IFA 2024 | Core Ultra Series 2: Intel stellt mit Lunar Lake seinen bisher effizientesten x86-Prozessor vor
Rund ein Jahr nach der Ankündigung der Core Ultra Series 1, auch bekannt als Meteor Lake, lässt Intel nun die zweite Generation folgen. Core Ultra Series 2 mit dem Codenamen Lunar Lake war bereits zur Computex im Juni erstmals angekündigt worden. Zur IFA kommt jetzt die endgültige Enthüllung der Core-Ultra-200V-Serie, bei der es für Intel vor allem um eines ging: x86-CPUs effizienter zu machen.
Effizienz: Bis zu 50 Prozent weniger Verbrauch als Meteor Lake
Freilich war das auch bereits bei Meteor Lake das Ziel, wo Intel erstmals Low-Power E-Cores im SoC-Tile verbaute. Diese sollten das CPU-Tile entlasten bzw. dafür sorgen, dass es gar nicht erst anspringen muss, was den Verbrauch senken sollte. Mittlerweile hat Intel aber festgestellt: In Meteor Lake waren die LP-E-Cores nicht schnell genug, sodass der Effekt zu selten zum Tragen kam.
Das soll sich mit Lunar Lake ändern. Lunar Lake hat keine E-Kerne im CPU-Tile mehr, stattdessen sind es nun vier E-Kerne im SoC-Tile. Die neuen Skymont-Kerne sind deutlich höher getaktet als die Crestmont-Kerne in der Vorgänger-Generation, sodass die großen P-Kerne im CPU-Tile nun auch wirklich aus bleiben können in vielen Anwendungen. Zusammen mit anderen Anpassungen am CPU-Design, um mehr Strom zu sparen, ergibt sich ein sehr effizienter Chip. Im Vergleich zu Meteor Lake H sinkt der Verbrauch um 33 bis 50 Prozent, je nach App.
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Wichtig ist hierbei freilich nicht nur der Vergleich mit den eigenen Vorgängerchips, sondern auch der Konkurrenz. Hierfür hat Intel den Lunar Lake mit dem Qualcomm Snapdragon X Elite und dem AMD Ryzen 9 AI HX 370 verglichen, mit jeweils fast baugleichen Laptops. Sowohl in Teams als auch dem Procyon-Benchmark konnten die Konkurrenten geschlagen werden.
CPU-Performance: Lunar Lake mit mehr Leistung bei weniger Verbrauch
Eine bessere Effizienz ist nur wenig wert, wenn sie auf Kosten der Leistung geht. Lunar Lake ist dabei spezifisch für das Low-Power-Segment gemacht, weswegen der Prozessor nur vier große Lion-Cover P-Kerne (bis zu 5,1 GHz, plus 14 Prozent IPC) und vier kleine Skymont E-Kerne (bis zu 3,7 GHz, plus 68 Prozent IPC) hat. Dennoch will Intel die Leistung im Vergleich zu den Meteor-Lake-Chips, die alle mehr Kerne und mehr Threads mit Hyperthreading boten, teilweise verbessert haben.
Im Vergleich zur Meteor-Lake-U-Serie mit 14 Threads soll Lunar Lake mit nur 8 Threads dennoch 22 Prozent schneller sein bei einem Verbrauch von 9 Watt. Auch Meteor-Lake-H mit 22 Threads kann bei einer TDP von 17 Watt um 10 Prozent geschlagen werden. Erst bei einem Verbrauch von 23 Watt zieht der Vorgänger mit mehr Kernen davon, hier ist Meteor-Lake-H um 6 Prozent besser. Dabei ist der Verbrauch des RAMs in den Verbrauch von Lunar Lake hier mit einberechnet, bei Meteor Lake kommt der noch oben drauf. Das liegt daran, dass der Speicher bei Lunar Lake Teil des Prozessor-Package ist.
Klar ist dabei: Core Ultra 200V skaliert bis rund 20 Watt sehr gut, darüber sind die Konkurrenten oft schneller. Intel will einen Gleichstand bei der Multicore-Performance relativ zum Verbrauch des Apple M3 bei 20 Watt schaffen.
GPU: Intel will dünne Laptops Gaming-tauglich machen
Mit Meteor Lake gab es eine eindeutige Aufteilung im Lineup, was die Grafikleistung angeht. Die H-Serie mit Intel ARC war der Star, während die U-Serie mit der halbierten Intel Graphics ein Schattendasein fristete. Mit Core Ultra Series 2 liefert Intel ein Produkt, das einen ähnlichen TDP-Bereich wie die U-Serie bespielt, aber dank Xe2-Grafik dennoch die ARC-GPU der H-Serie schlagen soll. Durchschnittlich rund 31 Prozent besser soll die neue Intel ARC 140V (acht Xe-Kerne) im Vergleich zur Intel ARC Graphics mit acht Xe-Kernen.
Gegenüber dem Qualcomm Snapdragon X Elite, bei dem allerdings viele Spiele nicht liefen, war die Performance um durchschnittlich 68 Prozent besser bei Intels Tests. Zum AMD Ryzen AI 9 370 HX waren es immerhin noch rund 16 Prozent.
AI: Bis zu 120 TOPS, Copilot+ Ready
Eine NPU gab es bei Intel-CPUs erstmals bei Meteor Lake. Allerdings handelte es sich noch um ein schwaches Modell, das nur bis zu 11,5 TOPS lieferte - zu wenig für Microsofts neuen Copilot+-Standard. Mit Lunar Lake zieht Intel mit der Konkurrenz gleich, denn je nach Modell sind es nun 40 bis 48 TOPS, womit Lunar Lake Copilot+-Ready ist.
Neun Core Ultra 200V CPUs ab dem 24. September
Insgesamt neun verschiedene Chips der Serie Core Ultra Series 2 werden noch in diesem Monat in über 80 Laptop Designs erscheinen. Dabei gibt es insgesamt vier Core Ultra 5, vier Core Ultra 7 sowie einen Core Ultra 9. Alle CPUs haben insgesamt acht Kerne. Der Unterschied zwischen den SKUs ergibt sich primär durch die Taktraten. Die Ultra-5-Chips haben zudem nur acht statt zwölf MB Cache, eine schwächere GPU (Intel ARC 130V) mit nur sieben ARC-Kernen und eine etwas schwächere NPU. Die maximale Leistung in allen Bereichen bietet nur der Core Ultra 9. Von jedem Chip gibt es zwei Versionen, die jeweils mit 16 oder 32 GB RAM ausgestattet sind, nur der Ultra 9 hat immer 32 GB Speicher. Die TDP bewegt sich durchgehend zwischen 8 und 37 W mit 17 Watt als Standardwert, nur der Core Ultra 9 (17 bis 37 Watt) hat einen höheren Rahmen.
Fazit: Lunar Lake macht Intel im Low-Power-Segment wieder konkurrenzfähig
Die Entwicklung von Intels CPUs kannte in den letzten Jahren nur eine Richtung: Mehr Leistung für mehr Verbrauch. Mit Meteor Lake wollte Intel erstmals mit diesem Trend brechen, doch der endgültige Durchbruch scheint erst mit Lunar Lake zu gelingen - wenn die Plattform hält, was Intel verspricht.
Die neue CPU- und GPU-Architektur in Verbindung mit dem N3-Produktionsprozess von TSMC scheint Intel den Effizienz-Boost zu geben, den sie gerade im Low-Power-Bereich dringend benötigen. Die U-CPUs von Intel waren zuletzt kaum konkurrenzfähig und Intel-Laptops mussten mindestens 30 Watt verbrauchen, um eine einigermaßen gute Leistung zu produzieren. Bei Core Ultra 200V ist das anders, die neuen Chips haben ihre Stärken im Bereich zwischen 10 und 20 Watt. Das dürfte Intel besonders bei dünnen und leichten Laptops helfen und könnte sogar lüfterlose Designs mit x86-CPU ermöglichen. Auch Gaming-Handhelds könnten von Lunar Lake, das auch mit einer deutlich besseren GPU auftrumpft, profitieren.
Freilich sind das nicht alle Marktbereiche im PC-Markt. Es bleibt offen, in welcher Form und wann Intel die Vorteile der Lunar-Lake-Plattform auch in größere Laptops und Desktops bringen wird. Dabei geht der Blick Richtung Arrow Lake, der nächsten Mainstream-CPU-Plattform von Intel. Mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten, in denen sich Intel aktuell befindet, dürften Lunar Lake und Arrow Lake die wichtigsten CPU-Plattformen in Intels jüngerer Vergangenheit sein.
Quelle(n)
Intel