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Hintergrund | CES, Ifa und dann ISE? Wie die Integrated Systems Europe eine der ganz großen Messen werden will

Michael Blackman, Managing Director der ISE, während der Vorstellung der 2026er-Edition. (Bildquelle: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Michael Blackman, Managing Director der ISE, während der Vorstellung der 2026er-Edition. (Bildquelle: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Die Integrated Systems Europe (ISE) wird voraussichtlich schon 2026 aus allen Nähten platzen. Verbesserungen der Fira Barcelona machen trotzdem ein Wachstum möglich. Trotzdem ist die Messe kaum jemandem bekannt. Notebookcheck.com sprach mit Michael Blackman, dem Managing Director der Messe, über Showstoppers, die neue Hall Zero und die Konkurrenz durch CES und Ifa.

Seit dem Wechsel der Integrated Systems Europe (ISE) nach Barcelona wächst die Messe. Denn nachdem das Amsterdamer RAI-Messegelände wie auch die Hotels der Stadt an die Limits kamen, musste ein neuer Ort gefunden werden. Barcelona gehört diesbezüglich zu den Städten, die beides bieten konnten: ein großes Messegelände der Fira de Barcelona und Hotelkapazitäten, die vor allem in kalten Monaten gut bereitstehen.

Vorteile, die schon der Mobile World Congress für sich nutzen kann, auch wenn der MWC die Hotelpreise in der Stadt mittlerweile schon an die Schmerzgrenze vieler Unternehmen getrieben hat. Höhere Preise sieht man auch schon rund um die ISE, aber es hielt sich 2025 noch in Grenzen – trotz 85.000 Fachbesuchern. Diese verteilten sich 2025 auf 168 Länder, ein sehr hoher Wert. Das liegt aber auch daran, dass Barcelona aus vielen Ländern leicht zu erreichen ist. Fachbesucher aus dem Mittleren Osten oder aus China werden wohl zunehmen. Vorteile beim Visa-Zugang sprechen für die Messe in Europa.

Damit gehört die ISE zu den großen innerhalb der Technikmessen, zumal es keine Publikumsmesse ist. Sie sieht sich in der eigenen Wahrnehmung auf dem Niveau einer CES oder einer Ifa. Zum Vergleich: Die CES kam 2025 auf 141.000 Besucher. Wie die ISE ist die CES keine Publikumsmesse.

Die Ifa kam in Berlin 2025 hingegen auf gut 220.000 Besucher. Sie ist damit größer als die CES. Doch viele Besucher sind keine Fachbesucher, sondern Endkunden. Zu den Fachbesuchern hat die Ifa in ihrer Abschlusspressemitteilung dieses Mal auch keine Angaben mehr gemacht. Im Vorjahr waren es immerhin noch um die 130.000 Fachbesucher und damit gut 65 Prozent. Typischerweise verzichtet man auf Angaben, wenn diese sich verschlechtern. Zumal sich die Fachbesucher auf sehr unterschiedliche Felder verteilen. Von der Weißen Ware über IT bis hin zu Audio-Video-Lösungen gibt es auf der Ifa zahlreiche Gebiete. Ähnlich wie bei der CES fehlt es ein wenig an Fokus.

Die Integrated Systems Europe ist diesbezüglich anders und konzentriert sich auf den wachsenden Audio-Video-Markt oder auch A/V und alles drumherum. Doch das hat einen entscheidenden Nachteil. Das geht so weit, dass etwa manche Firmen zwar ihr Personal dort hinschicken, doch die Entscheidungsebene darüber nimmt  die ISE und die dort stattfindenden Entwicklungen kaum wahr.

"Niemand kennt uns"

Das will die ISE seit einiger Zeit ändern, um weiteres Wachstumspotenzial zu erschließen. Dazu gehörte 2025 auch das Einladen von Medien. So hat auch Notebookcheck.com von der ISE 2025 berichten können. Sei es von Bachmanns neuen Steckdosenleisten oder auch Epsons große Digital-Signage-Projektionssystemen. Ziel der ISE ist es, dass auch dem Umfeld der Messebesucher erklärt wird, was auf der Messe eigentlich passiert. Selbst Endkunden hat die ISE so im Blick, auch wenn die weiterhin nicht auf die Messe dürfen.

Die ISE soll eine reine Fachbesuchermesse mit entsprechend hohen Ticketpreisen bleiben, die gerne bei 250 Euro liegen können. Es soll aber eine werden, die in der Medienlandschaft eine stärkere Rolle spielt. "Niemand kennt uns" sagte uns Michael Blackman schon im Februar 2025. Er ist Managing Director der ISE und hat 2004 mit drei weiteren Personen die Messe gegründet. Es sollen nun auch Endkunden, aber auch das C-Level, also die oberen Etagen der Unternehmen, mitbekommen, was auf der ISE passiert.

Denn die großen Unternehmen sind schon seit Jahren in den Messehallen der ISE unterwegs. Zoom, Microsoft mit Teams, Google mit Youtube, Amazon, Netflix und Co. kennen fast alle Endkunden. Sie wissen aber nicht, dass diese Namen auf der ISE nach professionellen Lösungen im Audio- und Videobereich suchen. Das fängt bei kleinen Lösungen für Konferenzräume an und geht über Digital Signage bis hin zu professionellen Beschallungs-, Licht- und Videolösungen in Stadiongröße.

Content Creator, Organisatoren und selbst Spieleproduzenten für den E-Sports-Bereich suchen dort nach Lösungen, haben bisher aber nicht so den richtigen Raum. Auch hier will sich die Messe ändern und eine bessere Plattform für diese Zielgruppe bieten.

Eine neue Halle kommt für die ISE: Hall Zero

Für das Wachstum muss die ISE schon im Jahr 2026 einiges ändern. In München stellte die Messe ihr Konzept im Detail vor. Dabei profitiert sie von Umbauten, die von der Fira de Barcelona im bestehenden Messegelände (Gran Via) 2026 erstmals genutzt werden können. Dort, wo bisher die Presse ihre Räume hat, wurden beispielsweise baulich neue Räume geschaffen, um sogenannte Listening Suites anzubieten. 

Acht Stück hat die Messe nun, die 2026 erstmals genutzt werden sollen. Pro Raum wird ein Hersteller unter deutlich besseren Bedingungen seine High-End-Audio-Lösungen präsentieren können. Denn die Räume sind akustisch darauf vorbereitet worden. Die ISE verspricht, dass es kein Audio-Bleeding in benachbarte Räume geben wird.

Einen Rückschlag gibt es aber bei der neuen Hall Zero. Die wird aktuell auf der Westseite gegenüber der Messe gebaut und soll mit einem großen Skyway mit dem Gran-Via-Messegelände verbunden werden. Dazwischen verläuft nämlich eigentlich eine Straße, die überbrückt werden muss. Der beeindruckende Bau wird allerdings erst 2028 fertig, wie Blackman in München sagte. Das ist ein Jahr später als ursprünglich geplant. Die Hall Zero wird vermutlich auch mehr Konferenzkapazitäten bieten. Bisher eine Schwäche der Fira de Barcelona. Der Mobile World Congress nutzt deswegen beispielsweise teilweise Hallenflächen, um Konferenzareale zu erstellen. Optimal ist das nicht.

Zusätzliche Kapazitäten werden aber schon vorher gebraucht. Für 2026 gilt die ISE für Messestände als de facto ausverkauft. Kleinere Flächen um die 20 Quadratmeter gibt es noch, aber eine große Firma hat eigentlich keine Chance mehr, so Blackman im Gespräch. 

Die ISE braucht vermutlich zusätzlich das alte Messegelände

Manche Dinge werden daher schon 2027 ausgelagert. Die Fira de Barcelona hat nämlich noch ein zweites Messegelände – nur drei Metrostationen mit der U-Bahn (FGC) entfernt – am Fuße des Montjuïc. Dort fand, am Plaça d'Espanya anfangs auch der Mobile World Congress statt, ehe auch dieser Kongress ins größere Messegelände Gran Via umziehen musste.

Dank der guten Verkehrsanbindung können die Besucher bei Bedarf also schnell zwischen den Orten wechseln. Die ISE will dies aber thematisch gruppieren. So startet 2026 das Projekt Spark. Die ISE will so Gaming-Plattformen Raum bieten. Spark wird 2026 noch in der Fira Gran Via stattfinden und 2027 so groß werden, dass es wahrscheinlich ausgelagert werden muss.

Spark wird aber keine klassische Gaming-Messe. Vielmehr sollen hier Lösungen für E-Sport-Veranstaltungen gebündelt werden oder auch die professionelle Nutzung von Gaming-Engines wie Unreal Engine oder Unity, die bei Live-Events oder auch in Videoproduktionen genutzt werden. Manch eine Science-Fiction-Serie arbeitet etwa mit Gaming-Engines, und die Lösungen dafür will die ISE im Rahmen von Spark zeigen können. Perspektivisch könnte Spark dann in die Hall Zero wandern.

Kleine Änderungen und bessere Zugänglichkeit der ISE

Die ISE will aber auch Änderungen umsetzen, die man schon von anderen Messen kennt. Dazu gehört etwa ein Showstoppers-Event. Das ist eine Veranstaltung, bei der sich Hersteller in einem Raum gezielt der Presse zeigen. Die Showstoppers gibt es auf der CES, der Ifa und dem Mobile World Congress und werden von der Presse in der Regel gut besucht. Showstoppers ist aber nur ein Anbieter solcher Lösungen, um Hersteller und Presse zusammenzubringen. Es gibt hier durchaus Konkurrenz.

Ob das schon 2026 klappen wird, konnte Blackman uns noch nicht sagen. Man arbeite aber daran. Auch die Hotel-Situation will die ISE weitgehend unter Kontrolle behalten. Bis in den November hat die ISE Kontingente reserviert, die erst danach freigegeben werden und dann als recht teure Angebote auf dem freien Markt landen. Die Ersparnisse sollen zwischen 20 und 50 Prozent liegen. Dafür muss man sich allerdings recht früh festlegen, und wer einen Hotelstatus hat, der wird ihn meist nicht nutzen können.

Angebote wie AirBNB werden zudem perspektivisch weniger. Die unter Übertourismus leidende Stadt geht hier verstärkt gegen solche Angebote vor, auch weil die Katalanen unter Wohnungsnot leiden. Die Stadt will nicht, dass Wohnraum in touristische Angebote gewandelt werden.

Immerhin findet die ISE vom 3. bis zum 6. Februar 2026 statt. Dann ist es vielen Touristen noch zu kalt, um die Stadt zu besuchen. Ganz so schlimm wie zu MWC-Zeiten (2. bis 5. März 2026) wird es vermutlich nicht werden, auch wenn der Abstand zur MWC mit seinen 109.000 Fachbesuchern nicht mehr allzu groß ist. 

Transparenz

Der Autor hat Informationen zu diesem Artikel im Rahmen einer Veranstaltung des Herstellers erhalten. Etwaige Reise- und Unterbringungskosten wurden vollständig oder teilweise vom Hersteller übernommen. Eine Einflussnahme des Herstellers auf die Berichterstattung gab es nicht. Es bestand keine Verpflichtung zur Veröffentlichung.

Die Hall Zero der Fira Gran Via samt Skyway. (Bildquelle: GSMA)
Die Hall Zero der Fira Gran Via samt Skyway. (Bildquelle: GSMA)

Quelle(n)

ISE

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Autor: Andreas Sebayang, 15.10.2025 (Update: 15.10.2025)