Elektrofahrräder erfreuen sich einer zunehmenden Verbreitung. Sie sind inzwischen günstig zu haben, technologisch ausgereift und erfordern keinen bürokratischen Aufwand. Günstige Modelle gibt es inzwischen für deutlich unter 1.000 Euro - mit teilweise doch deutlich Einschränkungen bei Ausstattung. Zudem sind Fahrräder mit Elektromotor für fünfstellige Euro-Preise erhältlich. Wir wollen ein paar der wichtigsten Ausstattungsmerkmale einordnen und damit einen generellen Wegweiser durch den E-Bike-Jungle geben, beschränken uns dabei aber auf die zulassungsfreien Modelle mit einer Unterstützungsgeschwindigkeit von bis zu 25 km/h. Ein S-Pedelec haben wir mit dem Gazelle Eclipse Speed schon getestet, ein Blick könnte sich primär für Pendler lohnen.
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Motor - sorgt für Vortrieb und benötigt einen guten Sensor
Wenig überraschend ist der Motor eines der wichtigsten Ausstattungsmerkmale eines E-Bikes. An dieser Stelle lohnt es sich gleich, den Motor aufzuteilen: Nämlich einmal in die Sensorik und den eigentlichen Motor. Am Markt vertreten sind primär Mittelmotoren und auf das Hinterrad wirkende Nabenmotoren. Beide Positionen haben im Prinzip Vorteile, so umgeht der Nabenmotor das System zur Kraftübertragung - also Kette und Kettenschaltung - und schont dieses damit theoretisch. Der Mittelmotor hingegen verschiebt den Schwerpunkt mehr zur Mitte, was positiv zu werten ist, die Kraft wird zudem näher an der Position des Fahrers erzeugt.
Bei der Sensorik gibt es den Drehmomentsensor und den Trittfrequenzsensor. Der Drehmomentsensor ist technologisch als überlegen zu werten, damit lässt sich die Unterstützungsleistung in Abhängigkeit von der vom Fahrer aufgewendeten Kraft regulieren. Der Trittfrequenzsensor unterstützt nur, wenn getreten wird - und dann im schlechtesten Fall stumpf bis zur durch die Unterstützungsstufe definierte, maximale Unterstützungsgeschwindigkeit und aus rechtlichen Gründen nur bis zu 25 km/h. Wir würden an dieser Stelle aufgrund der sinkenden Preise deutlich zu einem Motor mit Drehmomentsensor raten, was Fahrgefühl ist im Allgemeinen spürbar dynamischer.
Die Motorleistung selbst unterscheidet sich etwa in Bezug auf die maximale Leistung, die im Gegensatz zur Dauerleistung rechtlich nicht beschränkt ist, und zumindest die angegebenen Werte zum Drehmoment. Unserer Erfahrung nach bringen selbst günstigere Motoren - unabhängig von der Sensorik und Position - E-Bikes zuverlässig auf 25 km/h, zumindest in der Ebene und natürlich unterschiedlich schnell. Zum Motor-System gehören auch ein Display und eine in das Display integrierte oder externe Steuereinheit. Im günstigen Bereich kann man beispielsweise die direkte Anzeige von Navigationssystem ebenso wenig erwarten wie ein GPS-Tracking mit Mobilfunk - das kann dann aber auch monatliche Gebühren kosten.
Akku - fest oder entnehmbar, integriert oder angedockt
Größer ist besser und schwerer und teurer. Die Akkukapazität ist wenig überraschend das bestimmende Merkmal für die Reichweite, Unterschiede gibt es beispielsweise noch bei den unterschiedlichen Ladezeiten oder auch der Möglichkeit, etwa Smartphones zu laden. Relevant ist noch die Akkuposition: Selbst bei günstigeren E-Bikes gibt es Akkus, die in den Rahmen integriert (aber nicht unbedingt fest) sind. Eher außer Mode gekommen sind Akkus, die quasi unter der Gepäckträger-Plattform montiert sind - diese sind leichter zu erreichen, verschieben den Schwerpunkt aber nach hinten und oben, was sich negativ auf die Fahrstabilität auswirken kann. Selbiges gilt (abgeschwächt) für in die Sattelstange integrierte Akkus. Ein fest integrierter Akku erlaubt eine unauffälligere Rahmenform, dann muss das Fahrrad aber auch an eine Steckdose angeschlossen werden - ein entnehmbarer Akku kann in einem Mehrfamilienhaus in die Wohnung zum Aufladen genommen und bei einem Defekt einfach ersetzt werden. Eine Kapazität von 500 Wh kann ungefähr als (guter) Standard angenommen werden, leichte E-Rennräder bringen es nicht selten auf eine nur halb so große Kapazität. Bosch bietet für seine Mittelmotoren einen Reichweitenassistenten an, welcher zumindest eine Abschätzung sein kann.
Bremsen und Schaltung - Sicherheit und Komfort
Im günstigen Preisbereich sind Kettenschaltungen sehr präsent - und daran ist im Prinzip nichts auszusetzen. Selbst qualitativ einfachere Schaltungen erledigen ihren Job ordentlich, wenn sie denn gut eingestellt sind. Höherwertigere und preisintensivere E-Bikes kommen dann mit haltbareren Schaltgruppen oder auch Nabenschaltungen in Kombination mit einem Riemenantrieb. Stufenlose oder elektrische und automatische Schaltungen sind ebenfalls höheren Preisbereichen vorbehalten. Ein Riemenantrieb kann sinnvoll sein, da er kaum Wartung benötigt. Preisintensiv sind ebenfalls Systeme mit in den Mittelmotor integrierten Schaltungen - diese Schaltungen sind dann ebenso wie Nabenschaltung vor Wasser und Staub geschützt, dürften sich aber kaum so einfach warten lassen wie eine Kettenschaltung.
Bei den Bremsen hat sich selbst im günstigeren Preisbereich ein Standard gebildet, nämlich hydraulische Scheibenbremsen. Oft können diese über Jahre hinweg ohne jede Wartung genutzt werden. Mechanisch agierende Scheibenbremsen - also mit dem klassischen Bowdenzug - können auch sehr scharf bremsen und lassen sich im Gegenzug zu hydraulischen Scheibenbremsen ohne spezielle Ausstattung warten. Von Felgenbremsen würden wir tendenziell doch deutlich abraten - diese belasten zum einen die Felge, zudem agieren Scheibenbremsen bei Regen im Regelfall zuverlässiger.
Alurahmen und Federgabel sind der Standard
Das ganz, ganz typische Rahmenmaterial von Fahrrädern ist Aluminium. Dieses ist leichter als Stahl und günstiger als das noch leichtere Carbon. Die Rahmenform beziehungsweise die Geometrie ist unserer Einschätzung nach beim reinen Online-Kauf durchaus nicht ganz trivial, da diese auch von den eigenen Körperproportionen und Vorlieben abhängt - ein Rückversand ist oft möglich, aber allein aufgrund der großen Abmessungen eines E-Bikes umständlich. Trekking-E-Bikes bringen im Regelfall keinen Dämpfer mit (E-Bike mit Trekking-Ausstattung, die eher von Mountainbikes abgeleitet sind, werden oft als SUV-E-Bike bezeichnet), aber eine Federgabel. Der Federweg ist meist kürzer als bei Mountainbikes und kann helfen, etwa Kopfsteinpflaster oder auch Wurzeln auf Waldwegen abzufedern. Eine Federsattelstütze kann - wenn nicht schon vorhanden - problemlos nachgerüstet werden. Höherwertigere E-Bikes kommen dann mit besserer Federgabel. Sinnvoll ist eine Lockout-Funktion: Dann wird die Feder- zur Starrgabel, was für ein direkteres Ansprechverhalten sorgt und letztlich etwa auf der Straße oder beim Bergauffahren die Effizienz verbessert.
Bei Trekking-Bikes ist eine alltagstaugliche Ausstattung meist vorhanden
Trekking-E-Bikes kommen meist mit einer umfangreichen Ausstattung, also Schutzblechen, einer Beleuchtung, einem Fahrradständer und Gepäckträger. Die Gepäckträger sollten auch Packtaschen einen sicheren Halt bieten und sind optimalerweise auch etwa zum SnapIt-System zur einfacheren Nutzung etwa von Körben kompatibel. Auf eine sehr spezifische, aber durchaus praxisrelevante Problemstellung wollen wir explizit hinweisen: Bei sehr kurzen Gepäckträgern kann es vorkommen, dass die Füße beim Pedalieren an die Packtaschen stoßen, hier können verschiebbare Aufhängungen helfen, wie sie Packtaschen oft gleich mitbringen. Schutzbleche und etwa die Beleuchtung lassen sich nachträglich problemlos wechseln, in der Stadt geht es eher um das gesehen werden als um die Ausleuchtung des Weges - dies kann bei der Auswahl auch relevant sein.
Praxiserfahrungen: Massive Unterschiede, ihre Aufgabe ermöglichen aber auch günstige Modelle
Unseren Erfahrungen mit E-Bikes nach gibt es massive Unterschiede bei der Ausstattung, die sich in der Praxis dann mal mehr und weniger stark auswirken. Einen Motor mindestens mit Drehmomentsensor würden wir im Prinzip auf jeden Fall empfehlen. Ein Beispiel für solch ein günstigeres Fahrrad wäre beispielsweise das Viator 7.0i von Fischer. Dieses wird für unter 1.700 Euro angeboten, das Fahrrad kommt mit einer Deore- und damit einer eher einfacheren Kettenschaltung. Für sehr, sehr viel Geld mehr bekommt man dann etwa bei Porsche eine elektrische Shimano XT Di2 und Magura MCi-Scheibenbremsen. Betrachten wir etwa mit dem PVY Z20 Max ein bei Geekbuying für deutlich unter 1.000 Euro erhältliches E-Bike, sehen wir schnell Einschränkungen: Trotz Drehmomentsensor gibt es dann ein trägeres Fahrgefühl, ein hohes Gewicht und eine recht geringere Reichweite. Allerdings gilt auch für noch günstigere E-Bikes wie etwa das getestete PVY Z20 Pro: Für die Fortbewegung mit beträchtlich weniger Anstrengung als mit einem konventionellen Fahrrad sind E-Bikes inzwischen auch im günstigeren Preisbereich nicht generell ungeeignet.
















