Mercedes autonomes Fahren: Drive Pilot auf 95 km/h erhöht - Level-4-Tests in China gestartet

Die Weiterentwicklung autonomer Fahrzeuge bei Mercedes nimmt Fahrt auf. Während Mercedes sein Level-3-System Drive Pilot in Deutschland auf bis zu 95 km/h bereits erweitern konnte, erhielt er in Peking erstmals die Genehmigung für Level-4-Testfahrten im öffentlichen Straßenverkehr. Damit positioniert sich Mercedes als einer der Technologieführer im Premiumsegment und verfolgt weiter das Ziel, bis Ende des Jahrzehnts hochautomatisierte Systeme nach Level 4 in Serie anzubieten.

Das Level-3-System Drive Pilot gilt als erster international zugelassener Assistent, der dem Fahrer in definierten Situationen die Verantwortung abnimmt. Die technische Basis bilden hochauflösende Karten, LiDAR-Sensorik, Radar, Kameras und Ultraschallsensoren. Ergänzt wird dies durch eine redundante Fahrzeuginfrastruktur für Bremsen, Lenkung und Energieversorgung. Als sichtbares Signal nutzt Mercedes eine türkisfarbene Außenbeleuchtung, die anzeigt, wenn das System aktiv ist. Ziel ist es, in kommenden Hardware-Generationen die Geschwindigkeit weiter anzuheben. In Planung sind bis zu 110 km/h, langfristig sollen 130 km/h möglich werden.

Noch ambitionierter ist der Schritt nach China: Als erster internationaler Hersteller darf Mercedes Level-4-Testfahrzeuge im städtischen Verkehr von Peking erproben. Eingesetzt werden speziell ausgerüstete S-Klassen, ausgestattet mit erweiterten Sensormodulen und KI-basierten Entscheidungsalgorithmen. Laut Mercedes liegt der Fokus auf „multi-sensor perception in high-level automated driving“ – also auf der robusten Fusion von LiDAR, Radar und Kameradaten, um komplexe Verkehrssituationen sicher zu bewältigen. Bemerkenswert ist, dass die Zulassung auch für privat zugelassene Fahrzeuge gilt, was die Nähe zur späteren Seriennutzung verdeutlicht.

Im internationalen Vergleich verfolgt jeder Hersteller eigene Strategien. Tesla setzt mit „Full Self-Driving (FSD)“ stark auf KI-gestützte Software, kämpft aber weiter mit regulatorischen Hürden und Sicherheitskritik. General Motors und Waymo konzentrieren sich vor allem auf Robotaxi-Projekte im Level-4-Bereich. Mercedes hingegen kombiniert mehrere Schritte: Ausbau von Level 2 auf 2+ und 2++, Weiterentwicklung von Level 3 auf der Autobahn und gezielte Erprobung von Level 4 in urbanen Räumen. Dieser gestufte Ansatz verschafft dem Hersteller die Möglichkeit, Technologie schrittweise abzusichern und regulatorisch zu verankern.

Bis Ende des Jahrzehnts will Mercedes hochautomatisierte Systeme nach Level 4 für Kundenfahrzeuge bereitstellen. Ein zentraler Baustein ist dabei die Weiterentwicklung eigener Hardware. Mit der Gründung der Chip-Einheit Athos Silicon im Silicon Valley soll laut Reuters die Entwicklung energieeffizienter Recheneinheiten beschleunigt werden.

Mercedes: Testfahrten unter realen Bedingungen

Offen bleibt, wie schnell sich regulatorische Rahmenbedingungen in Europa und den USA anpassen. Klar ist jedoch: Mercedes setzt auf eine langfristige Strategie, die sowohl technologische Innovation als auch rechtliche Absicherung umfasst. Damit gehört der Hersteller aktuell zu den wenigen Akteuren, die einen konkreten Fahrplan von Level 2+ über Level 3 bis hin zu Level 4 skizzieren und mit realen Testfahrten untermauern.