PVY Z20 Pro ausprobiert: Überzeugendes, extrem günstiges und faltbares E-Bike mit Verbesserungspotential
Update, 22.03.2024:
Der Hersteller PVY hat offenbar gefälschte Zertifikate kommuniziert. Wir raten aktuell ganz ausdrücklich von einem Kauf ab, da sich die Rückabwicklung offenbar äußerst schwierig gestaltet. Die gefälschten Zertifikate beziehen sich auf die Konformität mit EN 15194.
Fahrräder mit Klappfunktion bringen gegenüber konventionellen Fahrrädern einige Vorteile mit, wobei sich durch die Komprimierbarkeit die Nutzbarkeit zum Teil stark steigern kann. So lassen sich Klappräder etwa auch in kleineren Autos ohne Fahrradhalterung und damit auch spontan mitnehmen, zudem ist die Mitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln häufig unentgeltlich möglich.
Dabei eignen sich Klappräder durch die meist sehr aufrechte - und damit durchaus auch entspannte - Sitzhaltung eher für kürzere Strecken. Ein Elektromotor kann dabei den sinnvollen Einsatzbereich durchaus vergrößern.
Beim Z20 Pro des Hersteller PVY handelt es sich um ein äußerst günstiges Klapprad mit Elektromotor, welches zumindest auf dem Papier sogar mit einer starken Ausstattung aufwarten kann. So will der Hersteller mit den Scheibenbremsen, der Gangschaltung und auch der Federgabel überzeugen können.
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Details
Einfacher Zusammenbau
Bereits bei der Lieferung kann das Z20 Pro durch den Faltmechanismus Pluspunkte sammeln. Da E-Bike wird zusammengeklappt geliefert, dementsprechend sind die Räder bereits montiert und auch das Einstellen der Scheibenbremse entfällt - doch dazu später mehr. Ansonsten muss lediglich die Beleuchtung montiert werden, zudem muss der Lenker mithilfe eines Inbusschlüssels befestigt werden. Die Sattelstange hält mithilfe eines Schnellspanners und auch die Lenkerhöhe kann mit einem Schnellspanner schnell justiert werden.
Die Nutzung von Schnellspannern ist bei einem Klapprad durchaus naheliegend, da durch die Entfernung der Sattelstange das Packmaß noch einmal reduziert werden kann. Auf die höhere Anfälligkeit für Satteldiebstähle soll an dieser Stelle allerdings hingewiesen werden.
Unkomplizierter Faltvorgang
Sowohl das Zusammenklappen als auch das Auseinanderfalten gehen schnell und problemlos von der Hand. Die Abmessungen verändern sich dann von 117 x 156 x 25 Zentimetern auf mindestens 76 x 90 x 50 Zentimeter (Höhe x Länge x Tiefe). Das Fahrrad lässt sich zusammengeklappt nur leidlich gut schieben, da das Modell zusammengeklappt nicht einrastet. Das absolut gesehen recht hohe Gewicht von rund 22 Kilogramm macht die Handhabung des E-Bikes dabei nicht unbedingt leichter. Immerhin ist ein Griff im Rahmen vorhanden, welcher zudem auch sinnvoll zum Anschließen des E-Bikes positioniert ist.
Die Verarbeitung des E-Bikes ist grundsätzlich gut. Über das Design lässt sich wie üblich streiten, dieses ist aber mindestens eher dezent und einigermaßen modern. Die Kabel des E-Bikes sind außerhalb des Rahmens verlegt, was der Optik nicht zuträglich ist - immerhin werden diese gebündelt. Beim Abklappen der Lenkerstange muss aber auf die Kabel geachtet werden.
Elektromotor mit einfacher Sensorik
Grundsätzlich: Der Hinterrad-Nabenmotor des Z20 Pro verrichtet seinen Dienst zuverlässig und ist durchaus durchzugsstark. Da PVY - angesichts des geringen Preises wenig überraschend - auf einen einfachen Pedal-Sensor und nicht auf einen Drehmomentsensor setzt, greift der Motor erst mit einer geringen Verzögerung unterstützend ein. Der Hersteller beziffert die Leistung auf 250 Watt, das Drehmoment auf 50 Nm.
Die maximal erreichbare Geschwindigkeit ist im Allgemeinen abhängig von der gewählten Unterstützungsstufe. In der ersten Stufe wird höchstens bis zu einer Geschwindigkeit von 15 km/h unterstützt, in der zweiten Stufe bis zu 20 km/h und in der höchsten Stufe bis zu 25 km/h. Die Beschleunigung wird ebenfalls stärker. Zwischen den Stufen wird mit einem Knopf neben dem Display gewählt.
Technologiebedingt ist die Unterstützung weniger dynamisch, in der Praxis springt diese also recht rabiat ein, was im Einsatz allerdings weniger störend auffällt. Nicht dokumentiert, aber möglich: Durch Drehen des Gasgriffs lässt sich der Motor während der Fahrt deaktivieren. Der Gasgriff dient eigentlich der Aktivierung der Schiebehilfe und im freigeschalteten - und in Deutschland nur auf Privatgelände legalen Modus - auch zum Gasgeben. Dann ist eine Geschwindigkeit von bis zu 32 km/h möglich.
Das Display ist positiv formuliert übersichtlich - beschränkt sich aber nur auf die nötigsten Angaben. So wird die aktuelle Geschwindigkeit und der gewählte Unterstützungsmodus angezeigt, zudem kann die gefahrene Distanz begutachtet werden. Die Akku-Anzeige ist grob und springt gerne zwischen mehreren Stufen hin und her, die noch mögliche Reichweite kann nicht angezeigt werden. Eine App, welche das eher schwache Display ausgleichen könnte, ist nicht vorhanden.
Schaltung, Bremsen, Federgabel und Reifen
Die nicht näher spezifizierte Shimano-Schaltung des PVY Z20 Pro bringt sechs Gänge mit. In Sachen Dynamik stellt die Schaltung keine Rekorde auf, allerdings schalten die Gänge bereits im Auslieferungszustand sauber durch. Geschaltet wird komfortabel mit dem Daumen. Die Schaltung erlaubt die bequeme Nutzung des E-Bikes potenziell auch ohne jede Motorunterstützung, allerdings entkoppelt sich der Motor nicht. Der daraus resultierende Getriebewiderstand ist spürbar, zudem ist auch die Sitzhaltung eher komfortabel als agil.
Trotz des günstigen Preises bringt das E-Bike vorne und hinten Scheibenbremsen mit. Im Auslieferungszustand stellte sich die Bremskraft als unterdurchschnittlich und auch nach ausführlichem Einbremsen nur als durchschnittlich dar.
Auch das Vorhandensein einer Federgabel ist für ein so günstiges E-Bike eher untypisch. In der Praxis gestaltet sich dank dieser das Fahren etwa über Pflasterstein erträglich, im Gelände ist die Wirksamkeit freilich nicht zuletzt aufgrund des geringen Federwegs von unter 80 Millimetern und auch der nicht optimalen Abstimmung begrenzt - . Apropos Gelände: Über typische Trampelpfade im Wald lässt sich mit dem PVY Z20 Pro durchaus angenehm und sicher fahren. Die Reifen sind mit rund 58 Millimeter tendenziell breiter als für typische Trekking-Fahrräder.
Akku, Reichweite und Alltagserfahrungen
Verbaut ist ein Akku mit einer Kapazität von 374,4 Wh. Die Reichweite wird vom Hersteller auf bis zu 80 Kilometer beziffert. Diese Angabe erscheint durchaus realistisch, bei einem Test mit starker Motorunterstützung und nur geringem Muskeleinsatz und bei starken Steigungen waren knapp über 50 Kilometer erreichbar. Der Akku ist abschließbar und entnehmbar und kann somit sowohl innerhalb als auch außerhalb des E-Bikes geladen werden. Auch der am Akku vorhandene USB-Ports ist während der Fahrt erreichbar - allerdings muss dann ein Kabel vom Vorderteil des Rahmens zum Lenker gezogen werden. Die vollständige Aufladung des Akkus nimmt rund fünf Stunden in Anspruch.
Besonders positiv ist an dieser Stelle der Gepäckträger zu bewerten. Dieser ist zwar relativ kurz, konnte aber - gerade so - Aqua Back Plus-Packtaschen von Vaude aufnehmen, ohne, dass die Füße an die Fahrradtaschen gerieten. Was sich im ersten Moment wie eine Kleinigkeit anhört, dürfte im Alltag aber die Nutzbarkeit des E-Bikes stark erhöhen. Mit den beiden - oder auch anderen Taschen - lassen sich dann nämlich Einkäufe und Gepäck problemlos transportieren.
Störend: Die mitgelieferte Beleuchtung ist extrem einfach. Im Lieferumfang ist nur eine Frontlampe und ein Heckreflektor enthalten. Die Frontlampe wird nur über Batterien und nicht dem Akku des E-Bikes versorgt und ist zudem nicht sonderlich hell. Mitgeliefert wird neben den nötigen Montagewerkzeugen noch eine Fahrradabdeckung und eine Smartphone-Halterung - hier wäre die Beilage einer hochwertigeren Beleuchtung wahrscheinlich die bessere Wahl gewesen.
Fazit: Schnäppchen-Klapprad macht vieles, aber nicht alles richtig
Das PVY Z20 Pro ist ein sehr günstiges Klapprad mit Elektromotor, welches im Test grundsätzlich überzeugen konnte. Der günstige Preis ist dem Fahrrad an vielen Stellen aber anzumerken. So ist der Motor zwar durchzugsstark, agiert aufgrund des Pedals-Sensors aber nicht dynamisch. Die Nutzung von Scheibenbremsen ist löblich, die Bremsleistung aber nur durchschnittlich. Der Fahrkomfort ist aber grundsätzlich gut und auch die Reichweite ordentlich.
Das PVY Z20 Pro ist ein alltagstaugliches, elektrisches Klapprad mit Ecken und Kanten - die vom sehr günstigen Preis aber relativiert werden.
Insgesamt ist das E-Bike eine Empfehlung wert, zumal vergleichbar günstige E-Bikes mit einer meist wesentlich einfacheren Ausstattung ausgeliefert werden - mal fehlt die Gangschaltung, mal die Scheibenbremsen. Perspektivisch würden wir uns von PVY gerne auch ein etwas preisintensiveres E-Bike mit besserer Scheibenbremse und Beleuchtung wünschen.
Preis und Verfügbarkeit
Das PVY Z20 Pro ist direkt beim Hersteller aktuell zu einem Preis von 759 Euro direkt beim Hersteller erhältlich. Angeboten wird das E-Bike in einer schwarzen und einer weißen Farbvariante.
Transparenz
Die Auswahl der zu testenden Geräte erfolgt innerhalb der Redaktion. Das vorliegende Testmuster wurde dem Autor vom Hersteller unentgeltlich zu Testzwecken überlassen. Eine Einflussnahme auf den Testbericht gab es nicht, der Hersteller erhielt keine Version des Reviews vor der Veröffentlichung. Es bestand keine Verpflichtung zur Publikation. Unsere Reviews erfolgen stets ohne Gegenleistung oder Kompensationen. Als eigenständiges, unabhängiges Unternehmen unterliegt Notebookcheck keiner Diktion von Herstellern, Shops und Verlagen.
So testet Notebookcheck
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