vor: Die Centrino Standard-N 1000 liefert maximal 150 Megabit pro Sekunde über eine Antenne und zwei Datenströme. Damit sollte sie für aktuelle Heimnetzwerke und DSL 6000 locker ausreichen. Wer mehr Leistung und höhere Signalstabilität will, der sucht nach Notebooks mit der Centrino Advanced-N 6200, die zwei Antennen bietet und bis zu 300 Megabit pro Sekunde übermittelt. Die High-End-Lösung bildet die Ultimate-N 6300 mit 3 Antennen und 3 Datenströmen. Damit schafft sie bis zu 450 Megabit pro Sekunde.

Wie die Namen der Karten bereits andeuten unterstützen alle Modelle bereits den neuen Wireless-Standard 802.11n.

Ein Fazit zu Intels neuem Line-Up

Durch die Einführung der neuen Prozessorbezeichnungen wollte Intel auch für mehr Klarheit beim Verbraucher sorgen. Ob das gelingt, darf bezweifelt werden: Es gibt jetzt Core i7-Prozessoren mit 4 Kernen und 45-Nanometer-Bauweise, Core i7-Prozessoren mit 2 Rechenkernen, 32-Nanometer-Bauweise und integrierter Grafikkarte, sowie ULV-Core i7-Prozessoren und ULV-Core i5-Prozessoren, die sich leistungsmäßig kaum unterscheiden. Und dann gibt es ja auch noch Core i3-, Pentium- und Celeron-Prozessoren – da hatten selbst Intels Marketingleute teilweise Probleme, die Unterschiede zu erklären.

Für Klarheit hätte es gesorgt, wenn man beispielsweise alle ULV-Prozessoren unter einem Namen zusammengefasst hätte und die Core i7-Serie nur mit Quad-Core-Prozessoren bestückt hätte. Das hätte auch das Profil der Core i5-Serie als Zweikern-Nachfolger des Core2Duo gestärkt. Die darunter positionierte Core i3-Serie ist als abgespeckte Version ohne Hyper-Threading und Turbo-Boost einigermaßen klar positioniert. Zumindest sieht ein unbedarfter Käufer nun an einer Zahl (3, 5 oder 7) in welcher Leistungsklasse sein Prozessor spielt.

Zudem etabliert Intel seine neuesten Technologien, wie den vor allem im mobilen Bereich sehr sinnvollen Turbo-Boost, mit der Core i5-Serie auch im bezahlbaren Mainstream-Bereich. Wie viel Leistung oder Stromersparnis neue Technologien wie der Turbo-Boost für den integrierten Grafikchip letztendlich bringen, müssen die ersten Testgeräte noch beweisen.

Gut ist aber, dass Intel nun von vorn herein die Möglichkeit bereit stellt, zu einer dezidierten Grafikkarte bei laufendem Betrieb umzuschalten. Außerdem werden sich Multimedia-Fans über die native Blu-ray-Dekodierung des Grafikchips freuen, die schwache Prozessoren entlastet. Die neuen Wireless-Karten sind zwar kein Quantensprung, stellen aber eine sinnvolle Weiterentwicklung dar und bringen einen einfach zu merkenden Namen zurück.

Insgesamt konzentriert sich Intel mit seinen neuen Prozessoren und Technologien stark auf den Markt der kleinen und leichten Laptops, weil man hier das größte Marktwachstum sieht. Das zeigt auch die große Anzahl der ULV-Prozessoren in der leistungsstarken 32-Nanometer-Core i7-Serie.

Gelegenheitsspieler, die maximal World of Warcraft spielen, werden damit zufrieden sein können, für enthusiastische Zocker oder Grafiker bleibt aber der 45 Nanometer-Core i7 erste Wahl. Zumindest solange, bis Intel seinen 32 Nanometer-Sechskernprozessor mit Codenamen Gulftown bringt. Auch der soll noch 2010 erscheinen. Ob wir wohl bald einen Core i9 testen dürfen?

Schöne bunte Zukunft? Intels neue 32nm-Plattform bringt neue Technologien, aber nicht viel mehr Klarheit für den Käufer.
Schöne bunte Zukunft? Intels neue 32nm-Plattform bringt neue Technologien, aber nicht viel mehr Klarheit für den Käufer.
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Autor: Florian Wimmer,  4.01.2010 (Update:  9.07.2012)