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Elektromobilität: Pro Bahn spricht sich in Bayern gegen Wasserstoff im Zugbetrieb aus

Wasserstoffelektrischer Coradia iLint von Alstom. (Foto: Alstom)
Wasserstoffelektrischer Coradia iLint von Alstom. (Foto: Alstom)
Der Fahrgastverband Pro Bahn Bayern stuft die Nutzung von Wasserstoff in Zügen als "bedeutungslos" ein. Stattdessen soll das Bundesland einem Elektrifizierungskonzept samt Akkuzügen folgen.

Wasserstoff ist für den Schienenpersonennahverkehr in Bayern irrelevant. So meldet es der Landesverband Bayern von Pro Bahn als Reaktion auf einen Fototermin des Bayerischen Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger. Ergänzt wird das mit deutlichen Worten: "Die wichtigste Bedeutung von Wasserstoff für die Mobilität in Bayern ist die Gelegenheit für Fototermine für Politiker, Ablenkung vom Wesentlichen sowie der Verschwendung von Steuergeld“, so Lukas Iffländer, Vorsitzender des Landesverbandes.

Dem Fahrgastverband zufolge ist im Land schon die Entscheidung gefallen. Auf der Straße ist dies Elektromobilität und auf der Schiene die Nutzung von Akkuzügen (BEMU, Battery Electric Multiple Unit) sowie einer Oberleitung. Letzteres soll ausgebaut werden, wie der Verband schon länger fordert. Er hat dafür auch eine Untersuchung durchgeführt und die Ergebnisse ins Netz gestellt.

In Verbindung mit BEMU-Garnituren sowie gezieltem Aufbau von Oberleitungen, auch um zwischendurch die Züge wieder aufladen zu können, lässt sich das Bundesland in kurzer Zeit vollständig elektrifizieren, so Pro Bahn. Über die bereits geplanten Elektrifizierungsvorhaben sind in Bayern nur noch vereinzelte zusätzliche Maßnahmen notwendig. Dafür braucht es allerdings politischen Willen, so der Landesverband.

Hubert Aiwanger ist bekannt für seinen rigorosen Wasserstoffkurs. Wer nicht für Wasserstoff ist, dem wirft er pauschal vor, man "nimmt die schleichende Deindustrialisierung von Bayern und Deutschland in Kauf". Er vergisst dabei aber, dass es Wasserstoffbefürwörter gibt, die den Energieträger aber in anderen Industrien nutzen wollen. Insbesondere Aiwangers Versuch, die Wasserstoffnutzung in Autos voranzutreiben, wird oft kritisiert.

Auch Pro Bahn möchte, dass der knappe Wasserstoff dort genutzt wird, wo er alternativlos ist. Im ÖPNV von Bayern ist das nach Meinung des Fahrgastverbandes nicht der Fall.

Wenige Wasserstoffbahnprojekte in Deutschland

In Deutschland gibt es nur wenige Wasserstoffbahnprojekte. Wasserstoffelektrische Züge sollen in besonderen Fällen genutzt werden, während für der große Bedarf durch Akkuzüge gedeckt wird. So fahren etwa Coradia iLint im Taunus bei Frankfurt am Main mit Wasserstoffabfall. Das Projekt ist allerdings in massive Kritik geraten, weil die Wasserstoffzüge von Alstom eine hohe Ausfallrate haben und verspätet geliefert wurden.

Im Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) entschieden sich die Verantwortlichen, das Pilotprojekt ohne Ausfallreserven zu starten. Ein Fehler, wie sich schnell zeigte, denn die Alstoms Coradia iLint waren nicht bereit. Die vormals dort verkehrenden Dieselzüge waren mit dem Wechsel auf Wasserstoff zudem nicht mehr verfügbar, sodass zum Teil sogar Busse als Ersatzverkehr fahren mussten. 

In Niedersachsen hat man sich aus wirtschaftlichen Gründen entschieden, die Wasserstoffzugflotte nicht zu erweitern und dafür auf BEMU zu setzen. Viel Kritik gibt es zudem am Wasserstoffzugprojekt in Österreich im Zillertal, dessen Kosten ausufern.

Das nächste große Wasserstoffprojekt ist noch für die Heidekrautbahn bei Berlin geplant, über das Notebookcheck.com ausführlich berichtete. Die Heidekrautbahn hat einige Besonderheiten, da sie nicht Teil der Deutschen Bahn ist und an keiner Stelle bisher elektrifiziert wurde. Nur die Anschlüsse ans Netz der Deutschen Bahn sind elektrifiziert, doch dort fahren die Bahnen nur selten.

Ab Ende 2024 wird sich zeigen, wie gut das Projekt dort mit lokal produziertem grünen Wasserstoff funktioniert. Dort ist die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) für den Betrieb verantwortlich, der auch die Heidekrautbahn gehört. Sie wird auf dieser sieben wasserstoffelektrische Züge von Siemens einsetzen (Mireo Plus H). Ein Bahnprojekt, das sich vergleichsweise viel Zeit lässt. Zusätzlich hat die NEB 31 Mireo Plus B bestellt (BEMU-Garnituren), die aber im Netz der Deutschen Bahn teils unter Oberleitung fahren und aufgeladen werden.

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> Notebook Test, Laptop Test und News > News > Newsarchiv > News 2023-09 > Elektromobilität: Pro Bahn spricht sich in Bayern gegen Wasserstoff im Zugbetrieb aus
Autor: Andreas Sebayang, 11.09.2023 (Update: 11.09.2023)