Russischer Prozessor-Hersteller Baikal geht nach Sanktionen gegen Russland bankrott
Nachdem der Baikal BE-S1000 mit seinen 48 ARM Cortex-A75 Prozessorkernen im Vorjahr noch als Konkurrent zu veralteten Intel-Prozessoren vermarktet wurde, ist das Unternehmen nun bankrott, wie CNews Russland berichtet. Die Vermögenswerte inklusive des intellektuellen Eigentums, also der Patente, von Baikal Electronics werden als Teil des Konkursverfahrens der Muttergesellschaft T-Platforms verkauft, laut Kommersant wird der gesamte Wert nur auf umgerechnet rund 4,7 Millionen Euro geschätzt.
Der relativ geringe Wert des intellektuellen Eigentums erklärt sich unter anderem dadurch, dass Baikal anders als Intel und AMD keine eigene CPU-Architektur entwickelt hat, und sich stattdessen auf die Technologie des britischen Chip-Spezialisten ARM verlassen hat, um eigene Prozessoren zu entwickeln. Für die Fertigung dieser Chips war Baikal Electronics auf ausländische Unternehmen angewiesen – der BE-S1000 sollte beispielsweise bei TSMC in Taiwan gefertigt werden.
Die Produktion von Baikal-Chips wurde erheblich erschwert, nachdem Sanktionen von Taiwan die Chip-Exporte an Russland untersagt haben, solange die besagten Chips Taktfrequenzen von 25 MHz oder 5 GFLOPs Leistung überschritten haben. Die Auktion der Vermögenswerte von Baikal Electronics findet am 26. September 2023 statt, ob ein neuer Eigentümer die Chip-Entwicklung in Russland fortführen wird, bleibt abzuwarten. Das Konkursverfahren des Mutterkonzerns T-Platforms, der vor allem für leistungsstarke Supercomputer bekannt war, wurde im Oktober 2022 eingeleitet. Der Konzern hat seit seiner Gründung im Jahr 2002 mehr als 300 Supercomputer gebaut, und auch in die EU und die USA exportiert.
Quelle(n)
CNews | Kommersant | Fritzchens Fritz (Bilder)