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Digitale Unsterblichkeit – laut Forschern ist Bewusstseins-Upload möglich, birgt aber noch zwei große Herausforderungen

Laut dem Kognitionswissenschaftler Dobromir Rahnev könnte Mind Uploading in 100 bis 200 Jahren Wirklichkeit werden. (Bildquelle: DallE3)
Laut dem Kognitionswissenschaftler Dobromir Rahnev könnte Mind Uploading in 100 bis 200 Jahren Wirklichkeit werden. (Bildquelle: DallE3)
Die Frage eines Kindes im Format Curious Kids der Plattform The Conversation hat eine Debatte zum Thema „Mind Uploading“ entfacht – der Übertragung des menschlichen Bewusstseins in einen Computer. Laut Forschern ist dieses Szenario in Zukunft möglich. Es müssen allerdings noch zwei große Herausforderungen bewältigt werden.

Könnte das menschliche Bewusstsein eines Tages in einen Computer hochgeladen werden? Diese Frage stellte ein 15-jähriger Junge aus den USA im Rahmen von Curious Kids – einem Format der unabhängigen Wissenschaftsplattform The Conversation, bei dem Kinder und Jugendliche Fragen an echte Forscherinnen und Forscher stellen dürfen. Die Antwort kam vom Kognitionswissenschaftler Dobromir Rahnev, der in einem ausführlichen Beitrag erklärte: Ja, ein sogenanntes „Mind Uploading“ ist aus wissenschaftlicher Sicht prinzipiell möglich – aber seine Realisierung liegt noch viele Generationen in der Zukunft.

„Mind Uploading“ – menschliches Bewusstsein im Computer 

Die Idee hinter dem sogenannten Mind Uploading ist so radikal wie faszinierend: Das gesamte Bewusstsein eines Menschen – inklusive Erinnerungen, Gedanken, Selbstbild und Persönlichkeit – soll in ein digitales System überführt werden. In einer simulierten Welt könnte dieses „digitale Ich“ dann theoretisch ewig weiterexistieren, mit denselben Erlebnismöglichkeiten wie im echten Leben – und mehr: fliegen, durch Wände gehen oder fremde Planeten besuchen.

Zwei Herausforderungen: Kartierung des Gehirns und Simulierung der Sinnesreize 

Die Herausforderungen sind gewaltig. Zunächst müsste das menschliche Gehirn mit all seinen 86 Milliarden Neuronen und Billionen Synapsen vollständig und in 3D kartiert werden – bislang gelang das nur bei Fruchtfliegen. Außerdem müssten auch alle dynamischen Prozesse im Gehirn – wie Neuronen miteinander kommunizieren und sich verändern – exakt simuliert werden.

Hinzu kommt: Ein isoliertes digitales Bewusstsein könnte ohne Sinnesreize schnell psychisch kollabieren. Damit ein Mensch in der Simulation geistig gesund bleibt, müssten selbst kleinste Empfindungen wie Atemrhythmus, Herzschlag oder Gerüche realistisch nachempfunden werden – eine weitere gewaltige technologische Hürde.

Möglich, aber erst in ferner Zukunft 

Die Idee des Mind Uploadings ist nicht neu. Einige Verfechter des digitalen Seins prognostizierten die technische Umsetzbarkeit für das Jahr 2045 – darunter Ray Kurzweil, Google-Ingenieur und Futurist. In seinem Buch The Singularity Is Near (2005) prognostizierte er, dass bis 2045 eine technologische Singularität erreicht werde – also der Moment, in dem Mensch und Maschine verschmelzen und digitale Unsterblichkeit möglich wird. In The Singularity Is Nearer (2024) bekräftigte er diese Zielmarke erneut. 

Einen ähnlichen Zeitrahmen setzte auch der russische Unternehmer Dmitri Itskov, der 2011 die „2045 Initiative“ gründete. Ziel der Non-Profit-Organisation: das menschliche Bewusstsein bis zum Jahr 2045 in ein nicht-biologisches Trägersystem wie einen Avatar oder ein Hologramm zu übertragen. Auch Rahnev hält Mind Uploading grundsätzlich für möglich. Die technische Realisierbarkeit ist laut dem Wissenschaftler jedoch mindestens 100 bis 200 Jahre entfernt. Frühere Zielmarken wie das Jahr 2045 hält er für vollkommen unrealistisch. 

Die Community reagiert gespalten

Ein Reddit-Thread mit über 180 Kommentaren zeigt: Die Idee polarisiert. Viele User sehen im Mind Upload eher eine exakte Kopie als eine echte Fortsetzung des Selbst. Andere zweifeln, ob Bewusstsein überhaupt auf materieller Basis erklärt und somit übertragen werden kann. Dennoch gibt es auch neugierige Stimmen, die sich für die Chancen des vermeintlich ewigen Seins interessieren. „Ich würde sofort dafür unterschreiben“, schreiben einige – bleiben damit aber in der Minderheit. 

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> Notebook Test, Laptop Test und News > News > Newsarchiv > News 2025-06 > Digitale Unsterblichkeit – laut Forschern ist Bewusstseins-Upload möglich, birgt aber noch zwei große Herausforderungen
Autor: Marius Müller,  9.06.2025 (Update:  9.06.2025)