Notebookcheck Logo

Retro-Szene leidet: 8Bitmods erhöht Preise für Lieferungen in die USA deutlich

Eine Memcard von 8Bitmods. (Bildquelle: 8Bitmods)
Eine Memcard von 8Bitmods. (Bildquelle: 8Bitmods)
Mit dem Fallen der De-minimis-Regelung, müssen viele europäische Retroshops die Preise für Lieferungen in die USA erhöhen. Teilweise werden Lieferungen auch eingestellt. Die US-Regierung versprach ursprünglich, dass die kleinen Händler die Zölle bezahlen sollten. US-Kunden haben das Nachsehen, aber auch für die europäischen Shops wird es schwierig.

Das Aussetzen der sogenannten De-minimis-Regelung hat Auswirkungen für die europäische Retro-Szene. Diese Regelung besagt, dass Sendungen in die USA unter einem Wert von 800 US-Dollar unverzollt eingeführt werden können. Wichtig ist hierbei weniger der Zoll als das unkomplizierte Versenden und Empfangen. Wer schon einmal bei einem Zollamt war, der weiß, dass das Zoll-Prozedere mitunter sehr aufwendig sein kann. In den USA gab es seit Jahrzehnten eine Vereinfachung. Nur teure Sendungen sollten mit dem Aufwand der Verzollung belegt werden.

Die De-minimis-Regelung ist also äußerst komfortabel für alle Beteiligten, zumal die Grenze großzügig hoch war. Das ist nun aber Geschichte.

Händler wie das in dem Vereinigten Königreich ansässige Unternehmen Appcake alias 8Bitmods konnten so recht einfach Bestellungen aus den USA entgegennehmen. Retro-Fans, die ohnehin nur wenige Quellen haben, freute dies und freilich ist es auch für 8Bitmods ein gutes Geschäft. 

Jetzt kommt es zu deutlichen Aufpreisen in Abhängigkeit des Ursprungslandes. Da die Speicherkarten von 8Bitmods in UK gefertigt werden, gilt darauf nur ein Aufpreis von zehn Prozent. 8Bitmods hat aber auch viel in China produziertes Zubehör für die Retro-Szene. Der Preis steigt dann gleich um 30 Prozent für US-Kunden.

Die US-Regierung hatte vor der Wahl versprochen, dass die Unternehmen, wie 8Bitmods, diese Kosten abfangen würden. Sprich, sie würden es von ihrer Marge abziehen. Zwar ist nicht bekannt, wie viel 8Bitmods verdient, doch eine Marge von 30 Prozent dürfte unwahrscheinlich sein. 8Bitmods schlägt daher den Zoll komplett auf die Produkte und die US-Kundschaft zahlt die Mehrkosten, die in den US-Staatshaushalt wandern. Technisch zahlt 8Bitmods übrigens tatsächlich den Zollaufschlag, auch wenn es letztendlich nur ein Weiterleiten des Geldes ist. 

Besonders schwierig sind Sendungen mit gemischtem Ursprung. Kauft ein US-Amerikaner in einem europäischen Shop etwa mehrere Produkte ein, deren Ursprung in verschiedenen Ländern liegt, dann muss das gesamte Paket nach dem teuersten Ursprungsland verzollt werden, wie es bei der US-Zoll-Behörde CBP heißt. Immerhin übernimmt 8Bitmods den Verwaltungsaufwand sowie die Überweisung in die USA, sodass Kunden direkt die Ware erhalten können

Das macht den ohnehin schon komplexen Prozess eines Versands trotzdem sehr komplex. Vor allem für kleine Händler dürfte dies schlicht zu viel sein. 

@webhdx musste beispielsweise den Versand von Produkten in die USA bis auf Weiteres einstellen. Er nutzte die polnische Post, die – wie viele andere Post-Unternehmen – den Versand von Warensendungen in die USA stark eingeschränkt hat. Oft sind nur noch Express-Tarife übrig. @webhdx hat in seinem Shop nur sechs sehr spezielle Produkte für Nintendos Gamecube und Wii im Angebot. 

Besonders hart trifft ihn, dass 90 Prozent seiner Bestellungen aus den USA stammen. Für diese Kunden wird er vermutlich die Preise um 15 Prozent erhöhen. Dazu kommt möglicherweise ein teurerer Versand, sollten sich die Probleme mit der polnischen Post nicht lösen lassen. Er fürchtet, dass er sein Geschäft aufgeben muss, sollte die Problematik anhalten.

Große Unternehmen haben zumindest mit dem Verwaltungsaufwand in der Regel kein Problem, da normalerweise entsprechendes Personal existiert, das sich mit Zoll-Regularien auskennt. 

Getroffen hat das Zoll-Chaos natürlich auch US-Hardware-Anbieter. Über die Problematik beim Beziehen von Komponenten für Retrotink berichteten wir bereits im April. Mike Chi designt die Produkte zwar in den USA, lässt sie aber in China bauen. Temporär konnte er dadurch seinen eigenen US-Markt nicht mehr beliefern. Eine Produktion solcher Geräte in den USA lohnt sich nicht, da 80 Prozent der Komponenten ohnehin aus China stammen und in den USA gar nicht produziert werden. Für Nischenprodukte der Retro-Szene dürfte sich der Aufbau von Chipfabriken wohl auch kaum lohnen.

Das Ende der De-minimis-Regel soll unter anderem den Versand von Drogen verhindern. Ob das Problem nun eingedämmt wird, bleibt abzuwarten. Drogen, die per De-Minimis-Pakete verschickt werden, stellen nur einen sehr kleinen Teil der Drogenproblematik dar. Das meiste kommt in sehr großen Lieferungen an. Das Ende der De-Minimis-Regelung soll aber auch Anbieter wie Temu und Shein treffen. Das wurde allerdings schon vor Monaten in Richtung China umgesetzt.

Quelle(n)

static version load dynamic
Loading Comments
Diesen Artikel kommentieren / Antworten
Teilen Sie diesen Artikel, um uns zu unterstützen. Jeder Link hilft!
Mail Logo
> Notebook Test, Laptop Test und News > News > Newsarchiv > News 2025-08 > Retro-Szene leidet: 8Bitmods erhöht Preise für Lieferungen in die USA deutlich
Autor: Andreas Sebayang,  1.09.2025 (Update:  1.09.2025)