Das Leben von Menschen wird mehr denn je von Großkonzernen beherrscht – Google und soziale Netzwerke entscheiden, welche Nachrichten Nutzer zu sehen bekommen, Palantir will Massenüberwachung privatisieren und Apple bestimmt, welche Apps auf mehr als einem Drittel aller Smartphones in Europa installiert werden dürfen. Mit dem Digital Markets Act versucht die Europäische Union, der Kontrolle der US-Tech-Giganten zumindest ein wenig entgegenzuwirken.
Das funktioniert – aber nur sehr langsam. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Unternehmen wie Apple nach Schlupflöchern suchen, um möglichst viel Kontrolle über und Geld von Konsumenten zu behalten. So ist es mittlerweile beispielsweise möglich, App Stores von Drittanbietern zu installieren, was Apple aber nicht nur absichtlich umständlich gestaltet hat, der iPhone-Hersteller kann sogar Apps aus anderen Stores deaktivieren – ein freier Markt sieht anders aus.
Apples Propaganda wiegelt Kunden gegen EU auf
Um Druck auf die EU auszuüben, versucht Apple schon seit Jahren, Konsumenten zu verleiten, sich gegen ihre eigenen Interessen einzusetzen. Erst vor wenigen Stunden hat Apple einen neuen Propagandatext veröffentlicht, in dem recht ungeniert der EU die Schuld dafür gegeben wird, dass Features wie Live-Übersetzungen, iPhone Mirroring oder "Besuchte Orte" in Apple Maps hierzulande noch nicht verfügbar sind. "Die EU zwingt Apple, die Privatsphäre von Nutzern zu opfern" – so lässt sich die Beschwerde zusammenfassen.
Dabei zeigt nicht nur die Konkurrenz, dass Innovation und Schutz der Privatsphäre kein Widerspruch sein müssen. Denn einerseits gibt es all die genannten Features auf anderen Plattformen schon seit Jahren, auch in der EU, andererseits plant Apple derzeit die Öffnung von iPhone-Benachrichtigung für Drittanbieter-Smartwatches, und zwar schlicht durch eine Option in den Systemeinstellungen. Zumindest jemand bei Apple weiß also, dass es eine Möglichkeit ist, Kunden die Wahl zu lassen, statt diese zu entmündigen und ihnen vorzutäuschen, die EU würde verhindern, dass innovative, neue Features verfügbar sind.
Apple kritisiert, dass der Konzern Zahlungsplattformen anderer Hersteller zulassen muss – geht es hier um Privatsphäre, oder um die 30 Prozent Provision, die Apple bei Zahlungen sonst kassieren könnte? App-Marktplätze von Drittanbietern sollen gefährliche Apps vertreiben – genau wie Apples App Store. Es könnte kaum ironischer sein, dass Apple behauptet, der DMA würde sein Ziel eines konkurrenzfähigeren Marktes nicht erreichen, weil bereits erfolgreiche Unternehmen die Regeln zu ihrem eigenen Vorteil verdrehen würden. Zeit, dass sich Apple an die eigene Nase fasst.
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Quelle(n)
Eigene | Apple | Teaser-Bild: Jorgen Hendriksen / Hussam Abd








