Fällt die wichtigste ÖPNV-Verbindung zum Messegelände zur Ifa 2025 in Berlin aus? So genau weiß das natürlich niemand. Doch in den vergangenen Monaten zeigte insbesondere die Stadtbahn und damit der Zulauf zum S-Bahnhof Messe Süd (Eichkamp) deutliche, teils regelmäßige Probleme. Es empfiehlt sich also immer ein Blick auf die Störungsseite der S-Bahn Berlin.
Am Montag vor der Ifa musste auf der Berliner Stadtbahn etwa der Verkehr deutlich eingeschränkt werden. Eine einzelne Weiche fiel am Ostkreuz am anderen Ende der Stadt aus (das Messegelände ist am Westkreuz). Doch das war genug, dass auf dieser wichtigen Lebensader der Stadt abschnittsweise nur noch eine Zuggruppe fuhr: Es gab also nur noch einen 20-Minuten-Takt, wo normalerweise alle 3-4-Minuten durch sich überlappende S-Bahnen und damit Zuggruppen fahren.
Das ist in Berlin aktuell ein regelmäßiges Problem. Auch am Pressetag, dem Donnerstag, haben mehrere Notebookcheck.com-Redakteure Probleme mit der An- und Abreise über die Stadtbahn gehabt. Am späten Nachmittag kam der Verkehr in Richtung Messe durcheinander. Teilweise stauten sich die S-Bahnen in Richtung Messegelände und es gab Taktlücken um die 18 Minuten.
Am Abend gab es zudem erst eine Signalstörung und dann kam es zu längeren Standzeiten an verschiedenen S-Bahnhöfen von Messe Süd in Richtung Innenstadt aufgrund eines Stellwerkschadens.
Dies ist normal. Dank einer speziellen Task Force hat man aber herausgefunden, was funktioniert: Die Gleisanlagen rund um die Störungen zu putzen hilft. Das sollte bereits seit über einer Woche häufiger passieren. Vor allem bei höheren Temperaturen sind die Anlagen zur Meldung freier Gleise empfindlich.
Wir raten daher allen, die zum Messegelände über den Bahnhof Messe Süd zur Ifa anreisen wollen, sich mental auf Probleme vorzubereiten. Das gilt sowohl für die Anreise als auch die Abreise. Auch weil durchaus kritische Szenen drohen.
Der S-Bahnhof Messe Süd hat bei der Automaten-Positionierung nämlich eine Besonderheit. Die beiden Fahrkartenautomaten in Richtung Ifa-Messegelände stehen nämlich so, dass sich Schlangen in Richtung Bahnsteigkante entwickeln. Fahrgäste zwängen sich dann häufig sehr dicht an der Bahnsteigkante und zu Zügen an dieser hindurch. Es besteht Unfallgefahr. Das sind haarige Situationen, die Notebookcheck.com schon öfter auf diesem S-Bahnhof während Messen beobachten konnte.
Zwei Fahrkartenautomaten sind außerdem nicht genug. Sollte die S-Bahn-Verbindung durch fehlerhafte Gleisfreimeldeanlagen, Signalstörungen oder Weichen gestört werden, dürften sich erhebliche Staus entwickeln am S-Bahnhof Messe Süd entwickeln. Das ist übrigens nicht die erste Station, die das Problem hat. Auch der Hauptbahnhof hatte derart kritische Stellen. Es hat seinerzeit Jahre gedauert, bis die S-Bahn die Situation entschärfte. Seit mehreren Jahren gibt es am Hauptbahnhof keine Fahrkartenautomaten mehr, die Schlangen in Richtung Bahnsteigkante erzeugen. Die Automaten wurden in die Mitte umpositioniert.
Alternative An- und Abreisen über den Tunnel des Grauens
Es gibt einige sinnvolle Alternativen. Nach unserer Erfahrung ist ein Anreisen über den S-Bahn-Ring (Messe Nord/Witzleben) der sinnvollste Weg. Die Ringbahnen sind in der Regel zuverlässig. Aber auch hier gibt es Nachteile. Messebesucher müssen durch die in Berlin als Tunnel des Grauens bekannte Zugangsanlage. Zwar hat die Stadt dieses Jahr dafür gesorgt, dass moderne LED-Beleuchtung neben (sic!) den Leuchten angeschraubt wurde. Doch der Tunnel roch am Freitagmorgen sehr stark nach Urin.
Zudem funktionierte nicht eine Rolltreppe. Fahrstühle funktionieren dort ohnehin nicht mehr. Die für den Messebetrieb wichtige Anlage verfällt seit Jahrzehnten.
Der Zugang ist durch eine Baustelle in der Nähe des S-Bahnhofs zudem geschmälert worden. Neben dem Fahrradweg ist für Fußgänger nur noch eine Spur vorgesehen. Konflikte sind vorprogrammiert.
Die U-Bahn-Linie U2 ist ebenfalls eine Alternative, kann allerdings schon lange nicht mehr mit der gewohnten Kapazität fahren. Es fahren nur noch alle 5 Minuten Züge, was die Linie wegen Überfüllung verspätungsanfällig macht. Wir haben vereinzelt zudem Ausfälle von Umläufen im Vorfeld der Ifa sehen können. Dann fährt nur noch alle 10 Minuten eine U-Bahn, die sich dann gerne massiv verspätet.
Die Busse M49 und X34 sind ebenfalls eine gute Alternative. Laut BVG-Fahrplan hält der Expressbus X34 ausnahmsweise direkt an den Messehaltestellen. Aufgrund eines fehlerhaften Softwareupdates wird das aber nicht angezeigt. Unser Bus X34 fuhr als 534 ohne diese Halte am Freitag. Das X wird systemintern als 5 dargestellt und sollte normalerweise nicht sichtbar sein.
Von offiziellen Stellen gibt es derweil keine Warnungen. Wir haben am Dienstag sowohl bei der Ifa als auch bei der für den Verkehr zuständigen Senatsverwaltung zu der Situation verschiedene Fragen gestellt.
Die Ifa beobachtet die Situation
Seitens der Ifa hieß es: "Unser Partner Messe Berlin als Vermieter des Messegeländes ist in ständigem Austausch mit der Bahn. Dabei werden natürlich die Angelegenheiten rund um die Anreise zum Messegelände zur Sprache gebracht. Letztendlich entscheidet aber einzig die Bahn, was wann passiert." Die Ifa erwägt zudem gegebenenfalls Hinweise an die Messebesucher auf dem Messegelände.
Die Ifa verwies zudem darauf, dass Fahrkarten auf dem Messegelände im Norden und Süden gekauft werden konnten. Das dürfte eine Schlangenbildung vermeiden, sofern die Messebesucher diese Stellen finden. Man verwies zudem auf die Möglichkeit, Tickets online zu kaufen. Das gelingt aber ausländischen Messebesuchern oft nicht. Eigentlich ist es daher international üblich einen besonderen Service für nicht heimische Gäste einer Messe anzubieten. Zumal das Berliner Fahrkartensystem auch nicht das einfachste ist.
Interessant: Auf ihrer Anreise-Webseite priorisiert die Ifa nicht den ÖPNV. Stattdessen werden Carsharing und Lime-Roller als Erstes vorgechlagen. Erst danach geht es zu den ÖPNV-Angeboten. Wie die Ifa Berlin betont, gibt es aber keinen Zusammenhang mit den Problemen im ÖPNV. Es handelt sich um Mobilitätspartnerschaften.
Diese Anreiseseite hat allerdings einige Fehler, die anscheinend teilweise mit dem 100-Jahre-Redesign schon 2024 übernommen wurden. So empfiehlt die Messe eine Anreise mit dem Bus 104. Dieser fährt allerdings seit Ende 2021 nicht mehr. Die Buslinie 309 ist zudem aufgrund eines Notfall-Abrisses eines wichtigen Autobahnabschnitts in der Nähe der Messe schon seit Mitte des Jahres keine Option mehr. Wir haben die Ifa am Dienstag in der Früh darauf hingewiesen. Diese will dies prüfen. Die Prüfung war am Morgen des Freitags vor Redaktionsschluss offenbar noch nicht abgeschlossen.
Ohnehin macht die Anreiseseite den Eindruck, als wolle man möglichst viel nennen. Die Ausflugslinie 218, die teils mit historischen Bussen bedient wird, gilt ebenfalls als Anreiseoption. Selbiges gilt für den 349, der eigentlich nur ein Villenviertel im Grunewald alle 40 Minuten mit einem in Berlin selten zu sehenden Kleinbus anbindet. Sollen hier wirklich Ifa-Fahrgäste in großer Zahl einsteigen, werden viele Fahrgäste wohl zurückgelassen. Den 349er sollten Messebesucher vermeiden.
Die Senatsverwaltung sieht die Situation kritisch
Seitens der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt gab es eine ausführliche Stellungnahme, von der wir hier die wichtigsten Aussagen verkürzt wiedergeben. So beäugt die Senatsverwaltung die Situation "sehr kritisch und mit Sorge" bezüglich der Pünktlichkeit. Sie verweist aber auch darauf, dass die S-Bahn keine Schuld trifft. Stattdessen sind es die Anlagen der DB Infrago, die die Probleme auslösen, auf denen die S-Bahn Berlin fährt. Zusammen mit dem Verkehrsverbund Berlin Brandenburg drängt man auf Gegenmaßnahmen.
Bezüglich der Anreise kann die Senatsverwaltung daher Störungen nicht ausschließen. "Das Messegelände ist aber durch verschiedenen Schnellbahnlinien (S3 und S9 in Messe Süd, S41, S42 und S46 in Messe Nord, U2 am Kaiserdamm, S5 und S7 am Westkreuz) gut erreichbar. Dies gilt auch bei vereinzelten Betriebsstörungen oder Zugausfällen auf den genannten Linien.", heißt es weiter.
Bezüglich der Sicherheit am S-Bahnhof Messe Süd macht sich die Senatsverwaltung keine Sorgen. "Die Sicherheit auf den Verkehrsstationen liegt grundsätzlich in der Verantwortung des Stationsbetreibers (EIU) bzw. des Eisenbahn-Verkehrsunternehmens (EVU), die dies auch gegenüber dem EBA als Zulassungs-, Sicherheits- und Aufsichtsbehörde zu vertreten haben. Wir gehen davon aus, dass EVU und EIU entsprechend ihrer langjährigen Erfahrungen einen hinreichenden Personaleinsatz vor Ort planen. ", so die Senatsverwaltung.
Weiter heißt es: "Mobiles Verkaufspersonal ist nicht Bestandteil der vertraglichen Leistungspflichten im Rahmen des bestehenden Verkehrsvertrages. Im Übrigen gehen wir gerade bei der IFA eher von einem technikaffinen Publikum aus, das vermehrt digitale Vertriebswege nutzt bzw. auch über Tageskarten verfügt, woraus sich der Andrang an den Fahrscheinautomaten deutlich vermindern dürfte. Auch die Verfügbarkeit von Deutschlandtickets bei einem Teil der Besucher dürfte nach unserer Erfahrung die Nachfrage an Automaten spürbar reduzieren."
Dies galt freilich auch schon letztes Jahr und Notebookcheck beobachtete trotzdem einen großen Andrang. Damals aber noch ohne zu befürchtende Störungen der Infrastruktur und damit verbundenen zusätzlichen Staus.
Quelle(n)
Eigene Recherchen / Senat / Ifa Berlin







