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Hintergrund | Xbox: Adaptive Joystick verfügbar – ein wichtiger Schritt für barrierefreies Gaming

Der Adaptive Joystick reduziert Barrieren beim Spielen mit der Xbox oder Windows 11. (Bildquelle: Microsft)
Der Adaptive Joystick reduziert Barrieren beim Spielen mit der Xbox oder Windows 11. (Bildquelle: Microsft)
Mit dem Xbox Adaptive Controller hat Microsoft bereits viel für barrierefreies Gaming getan. Dabei sanken auch die Kosten enorm. Nun kommt eine wichtige Ergänzung dafür auf den Markt über die Notebookcheck bereits auf der Gamescom mit Kaitlyn Jones, Gaming Accessibility Lead der Xbox, gesprochen hat.

Nach langer Wartezeit ist nun Microsofts Adaptive Joystick, den das Unternehmen schon auf der Gamescom 2024 vorstellte, auf den Markt gekommen. Er ist nun für rund 30 Euro bei Microsoft direkt bestellbar und ergänzt den vor rund sieben Jahren vorgestellten Xbox Adaptive Controller oder auch XAC um ein wichtiges Zubehörteil für das barrierefreie Gaming auf der Xbox oder auch unter Windows 11. Für beide Plattformen ist der Controller entwickelt worden.

Microsoft belässt es aber nicht nur bei dem reinen Joystick. Denn der Stick ist erweiterbar. Wer einen 3D-Drucker hat, kann das sogar selbst machen. Im additiven Druck lassen sich nämlich weitere Sticks produzieren, die mit dem Adaptive Joystick kompatibel sind.

Microsoft selbst steckt also recht viel Energie in das Thema und hatte überraschenderweise auch die Gamescom genutzt, um neue Produkte im Bereich des barrierefreien Spielens dem interessierten Publikum vorzustellen. Es gab sogar Vorträge. Microsoft zeigte allgemein, wie die neue Generation von zugänglichen Controllern aussieht.

Microsoft begrüßt die Konkurrenz, selbst von Sony

Neben Microsofts eigenem Joystick waren dies der neue Lite-SE-2.4-Controller von 8BitDo und das zusammensteckbare Proteus Controller Kit des irischen Herstellers Byowave. Für Microsoft war auch Kaitlyn Jones anwesend, die schon die Anfänge des Xbox Adaptive Controllers begleitete. 2018, als der Autor dieser Zeilen bei der ersten Präsentation und Demonstration des Adaptive Controllers in Redmond, Washington dabei war, war sie noch für die Institution Warfighter zuständig. Barrierefreies Gaming hat in den USA einen gesellschaftlich recht hohen Stellenwert, nicht zuletzt durch viele Kriegsveteranen und damit eine große Anzahl an Spielern, die Accessibility-Lösungen brauchen. Interessanterweise hat Microsoft übrigens mit dem Xbox Elite Controller nebenbei die erste Lösung konstruiert, wenn auch nicht gewollt. Der Elite-Controller lässt sich nämlich einhändig bedienen.

8Bitdo nutzte die Gamescom 2024 um auf dem Microsoft-Stand während eines Vortrags sein Produkt vorzustellen. (Bildquelle: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
8Bitdo nutzte die Gamescom 2024 um auf dem Microsoft-Stand während eines Vortrags sein Produkt vorzustellen. (Bildquelle: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)

Mittlerweile ist Jones Gaming Accessibility Lead der Xbox und wir hatten die Gelegenheit auf der Gamescom, uns über die letzten sechs Jahre und die Zukunft des Projekts zu unterhalten. So bezahlen mittlerweile Krankenversicherungen entsprechende Lösungen. Gleichzeitig sorgte das Projekt von Microsoft dafür, dass die Preise dank höherem Volumen sanken. Jones verwies etwa auf das Logitech Adaptive Kit, das für rund 100 US-Dollar den Xbox Adaptive Controller um weitere Buttons und Schalter erweitert. Vor dem Xbox Adaptive Controller kosteten einzelne Buttons oft schon mehr als dieses Set.

In der Zwischenzeit ist also einiges passiert und zuletzt doch so viel, dass es Änderungen geben musste. Hintergrund für die Entwicklung des Adaptive Joysticks ist etwa, dass eine Alternative vom Markt verschwunden ist. Also hat sich Microsoft darum gekümmert.

Der Joystick braucht übrigens nicht zwingend den Xbox Adaptive Controller mit seinen Klinkenbuchsen, wie Jones auf der Gamescom betonte. Der Joystick arbeitet technisch als HID-Gerät innerhalb von Windows/Xbox und wird per USB Typ C angeschlossen. Im Co-Pilot-Modus ist eine Kombination mit einem Xbox-Controller möglich, so dass etwa zu zwei gespielt werden kann. 

Microsofts Initiative hat in der Konsolenwelt zwischenzeitlich auch einen Nachahmer gefunden. Sony hat Jahre später mit dem Project Leonardo ebenfalls einen barrierefreien Controller entwickelt und als Access Controller auf den Markt gebracht. Jones begrüßt solche Entwicklungen und findet den anderen Ansatz von Sony interessant. 

Sony hat sich um das Projekt aber kaum PR-seitig gekümmert. Zwar hat das Unternehmen mutmaßlich viel Geld für die Entwicklung ausgegeben und nutzte sogar die CES in Las Vegas für die erste Präsentation. Doch das passierte weitestgehend kommentarlos für ein sehr erklärungsbedürftiges Projekt. Auch in den folgenden Monaten geschah nicht viel, und Presseanfragen wurden nur rudimentär seitens Sony beantwortet.

Selbst als die Geräte in den Handel kamen, verbesserte sich dies nicht. Sony entschied sich lobenswerterweise die Geräte in den Retail-Markt zu liefern. Doch in Media-Markt- oder Saturn-Filialen standen die Geräte nach Beobachtung von uns einfach nur in der Controller-Abteilung herum. Ohne trainiertes Verkaufspersonal bringt dies eigentlich nichts und dementsprechend wurden die Controller sogar in der Grabbelkiste verkauft.

Microsoft mit ausführlicher Dokumentation

Das läuft bei Microsoft besser. Der Adaptive Controller wird direkt von Microsoft vertrieben und daher nicht sinnlos an Geschäfte verteilt, die damit nichts anfangen können. Auch der Messeauftritt auf der Gamescom zeigte dies: Selbst an eine barrierefreie Bühne und die Gebärdensprache wurde in Köln gedacht. Dazu kamen die Präsentationen mit Partnern und zahlreiche Auslagen:

USB Typ C und ein Gewinde. (Bildquelle: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
USB Typ C und ein Gewinde. (Bildquelle: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Aufsatz auf dem Adaptive Joystick. (Bildquelle: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Aufsatz auf dem Adaptive Joystick. (Bildquelle: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)

Für den Xbox Adaptive Joystick gibt es außerdem eine umfangreiche Dokumentation in englischer Sprache. Dazu gehören auch Kraftangaben in gf (Gram Force). Diese liegt in der Regel bei 130 gf. Nur die Stick-Drucktaste braucht 870 gf. Der Stick hat außerdem ein 1/4-20"-Gewinde für eine fixe Montage etwa in der Nähe des Gesichts.

Auf der Webseite findet sich auch eine Anleitung für die Adaptiven Ministick-Kappen oder Adaptive Topper, wie sie im Englischen heißen. Die sind übrigens nicht nur für den Adaptive Joystick im deutschen Design Lab verfügbar, sondern auch für die regulären Controller und können kostenlos heruntergeladen werden.

Wer keinen additiven Drucker hat, der muss für den 3D-Druck noch mit Kosten rechnen oder fragt am besten im Bekanntenkreis, ob nicht so ein Gerät vorhanden ist.

Die selbst druckbaren Aufsätze. (Bildquelle: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Die selbst druckbaren Aufsätze. (Bildquelle: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Der Adaptive Joystick von Microsoft. (Bildquelle: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Der Adaptive Joystick von Microsoft. (Bildquelle: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)

Quelle(n)

Gamescom 2024 / Eigene Recherchen / Kaitlyn Jones

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Autor: Andreas Sebayang, 19.03.2025 (Update: 19.03.2025)