744 km WLTP-Reichweite: Tesla reaktiviert Model S und Model X für Europa mit gezielten Komfort- und Effizienz-Updates

Nach einer dreimonatigen Auszeit, in der die Bestell-Konfiguratoren für die Model S und Model X in vielen europäischen Märkten deaktiviert waren, hat Tesla die Orderbücher für seine beiden Oberklasse-Stromer Model S und Model X wieder geöffnet. Die Maßnahme, die im Juli nach der Enthüllung einer leichten Modellpflege initiiert wurde, diente laut Branchenanalysten primär dazu, die Logistik und die Homologation für die neuen Spezifikationen in Europa reibungsloser zu gestalten. Die Auslieferungen der aktualisierten Fahrzeuge sollen bereits im November beginnen, was eine deutliche Straffung der Zeitpläne im Vergleich zu früheren Markteinführungen signalisiert.

Die Einstiegspreise in Deutschland, die bereits im Februar 2025 angehoben wurden, blieben für den Relaunch unverändert. Das Tesla Model S startet bei ca. 111.000 € und das Tesla Model X beginnt bei 116.000 €, jeweils zuzüglich Überführungs- und Bearbeitungsgebühren. Die Preise positionieren die Fahrzeuge im obersten Preissegment des Marktes, wo der Wettbewerb durch Modelle wie den Mercedes EQS, den BMW iX und den Porsche Taycan zunimmt. Angesichts der geringen Absatzzahlen in Europa – die Verkäufe beider Modelle waren in den letzten fünf Jahren kontinuierlich rückläufig – ist fraglich, ob die vorgenommenen diskreten Änderungen ausreichen, die Verkaufszahlen wieder zu steigern.

Die vorgenommene Aktualisierung ist laut Hersteller Tesla eher subtil, adressiert jedoch gezielt Schwachstellen in den Bereichen Fahrkomfort und digitale Integration. Die wichtigste, messbare Neuerung betrifft die Reichweite: Das Model S wird nun mit einer WLTP-Reichweite von bis zu 744 km gelistet. Dies stellt eine marginale, aber strategisch wichtige Steigerung dar, um im hart umkämpften Segment der Langstrecken-E-Autos an der Spitze zu bleiben.

Zu den technischen Detaillösungen, die den Fahrkomfort verbessern sollen, zählt eine neue Fahrwerksabstimmung. Genauer werden „neue Buchsen und ein überarbeitetes Federungsdesign“ genannt, die für ein „noch sanfteres Fahrgefühl“ sorgen sollen. Ein weiteres, oft kritisiertes Element ist die Geräuschdämmung im Innenraum. Tesla verspricht einen „noch leiseren Innenraum“, was auf verstärkte Isolationsmaßnahmen und/oder eine Verbesserung des Active Noise Cancelling (ANC)-Systems hindeuten dürfte.

Im Bereich der aktiven Sicherheit und der Sensorik hat Tesla mit der Integration einer Front-Faszie-Kamera für eine bessere Sicht gesorgt. Diese Kamera erweitert das Sichtfeld für die Autopilot- und Full-Self-Driving (FSD)-Funktionen, insbesondere im Nahbereich und bei niedrigen Geschwindigkeiten. Zudem erhalten die Modelle Adaptive Fahrlicht-Systeme (Adaptive Driving Beams), eine längst überfällige Funktion für Flaggschiff-Fahrzeuge dieser Klasse.

Optische Modifikationen beschränken sich auf neue Raddesigns und subtile externe Styling-Anpassungen. Im Interieur wurde eine dynamische Ambientebeleuchtung eingeführt, ein Feature, das in der Premiumklasse mittlerweile zum Standard avanciert ist. Beim Model X wird zudem ein „Mehr an Raum für die Insassen der dritten Reihe und das Gepäck“ beworben, was auf eine optimierte Gestaltung des Innenraumpakets hindeutet.

Die Modellpflege adressiert akute Mängel wie den Fahrkomfort und die veraltete Lichttechnik, versäumt es jedoch, die Plattform durch revolutionäre Technologien wie eine 800-Volt-Architektur oder ein signifikant überarbeitetes Innenraumkonzept zu modernisieren. Die Model S/X-Plattformen sind nach wie vor die ältesten im Tesla-Portfolio.

Die erneute Verfügbarkeit in Europa, gekoppelt mit dem straffen Lieferfenster bis November, zeigt Teslas Bestreben, die Logistik in Schlüsselmärkten zu verbessern. Es ist fraglich, ob die geringfügigen Verbesserungen und die auf 744 km gesteigerte WLTP-Reichweite eine signifikante Wiederbelebung der Model S/X-Verkäufe bewirken können.