Citroën Formel E: Stellantis enthüllt 350-kW-GEN3-Evo-Rennwagen mit 1,86-Sekunden-Sprint

Der französische Hersteller Citroën bestätigt den offiziellen Wiedereinstieg in den internationalen Motorsport durch die Teilnahme an der ABB FIA Formula E World Championship. Diese Entscheidung markiert laut Stellantis einen strategischen Wendepunkt. Das Engagement soll die über 60-jährige Motorsport-Tradition von Citroën mit einer konsequenten Ausrichtung auf nachhaltige Elektromobilität verbinden. Die gesamte Expertise von Stellantis Motorsport fließt in das Projekt. Das Team, geführt vom Team Principal Cyril Blais, wird von den Fahrern Jean-Éric Vergne aus Frankreich und Nick Cassidy aus Neuseeland repräsentiert. Die offiziellen Testfahrten beginnen am 27. Oktober in Valencia. Der Saisonstart ist für den 6. Dezember beim E-Prix in São Paulo angesetzt.

Der eingesetzte GEN3 Evo Single-Seater wurde im Stellantis Motorsport Center in Satory unter der Leitung von Jean-Marc Finot entwickelt. Das Kohlefaser-Monocoque gewährleistet die Einhaltung der höchsten FIA-Sicherheitsanforderungen. Durch das geringe Mindestgewicht von 859 Kilogramm inklusive Fahrer erreicht das Fahrzeug eine Agilität, die mit konventionell angetriebenen Monopostos vergleichbar sein soll.

Der elektrische Antriebsstrang liefert eine Spitzenleistung von bis zu 350 Kilowatt (kW), umgerechnet rund 470 PS. Diese Leistung ermöglicht eine Beschleunigung von null auf 100 Kilometer pro Stunde in lediglich 1,86 Sekunden. Damit gilt der GEN3 Evo als der schnellste elektrische Single-Seater in der Geschichte des FIA-Championats. Die maximale Geschwindigkeit liegt bei etwa 320 km/h.

Ein zentrales technisches Merkmal ist das Zwei-Motoren-System zur Energierückgewinnung. Der Heckmotor dient der primären Fortbewegung. Der Frontmotor ist primär für die Regeneration der Energie zuständig. Bei Aktivierung des sogenannten Attack Mode arbeiten beide Motoren zusammen. Dadurch wird der Rennwagen kurzzeitig zu einem Allradfahrzeug. Die kombinierte Bremsrekuperation kann bis zu 600 kW Energie zurückgewinnen. Laut Stellantis können damit annähernd 50 Prozent der im E-Prix verbrauchten Energie wiederverwendet werden. Die benötigte Energie wird in einer Batterie mit einer Kapazität von etwa 47 Kilowattstunden (kWh) gespeichert.

Die Formel E fungiert für Citroën als wichtiges Vollskala-Labor. Die über elf Jahre gesammelte Erfahrung von Stellantis Motorsport in dieser Rennserie soll die Balance zwischen Leistung, Effizienz und Zuverlässigkeit optimieren. Die Expertise der Ingenieure erstreckt sich über den gesamten Antriebsstrang: von den Elektromotoren und intern entwickelten Wechselrichtern über die Software-Strategie für die duale Energierückgewinnung bis hin zum fortschrittlichen thermischen und Energiemanagement.

Die Erkenntnisse aus dem Rennsport finden laut Stellantis direkten Eingang in die Entwicklung von Serien-Elektrofahrzeugen. Dies betrifft besonders die Optimierung der Batteriemanagementsysteme, die Effizienz der Wechselrichter und die Software zur Steuerung der Bremsenergierückgewinnung.

Der CEO von Citroën, Xavier Chardon, unterstreicht die Rolle der Formel E:

"Durch den Beitritt zu einem 100 Prozent elektrischen, verantwortungsbewussten und engagierten Wettbewerb teilen wir starke, zukunftsweisende Werte."

Das Team setzt auf zwei erfahrene Piloten: Jean-Éric Vergne, der erste zweifache Formel-E-Champion, bringt umfassendes Know-how aus der Formel 1 und der FIA WEC mit. Der Neuseeländer Nick Cassidy ist Vizeweltmeister der Saison 2024–2025 und hält 11 Formel-E-Siege und 25 Podiumsplätze.

Die Lackierung des Monoposto, entworfen vom Citroën Design Centre, ist eine bewusste Hommage an die französische Herkunft. Eine präzise Farbverlauf-Komposition zeigt leuchtendes Rot, reines Weiß und elektrisches Blau. Rot symbolisiert die Leidenschaft und die Sport-Tradition der Marke, während Weiß und Blau die technologische und nationale Identität widerspiegeln sollen.

Die Formel E ist das erste globale Championat, das die ISO 20121-Zertifizierung für verantwortungsvolles Eventmanagement erhielt. Etwa 35 Prozent der Hankook-Reifen bestehen aus recycelten Materialien. Citroën sieht in der Rennserie einen Hebel zur Stärkung der internationalen Präsenz und zur Ansprache einer jüngeren, technikaffinen Zielgruppe, die Innovation und die Werte der Marke schätzt.