Dass Sandfall Interactives Clair Obscur: Expedition 33 generative KI nutzt, war bereits bekannt. Dennoch hatte das Studio bisher nicht präzisiert, inwiefern es sich tatsächlich auf diese Werkzeuge verlässt. Nach dem triumphalen Siegeszug des Spiels bei den „Game Awards” entdeckten Fans ein bisher wenig beachtetes Interview. Darin erklärte Produzent François Meurisse dem Magazin El País, dass Clair Obscur zwar „ein wenig KI nutzt, aber nicht viel“.
Der Journalist Gene Park teilte diese Aussagen in den sozialen Medien und stieß damit die Debatte um die Technologie erneut an. Meurisse verriet zudem, dass die jüngsten Fortschritte es dem Studio ermöglichten, „Dinge zu tun, die vor kurzer Zeit noch undenkbar waren”.
Welchen Einfluss hat KI auf Clair Obscur?
Kurz nach der Veröffentlichung von Clair Obscur: Expedition 33 bemerkten Spieler, dass der Titel mit KI-generierten Platzhalter-Bildern auf den Markt gekommen war. Entwickler nutzen solche vorläufigen Grafiken oft, bevor Künstler die finalen, abgestimmten Grafiken erstellen. Zwar wurden die betroffenen Bilder schnell ausgetauscht, doch der Vorfall schürte Spekulationen darüber, an welchen anderen Stellen Sandfall noch auf generative KI-Tools zurückgegriffen haben könnte.
Meurisses Kommentare deuten darauf hin, dass der Einfluss der KI auf das Projekt begrenzt blieb. Bisher konnten Kritiker keine verdächtigen Merkmale bei den Charakterdesigns oder der Sprachausgabe finden – beides Aspekte, die in Rezensionen ausdrücklich gelobt wurden. Dennoch steht der Titel nach dem Gewinn des „Game of the Year“-Awards mehr denn je im Rampenlicht.
Die Reaktionen fallen gemischt aus: Während einige sogar die Disqualifikation von Clair Obscur fordern, begrüßen andere, dass die Technologie kleineren Studios dabei hilft, mit millionenschweren AAA-Titeln zu konkurrieren. Sandfalls Budget von weniger als zehn Millionen Dollar wirkt im Vergleich zu Mammutprojekten wie den Final Fantasy VII-Remakes verschwindend gering.
Ein Ende der KI-Debatte ist nicht in Sicht. Ironischerweise verurteilte die Synchronsprecherin von Maelle, Jennifer English, laut einem Bericht von GamesRadar die zunehmende Abhängigkeit von generativer KI. Trotz ihrer Warnungen zeigen sich große Publisher wie Capcom weniger besorgt: Resident-Evil-Spiele könnten künftig „Imagen“ nutzen, um Hintergrundobjekte zu erstellen und so die Arbeitszeit der Künstler zu verkürzen.
Auch Larian, die Macher von Baldur’s Gate 3, gerieten in die Kritik, weil sie ankündigten, künstliche Intelligenz für das Brainstorming von Ideen für Divinity einzusetzen. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die meisten Spiele in naher Zukunft vollständig von maschinell erstellten Inhalten abhängen werden. Dennoch befürchten Kritiker, dass der Erfolg von Clair Obscur andere Studios ermutigen könnte, künftig weniger zögerlich menschliche Schöpfer durch KI zu ersetzen.









