Kurztest Hyundai MID X900 Play Tablet
Das Hyundai X900 verfügt über einen Quad-Core-Prozessor aus dem Hause Rockchip, 2 GB RAM sowie 16 GB Flashspeicher. Ein Highlight ist sicherlich das Retina-Display, welches das gleiche sein soll, wie im iPad 3. Das Aluminium-Gehäuse soll für hohe Stabilität sorgen und einen wertigen Eindruck vermitteln. Doch nicht nur die technischen Daten lassen aufhorchen. Der Preis ist mit 205 Euro eine Kampfansage.
Selbst andere preiswerte Tablets in dieser Größenordnung mit einem hochauflösenden Panel können da nicht mithalten. Für das Bullman Tab 9 AQQR Retina (299 Euro), Archos 97 Titanium HD (259 Euro) oder das Google Nexus 10 (ab 399 Euro) müssen wenigstens 54 Euro mehr investiert werden. Möchte man ein aktuelles iPad mit Retina Display haben, werden sogar mindestens 499 Euro fällig.
Leider können wir Ihnen an dieser Stelle nicht den gewohnt ausführlichen Test des Produktes bieten. Bei unserem ersten Testgerät verklemmte sich die Power-Taste und auch mit dem Ersatzgerät hatten wir kein Glück. Das Display war defekt. Dennoch möchten wir die gewonnenen Erkenntnisse teilen und haben uns daher anhand der verfügbaren Daten zu einem Kurztest entschlossen.
Das Unibody-Gehäuse aus Aluminium verfügt über eine angeraute Oberfläche. Das macht das Tablet griffig und fühlt sich wertig an. Leider sind die Kanten zur Bodenwölbung hin hart und drücken in die Handflächen hinein. Vor allem, wenn die vollen 661 Gramm auf nur einer Hand lasten, entsteht schnell ein unangenehmes Gefühl. Abgerundete Kanten hätten den Tragekomfort deutlich erhöht.
Das Hyundai X900 präsentiert sich verwindungssteif. Es knarzt nichts und gegenüber Druck auf die Rückseite des Gehäuses zeigt sich das Gerät unempfindlich. Auf der Front sieht es jedoch anders aus. Mit sanftem Druck lässt sich das in den Unibody eingelassene Display leicht tiefer hineindrücken, weshalb uns die ungleichmäßigen Spaltmaße zwischen dem Gehäuse und dem Screen nicht weiter überraschen.
Das Panel selber wird durch kein besonderes Mineralglas geschützt. Der Hersteller liefert es stattdessen mit einer bereits aufgelegten Schutzfolie aus. An sich eine gute Idee. Leider ist die Folie bei beiden Testgeräten nicht sauber angebracht gewesen, sodass es zu Blasenbildung kam.
Die Abmessungen des Tablet betragen 243 x 190 x 9,5 Millimeter. Damit ist es fast genauso groß wie das Bullman Tab 9. Auch vom Gewicht her gibt es keine größeren Abweichungen zur Konkurrenz.
Das Hyundai X900 Play verfügt über einen Micro-USB-Port nach dem 2.0-Standard. Dieser dient jedoch nicht zum Laden des Tablets. Zu diesem Zweck ist ein separater Port für das proprietäre Netzteil (12 Volt, 2 Ampere) integriert. Um auch USB-Sticks anschließen zu können, liegt ein Adapter von Micro- zu Standard-USB bei. Ein Mini-HDMI-Anschluss ist ebenfalls vorhanden und erfüllt seinen Dienst ohne Beanstandung. Der integrierte Kartenleser akzeptiert TF-Karten und Micro-SD-Karten bis zu 32 GB. Der Speicher lässt sich somit günstig erweitern, sodass auch Filmfans auf ihre Kosten kommen. Von den 16 GB Flashspeicher stehen nach dem ersten Start 12,1 GB zur freien Verfügung.
Es gibt zwei Kameras, die beide mit jeweils 2,0 Megapixeln (1.600 x 1.200 Pixeln) auflösen. Wir konnten die Kameras nicht testen, jedoch ist anzunehmen, dass die Schnappschussmöglichkeiten eher begrenzt sein werden und sie primär der Video-Telefonie dienen.
Generell fällt auf, dass die Gehäuseform und die Positionierung der Anschlüsse mit dem Bullman Tab 9 nahezu identisch zu sein scheinen.
Software
Als Betriebssystem kommt Android 4.1.1 Jelly Bean zum Einsatz. Ein Update auf Version 4.2 ist angekündigt. Wann es jedoch erscheint, ist unklar. Die Android-Version kommt mit minimalen Veränderungen aus. Ein paar wenige chinesische Apps sind vorinstalliert, die sich auch nicht deinstallieren lassen. Anders als bei manchen Geräten aus dem Reich der Mitte verfügt das Hyundai X900 über keinen Root-Zugriff.
Kommunikation
Ins Internet gelangt das Hyundai X900 mittels des integrierten WLAN-Moduls, das die IEEE-802.11-Standards b/g/n unterstützt und in den Bereichen mit 2,4 GHz funkt. Optional kann über einen USB-Dongle eine mobile Internetverbindung hergestellt werden.
Bluetooth ist ebenfalls an Bord, jedoch nur in Version 2.0, die mit ihren nunmehr neun Jahren schon lange nicht mehr zum aktuellen Standard gehört. Ein GPS-Empfänger gibt es genauso wenig wie einen NFC-Chip.
Zubehör
Das mitgelieferte Zubehör ist recht üppig. Neben einem 24-Watt-Netzteil (12 V, 2 A) gibt es außerdem ein USB-Datenkabel, einen Micro-USB-zu-USB-Adapter (OTG-Adapter) sowie einen Kopfhörer dazu. Ein kleines Einsteiger-Handbuch liegt ebenfalls bei, jedoch in den Sprachen Chinesisch und Englisch.
Optional wird im CECT-Shop lediglich noch ein 3G-Dongle von Huawei (23,99 Euro) angeboten. Der Hersteller selber listet gar kein offizielles Zubehör. Momentan gibt es noch nicht mal eine offizielle Webseite.
Garantie
Ein Jahr Garantie gibt es von Hyundai. In Deutschland und Österreich gelten zusätzlich die obligatorischen 24 Monate Gewährleistung. Sollte es jedoch zum Servicefall kommen, kann es sein, dass das X900 Play für die Reparatur nach China geschickt werden muss. Das dauert nicht nur lange, es ist auch möglich, dass dadurch zusätzliche Zollkosten fällig werden.
Der 9,7 Zoll große Touchscreen übt sicherlich den größten Reiz beim Hyundai X900 Play aus. Das IPS-Display löst mit 2.048 x 1.536 Bildpunkten auf. Das entspricht einem Verhältnis von 4:3 und einer Pixeldichte in Höhe von 264 PPI.
Hyundai selber wirbt damit, dass es sich um das iPad-3-Panel handle. Rein von den Daten her entspricht dies tatsächlichen den Werten des iPads 3 sowie auch der folgenden Generationen. Ob es qualitativ jedoch mit dem Produkt aus dem Hause Apple und den anderen Mitbewerbern mithalten kann, wollen wir an dieser Stelle klären.
Eine erste Überraschung gibt es bei der Leuchtkraft des Screens. Hier weist das X900 einen Wert von durchschnittlich 340 cd/m² auf. Das iPad 3 (304 cd/m²), das iPad 4 (292 cd/m²), das Bullman Tab 9 (330 cd/m²) und das Archos 97 (180 cd/m²) sind dunkler. Nur das Nexus 10 übertrifft die Helligkeit unseres Testgerätes mit einem Wert von 390 cd/m². Die Ausleuchtung des X900 war mit 84 Prozent recht gleichmäßig, aber nicht überragend. Im Alltag dürften die kleinen Unregelmäßigkeiten nicht auffallen. Leider konnten wir auch Lichthöfe auf dem Panel feststellen. Diese gibt es aber auch bei der Konkurrenz von Apple.
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Ausleuchtung: 84 %
Helligkeit Akku: 367 cd/m²
Kontrast: 667:1 (Schwarzwert: 0.55 cd/m²)
ΔE Color 4.95 | 0.5-29.43 Ø4.92
ΔE Greyscale 7.42 | 0.5-98 Ø5.2
Gamma: 2.46
Je heller das Panel eines Tablets im Testfeld erstrahlt, desto schlechter werden die Schwarzwerte. Beim X900 konnten wir einen Wert von 0,55 cd/m² messen. Ein eher mäßiges Ergebnis, das knapp unter dem des Nexus 10 (0,58 cd/m²) liegt. Am besten schlagen sich hier das Archos 97 (0,26 cd/m²) und das iPad 3 (0,37 cd/m²). Der Kontrast des IPS-Screens löst ebenfalls keine Begeisterungsstürme aus. Das X900 schafft lediglich einen Wert von 667:1. Das schlechteste Ergebnis im Vergleichsfeld.
Die Graustufen haben bei unserer Vermessung mit CalMAN 5 keinen guten Eindruck hinterlassen. Nicht nur, dass der durchschnittliche DeltaE mit 7,4 erhöht ist, es zeigt sich zudem ein sichtbarer Blaustich. Dies setzt sich bei der Farbtreue fort, auch hier zeigt sich ein Blaustich bei den Weiß-Tönen.
Die Blickwinkelstabilität des Hyundai X900 ist erwartungsgemäß gut. Dank des IPS-Displays gibt es keine Bildeinbrüche oder sichtbaren Farbabweichungen. Hier leistet sich im Vergleichsfeld keines der Geräte einen Patzer.
Seine Rechen-Power zieht das X900 aus dem RK3188-SoC von Rockchip. Dieser beinhaltet einen Quad-Core-Prozessor, der über vier ARM Cortex-A9 CPU-Kerne verfügt, welche jeweils mit bis zu 1,8 GHz takten. Die in 28 nm Strukturbreite gefertigte CPU wird von 2 GB DDR3-Arbeitsspeicher unterstützt sowie einer Mali-400 MP4 Grafikeinheit. Letztere verfügt über 600 MHz Rechenkraft.
Aufgrund seiner hohen Taktraten ist der Rockchip-SoC recht schnell, benötigt aber auch mehr Energie. Leider konnten wir die genauen Leistungswerte nicht überprüfen. Die Performance sollte aber für alltägliche Aufgaben und auch für die meisten Spiele mehr als ausreichen.
Temperatur
Im Idle-Betrieb wird das Hyundai X900 bis zu 36,3° C warm. Das ist relativ viel. Das aktuelle iPad von Apple schafft unter den gleichen Bedingungen gerade mal 32,6° C und das Nexus 10 sogar nur 28,9° C.
Unter Last, die wir mit der App Stability Test (CPU + GPU) simulieren, wird unser Testgerät nicht viel wärmer. Maximale 38,4° C stellen einen guten Wert dar, an dem es nichts zu meckern gibt. Dies schaffen auch die Konkurrenten von Apple (max. 40,0° C) und Google (max. 41,3° C) nicht.
(+) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 38.4 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 33.7 °C (von 20.7 bis 53.2 °C für die Klasse Tablet).
(+) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 33.8 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 33.2 °C).
(±) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 33.9 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 30 °C.
Energieaufnahme
Der festverbaute Akkumulator des X900 verfügt über eine Leistung von 37 Wh. Im Idle-Betrieb benötigt das Tablet zwischen 2,9 und 7,8 Watt. Es liegt damit mehr als nur auf Augenhöhe mit seinen Kontrahenten. Das Bullman Tab 9 (2,8 bis 8,3 Watt), das Archos 97 (4,1 bis 8,1 Watt) und das Nexus 10 (3,7 bis 9,0 Watt) benötigen sogar mehr Energie.
Unter Last steigt die Energieaufnahme auf bis zu 10,5 Watt. Ein sehr guter Wert. Alle Konkurrenten, bis auf Googles Tablet (max. 9,4 Watt), benötigen mehr elektrische Leistung.
Die Laufzeiten des Akkus konnten wir nicht in unseren Test-Szenarien überprüfen. Hyundai verspricht eine Laufzeit von bis zu zehn Stunden, was angesichts der geringen Verbrauchswerte durchaus möglich scheint, wenn der kleinere Akku des X900 das Resultat nicht verderben sollte.
Aus / Standby | 0.2 / 0.2 Watt |
Idle | 2.9 / 7.6 / 7.8 Watt |
Last |
9.5 / 10.5 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Voltcraft VC 940 |
Ist das Hyundai X900 Play nun tatsächlich ein iPad-Klon? Eher nicht. Viel mehr zeigt es, dass auch ein günstiges Tablet durchaus überzeugen kann. Zwar muss der Käufer dieses Gerätes Abstriche in puncto Leistung und Verarbeitung machen, erhält dafür aber ein solides Tablet mit Retina-Display.
Auch wenn wir die Performance des Gerätes nicht vollständig bewerten konnten, zeigen die Vergleiche mit Geräten, die den gleichen SoC von Rockchip benutzen, dass vor allem bei der GPU-Leistung mehr möglich wäre. Im Alltag werden diese Leistungsunterschiede lediglich bei Spielen mit aktueller 3D-Grafik ins Gewicht fallen.
Wenig gefallen hat uns die schlechte Verarbeitung der Geräte. Die scharfen Kanten und das eindrückbare Display hinterlassen keinen guten Eindruck. Ebenso wenig wie der sichtbare Blaustich des hochauflösenden Panels. Außerdem mussten beide Testgeräte wegen Defekten vorzeitig zurückgeschickt werden. Ein Mitarbeiter vom CECT-Shop versicherte uns jedoch, dass es ansonsten kaum zu Reklamationen bezüglich des X900 käme.
Angesichts des unschlagbaren Preises sollte jedoch klar sein, dass Abstriche gemacht werden müssen. Wer sich mit den oben genannten Einschränkungen arrangieren kann, sollte zuschlagen.