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Kleine Smartphone-Akkus in Deutschland: So wären größere Akkus möglich – wenn Hersteller wollen würden

Smartphones werden in Deutschland oft mit kleinerem Akku als in China ausgeliefert. (Bildquelle: Tyler Lastovich)
Smartphones werden in Deutschland oft mit kleinerem Akku als in China ausgeliefert. (Bildquelle: Tyler Lastovich)
Während immer mehr Smartphones in China mit fortschrittlichen Silizium-Kohlenstoff-Akkus mit einer Kapazität jenseits der 7.000 mAh ausgeliefert werden, kommen dieselben Geräte in Europa häufig mit deutlich kleineren Batterien auf den Markt. Schuld daran ist eine Transport-Verordnung, allerdings könnten Hersteller diese umgehen.
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Immer mehr Smartphones kommen in China mit geradezu riesigen Akkus auf den Markt – selbst kompakte Geräte wie das iQOO 15 Mini setzen auf 7.000 mAh Akkus, während unter anderem Realme bereits an einem relativ schlanken Smartphone mit einem 15.000 mAh Akku arbeitet. Viele dieser Geräte mit großen Akkus kommen aber in Europa gar nicht erst auf den Markt, andere Geräte wie das Xiaomi 15 Ultra werden hierzulande mit einem kleineren Akku ausgeliefert.

Transport-Verordnung beschränkt Akku-Zellen auf 20 Wh

Der Grund dafür ist das sogenannte Europäischen Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße (ADR), das in einigen EU-Ländern inklusive Deutschland und Österreich vorschreibt, dass Akku-Zellen mit einer Kapazität von mehr als 20 Wh als Gefahrgut deklariert werden müssen. Das macht den Transport nicht nur kostspieliger, sondern auch wesentlich schwieriger, da nur wenige Transport-Unternehmen überhaupt Gefahrgut-Pakete akzeptieren.

20 Wh entspricht bei der typischen Spannung eines Smartphone-Akkus etwa 5.200 mAh. Konsumenten haben in der Theorie die Möglichkeit, Smartphones mit größeren Akkus etwa aus Frankreich oder China zu importieren, in einem Hintergrundgespräch hat uns Ingram aber darauf hingewiesen, dass diese Geräte oft nicht richtig gekennzeichnet werden, sodass diese prinzipiell widerrechtlich transportiert werden. Endverbraucher sollten darüber hinaus beachten, dass Geräte mit Akkus jenseits der 20 Wh oft nicht zur Reparatur geschickt oder für Trade-in-Aktionen verwendet werden können, da Unternehmen diese aufgrund des zusätzlichen logistischen Aufwands häufig nicht akzeptieren.

Mehrzellen-Akkus wären eine Lösung, die Hersteller ablehnen

Die technisch einfachste Lösung für dieses Problem ist es, schlicht einen Akku zu verbauen, der aus mehreren Zellen besteht. Solange jede Zelle weniger als 20 Wh fasst, ist es so möglich, deutlich größere Batterien zu verbauen. Aus diesem Grund können Laptops, Gaming-Handhelds und Tablets auch problemlos mit größeren Akkus ausgeliefert werden.

Laut Vivo wäre das aber keine Lösung, da Mehrzellen-Akkus mehr Platz benötigen, wodurch Smartphones dicker und schwerer werden würden, und somit weniger konkurrenzfähig wären. Der EU- und US-Markt wären schlicht zu klein, um eine zusätzliche Produktionslinie zu rechtfertigen, um eine spezielle Version eines Smartphones mit dickerem Gehäuse und Mehrzellen-Akku zu fertigen, so die Aussage von Vivo. Stattdessen liefert Vivo in Europa schlicht dieselben Akkus wie in China aus, aber mit reduzierter Spannung, um das 20 Wh Limit einzuhalten.

Beispielsweise fasst der Akku des Vivo X200 Pro (ca. 1.050 Euro auf Amazon) in den meisten Regionen 6.000 mAh, in Deutschland und Österreich aber nur 5.200 mAh. Die Branche wünscht sich eine Gesetzesänderung, die allerdings frühestens im Jahr 2027 erfolgen soll, konkrete Pläne für eine Anpassung des Limits der Akku-Kapazität gibt es noch nicht. Obwohl laut einer Umfrage von Vivo zwei Drittel aller Nutzer unzufrieden mit der Akkulaufzeit ihres Smartphones sind, ist mittelfristig also keine Besserung in Sicht.

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Autor: Hannes Brecher,  6.10.2025 (Update:  6.10.2025)