Auf der A10 südwestlich von Paris wurde erstmals eine öffentliche Autobahn mit einem dynamischen induktiven Ladesystem ausgestattet, das Elektrofahrzeuge während der Fahrt mit Strom versorgt. Das Pilotprojekt trägt den Namen „Charge as you drive“ und darf mit Fug und Recht als Meilenstein der Elektrifizierung bezeichnet werden.
Auf einer 1,5 Kilometer langen Teststrecke haben die Projektpartner VINCI Autoroutes, Electreon, VINCI Construction, die Gustave Eiffel University und Hutchinson ein System installiert, das Fahrzeuge während der Fahrt mit bis zu 300 Kilowatt Leistung versorgt. In den Asphalt eingelassene Induktionsspulen erzeugen dabei ein Magnetfeld, das von Empfängerspulen in den Fahrzeugen in elektrische Energie umgewandelt wird. Damit lassen sich kompatible Pkw, Busse oder Lkw kabellos laden – ohne Halt an einer Station.
Die bisher gemessenen Werte liegen laut Electreon im Bereich von über 200 Kilowatt durchschnittlicher Ladeleistung – vergleichbar mit modernen Schnellladern. Vier Prototypen befinden sich derzeit im Einsatz, darunter ein schwerer Lkw, ein Nutzfahrzeug, ein Pkw und ein Bus. Die Tests finden unter realen Verkehrsbedingungen statt. Die technischen Prüfungen verliefen erfolgreich: Materialtests im Road Research Center in Mérignac sowie eine 25-Jahres-Simulation im LAMES-Labor der Gustave Eiffel University bestätigten eine hohe Haltbarkeit ohne Materialermüdung. Nach Abschluss aller Tests wurde das System für den öffentlichen Verkehr freigegeben.
Günstige E-Autos, weniger CO₂-Emissionen
Sollte „Charge as you drive“ flächendeckend zum Einsatz kommen, könnten E-Autos künftig mit kleineren Batterien auskommen. Das würde nicht nur die Preise für Elektrofahrzeuge sinken lassen, sondern auch die CO₂-Emissionen durch Herstellung und Entsorgung der Fahrzeugbatterien reduzieren. Gleichzeitig könnte die Anzahl an Elektrofahrzeugen ansteigen, was insbesondere in Frankreich, wo der Straßenverkehr rund 95 Prozent der Transportemissionen verursacht, maßgeblich zum Erreichen der Klimaziele beitragen könnte.
Kosten und Kompatibilität
Wie der Strom beim kabellosen Laden auf der Autobahn bezahlt werden soll, steht noch nicht endgültig fest. Laut Electreon ist ein sogenanntes Charging-as-a-Service-Modell möglich, bei dem nutzungsabhängig oder über monatliche Verträge gezahlt wird. Eine in der Straße integrierte Steuereinheit erkennt autorisierte Fahrzeuge automatisch und aktiviert nur dann die Energieübertragung. Details zu Tarifen und Preisen sollen im weiteren Projektverlauf folgen.
Grundsätzlich kann jedes Elektrofahrzeug während der Fahrt geladen werden, sofern es mit einer entsprechenden Empfängerspule unter dem Fahrzeugboden ausgestattet ist. Für den breiten Markt ist die Technologie also noch nicht verfügbar. Sie erfordert entweder eine Nachrüstung oder die werkseitige Integration durch Autohersteller.
Quelle(n)
Bildquelle: cozmicphotos/Pixabay













