Video: AI-Oma verschwendet Zeit von Telefon-Scammern

Um Scammer am Telefon langsam aber sicher in den Wahnsinn zu treiben, hat die britische Telefongesellschaft O2 eine neue künstliche Intelligenz geschaffen. Die in den sozialen Medien gefeierte KI-Oma stiehlt Telefonbetrügern ihre kostbare Zeit - und ist dabei, wie es sich für eine englische Lady gehört, manierlich, aber auch mit allen Wassern gewaschen.

Die Methode der AI-Großmutter Daisy Harris ist raffiniert. Denn statt Anzeige zu erstatten oder mit dem Anwalt zu drohen, bittet Harris die Hochstapler um Hilfe - schließlich hat sie von Technik keine Ahnung, ist aber äußerst bemüht alles darüber zu lernen. Nebenbei erzählt sie den genervten Betrügern bei einer Tasse Tee und englischen Keksen von ihrer Katze Fluffy und ihrem Blumengarten.

So in etwa funktioniert das Schema, auch wenn nicht jeder Betrüger Oma Harris' feine, verschrobene Art zu schätzen weiß und nach einer Stunde Konversation schon mal beleidigend werden kann. Aber das stört eine echte Lady nicht.

Hört man sich die Aufnahmen an, könnte man fast Mitleid bekommen. Denn statt Bankdaten, Passwörter oder andere persönliche Informationen erhalten die Betrüger hier höchstens ein Rezept für leckere Kekse. Wer sich selbst ein Bild von den Telefongesprächen machen und ein bisschen Spaß haben möchte, schaut sich am besten das Video unten an.

Verfolgt man die Kommentarspalten in sozialen Medien wie Instagram, wird schnell klar, dass die Mehrheit Oma Harris als geniale Heldin feiert, böse Zungen behaupten sogar, es sei die erste wirklich sinnvolle Erfindung im Bereich von KI.

AI-Oma: Inspiriert von der Großmutter eines O2-Mitarbeiters

Die Methode der netten alten Dame ist nicht neu. Schon seit langem versuchen Menschen, Schwindler abzulenken, indem sie sich als deren potenzielle Opfer ausgeben und sie zum Beispiel mit falschen Fragen in die Irre führen.

Diese Taktik ist auch als „Scambaiting“ bekannt und dient nicht nur dazu, die Zeit der Betrüger zu stehlen, sondern auch dazu, Informationen für die Strafverfolgung zu sammeln. Doch die Zeit echter Menschen ist begrenzt - für Daisy Harris aber gar kein Problem, denn sie kann das Spielchen immer und immer weiter führen.

"Diese Leute können nicht einfach mit Tausenden von Betrügern sprechen. Aber es gibt eine Möglichkeit, das von KI erledigen zu lassen." Erklärt Morten Legarth, Entwickler von Daisy in Zusammenarbeit mit der Londoner Werbeagentur VCCP.

Die Stimme der naiven Dame stammt übrigens von der Großmutter eines O2-Mitarbeiters, die eingeladen wurde und viele, viele Dialoge eingesprochen hat - natürlich bei einer Tasse Tee. „Ich habe mir viel von meiner Oma abgeschaut. Sie erzählte immer von den Vögeln in ihrem Garten“, sagt Ben Hopkins, der ebenfalls an dem VCCP-Projekt mitgearbeitet hat.

Nach Angaben des Sicherheitsunternehmens Hiya werden weltweit täglich rund 70 Millionen betrügerische Anrufe getätigt. Allein 16 % der britischen Verbraucher wurden im Jahr 2023 Opfer von Telefonbetrug, der sie durchschnittlich 768 Euro (634 £) pro Person kostete. Laut einer britischen Studie sind von den betrügersichen Anrufen insbesondere Menschen über 75 betroffen.