Das Debakel um die Sega-Devkit-Razzia spitzt sich zu, nachdem Sega zuvor die britische Polizei eingeschaltet hatte, um das Haus eines Sammlers durchsuchen zu lassen. Das Video Game Preservation Museum (VGPM) hat reagiert, eine GoFundMe-Kampagne zur Unterstützung der Gerichtskosten gestartet und den Vorfall als große Bedrohung für die Bewahrung von Videospielen und die Geschichte des Gamings bezeichnet.
Angesichts der Wellen, die der Vorfall in der Retro-Sammler-Nische schlägt, hat das VGPM eine GoFundMe-Kampagne mit dem Titel „Community vs SEGA: Protect What They Tried To Erase“ ins Leben gerufen. Organisiert wird sie von Damien Farnham mit dem Ziel, die juristische Verteidigung des Verkäufers zu finanzieren und letztlich die beschlagnahmten Devkits sowie Spiele zurückzuerlangen.
In der Kampagne wird erklärt, dass es sich bei den beschlagnahmten Gegenständen nicht um illegale Ware handelt, sondern um Stücke von immensem Wert für die Community, da damit unveröffentlichte Spiele bewahrt werden sollten. Sega habe jedoch einen routinemäßigen Sammler-Verkauf in eine großangelegte Polizeiaktion verwandelt.
Die Gelder sollen für Gerichts- und Anwaltskosten, Sachverständige für Urheber- und Auktionsrecht sowie sonstige Fallkosten verwendet werden, um den Namen des Verkäufers reinzuwaschen und das von der Gaming-Community als „corporate overreach“ angesehene Vorgehen herauszufordern.
Der Vorfall ereignete sich am 14. Juli 2025, als zehn Beamte der City of London Police die Wohnung eines Sammlers stürmten, ihn wegen Geldwäschevorwürfen festnahmen und Dutzende seltener Development-Kits der Nintendo Wii U und 3DS beschlagnahmten – darunter auch nicht gesicherte Spiele für den Game Boy Advance, Nintendo DS, DSi und 3DS.
Zu den Spielen gehörten Prototypen von Sonic Chronicles: The Dark Brotherhood, Sonic Generations, Mario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen, Phantasy Star 0, Alien Infestation, Shinobi sowie eine unveröffentlichte Nintendo-DS-Version von Rhythm Thief & The Emperor’s Treasure. Der Verkäufer hatte all diese Titel rechtmäßig bei einer Sega-Büroauflösung in Brentford für rund 10.000 Pfund erworben.
Das VGPM, bekannt für seine Bemühungen, übersehene Retro-Gaming-Artefakte zu retten, hat eine Spendenaktion gestartet, um diese Sammlung für die öffentliche Bewahrung zu sichern. Die Razzia hat einen Aufschrei bei Sammlern und der Retro-Gaming-Community ausgelöst. VGPM bezeichnete den Vorfall als „nichts Geringeres als eine Katastrophe für die Bewahrung und ein gefährlicher Präzedenzfall für Sammler, Archivare und die Gaming-Community“.
In einem Beitrag auf X schrieb das VGPM: „Wir brauchen dringend die Unterstützung der breiten Community, um diese Geschichte am Leben und sichtbar zu halten. Teilt sie, sprecht darüber, stellt Fragen. Wenn private Unternehmen die Polizei einschalten können, um wegen entsorgter Hardware Wohnungen stürmen zu lassen, geht es längst um mehr als nur um einen Publisher.“
Zudem erklärte das VGPM: „Dies ist erst der Anfang. Weitere Informationen kommen, und das ganze Ausmaß dieses Skandals wird bald jedem klar sein.“ Gleichzeitig veröffentlichte die Organisation Dokumente zum Fall.
Time Extension, die als Erste über die Geschichte berichteten, bestätigten den laufenden Kontakt mit dem Verkäufer und stellten klar, dass Sega auf Nachfragen zum Verbleib der beschlagnahmten Objekte nicht reagiert hat – trotz mehrfacher offizieller Anwaltsschreiben direkt an den Sega-CEO mit dem Ziel einer vertraulichen Einigung.
Der betroffene Verkäufer betrieb seit über einem Jahrzehnt ein Online-Geschäft mit gebrauchten Elektronikartikeln. Er schilderte den Ablauf: Um 7:30 Uhr morgens habe die Polizei seine Wohnung durchsucht und ihn für acht Stunden auf die Wache in Bishopsgate gebracht, wo DNA, Fingerabdrücke und Fotos genommen wurden. Anschließend sei er unter laufenden Ermittlungen entlassen worden – ohne ein offizielles Entlassungsschreiben.
Er erklärte zudem, dass die Polizei in ihrer Kommunikation äußerst widersprüchlich gewesen sei: Zunächst habe man ihn gebeten, die Eigentumsrechte an den beschlagnahmten Gegenständen abzugeben, später jedoch behauptet, er habe diese nie besessen. „Gelinde gesagt, absolut unverständlich“, so der Verkäufer.
Die GoFundMe-Kampagne gewinnt langsam, aber stetig an Fahrt, während das VGPM weiterhin online Unterstützung mobilisiert. Die Organisation betont, dass dieser Kampf entscheidend sei, um das Gaming-Erbe vor einer möglichen Auslöschung durch Unternehmen – jetzt und in Zukunft – zu schützen.







