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Beatmung über den Darm: Studie bestätigt Verträglichkeit der Anwendung

Die enterale Beatmung wurde erstmals erfolgreich am Menschen getestet. (Bildquelle: David_SMC via Pixabay)
Die enterale Beatmung wurde erstmals erfolgreich am Menschen getestet. (Bildquelle: David_SMC via Pixabay)
Ein internationales Forschungsteam hat erstmals die sogenannte enterale Beatmung – also die Sauerstoffzufuhr über den Darm – am Menschen getestet. Die Phase-1-Studie bestätigt die Verträglichkeit der neuen Beatmungsmethode. Weitere Studien müssen zeigen, ob sie auch einen therapeutischen Nutzen hat.

Aus Tierversuchen ist bekannt, dass bestimmte Säugetiere – darunter Mäuse, Ratten und Schweine – Sauerstoff über den Darm aufnehmen können. Dieses ungewöhnliche Konzept wurde 2024 sogar mit dem Ig-Nobelpreis ausgezeichnet. Ob sich der Ansatz auch auf den Menschen übertragen lässt, war bislang unklar – bis ein internationales Forschungsteam aus den USA und Japan unter der Leitung des japanischen Stammzellforschers Dr. Takanori Takebe die sogenannte enterale Beatmung erstmals erfolgreich am Menschen testete. Die Ergebnisse der Phase-1-Studie erschienen am 20. Oktober 2025 im Fachjournal Cell / Med.

Die Untersuchung fand am Cincinnati Children’s Hospital (USA) statt und umfasste 27 gesunde Männer im Alter zwischen 20 und 45 Jahren. Für den Test verwendeten die Forscher Perfluordecalin (PFD) – eine Flüssigkeit, die außergewöhnlich viel Sauerstoff binden kann (500 ml O₂ pro Liter). Sie kommt bereits in der Augenchirurgie und als Trägersubstanz für medizinische Sauerstofflösungen zum Einsatz. In der Studie wurde schrittweise getestet, wie viel der Flüssigkeit der Körper verträgt. Die Teilnehmer erhielten PFD-Dosen zwischen 25 und 1.500 Millilitern, die jeweils 60 Minuten im Darm verbleiben sollten.

Ein wichtiger Hinweis: Im Rahmen der Untersuchung wurde nicht-oxygeniertes PFD verwendet. Die Flüssigkeit wurde also nicht mit Sauerstoff angereichert. In der Phase-1-Studie ging es zunächst darum, die Verträglichkeit der rektalen Verabreichung der Flüssigkeit zu überprüfen.

Keine schwerwiegenden Nebenwirkungen – Verträglichkeit gesichert

Bis zur höchsten Dosis traten keine schwerwiegenden Nebenwirkungen oder toxischen Reaktionen auf. Etwa 59 Prozent berichteten über leichte Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen oder Stuhldrang – vor allem bei größeren Dosen. Vier von sechs Teilnehmern in der höchsten Dosisgruppe brachen die Sitzung aufgrund von Unwohlsein vorzeitig ab. Laborwerte, Blutdruck und Organfunktionen blieben durchweg im Normbereich. Im Blut war kein PFD nachweisbar – sodass dieses offenbar nicht über die Darmschleimhaut in den Blutkreislauf aufgenommen wurde. Trotz kleinerer Nebenwirkungen gilt die Verträglichkeit der rektalen PFD-Vergabe damit als gesichert.

Sicherheit belegt, therapeutischer Nutzen muss überprüft werden – könnte aber sehr hoch sein

Unter dem Strich belegt die Studie die Sicherheit des Verfahrens, kann aufgrund der Verwendung von nicht- oxygeniertem PFD aber noch keinen therapeutischen Nutzen nachweisen. Künftige Studien sollen überprüfen, wie viel Sauerstoff aus angereichertem PFD über den Darmschleimhaut in den Blutkreislauf aufgenommen werden kann. Sollte die therapeutische Wirksamkeit nachgewiesen werden, könnte sich daraus ein revolutionäres Beatmungsverfahren ergeben, das in Situationen eingesetzt werden kann, in denen eine normale Beatmung zu riskant oder unmöglich ist – etwa bei akutem Lungenversagen. Damit wäre es eine Lösung für viele Situationen, die die moderne Schulmedizin bisher nicht bewältigen konnte. 

Quelle(n)

Cell.com

Bildquelle: David_SMC via Pixabay

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Autor: Marius Müller, 24.10.2025 (Update: 24.10.2025)