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SD Card Type C: Die verdrehsichere SD-Karte kommt mit besonderen Features

Die SD Card (Mitte) bekommt ein Update. (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Die SD Card (Mitte) bekommt ein Update. (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Mit einer neuen Version der SD Card Specification wird endlich auch im Speicherkartenbereich ein lästiges Problem beseitigt: das falsche Einstecken. Es braucht jedoch neue Schächte, die immerhin abwärtskompatibel sind.

Wer kennt das nicht… Die SD-Karte wird das erste Mal eingesteckt und passt nicht. Dann dreht man sie, und sie passt immer noch nicht in die Kamera. Erst beim dritten Versucht klappt das Einschieben des Speichermediums dann. Das kennt man auch noch vom alten USB Typ A. Doch mit diesem herumdrehen soll bald auch bei Speicherkarten Schluss sein.

Die SD Association hat eine neue Spezifikation angekündigt, die das beendet. Nach SDXC, SDUC und SD Express geht es erstmals seit Langem wieder an die Form, wie im Vorfeld der NAB Show 2023 bekannt wurde. Die Association hat sich klar an den Ideen des USB Forums orientiert, die mit USB Type C eines der vielleicht nicht wichtigsten, aber sicher lästigsten Probleme der IT-Benutzbarkeit lösten. Also kommt auch die SD Card Type C

SD Card Type C wird allerdings stark eingeschränkt existieren. Die Micro-SD-Karten sind von der Entwicklung ausgenommen. Sie bleiben vor allem Karten für Geräte, die besonders dünn sein müssen. Das Problem der SD Card Type C ist nämlich der zusätzliche Platzbedarf für Pins. 

Diese Probleme hat übrigens auch die Konkurrenz der Winzkarten. Huaweis NM Card und Samsungs UFS-Karte sind ebenfalls Systeme, die möglichst klein sein sollen. Wie es dort weitergeht, ist allerdings unklar. Auf eine Presseanfrage hat Samsung bisher nicht reagiert. Huaweis NM Card wird immerhin noch auf dem Markt angeboten, wenngleich zu sehr hohen Preisen. So kosten 256 GByte im NM-Card-Format stolze 70 Euro bei Amazon. (*)

Ein zu erwartendes Logo-Chaos

Doch zurück zu eigentlichen SD Card in der vollen Größe. Die neue SD Card ist recht simpel aufgebaut. Hintergrund ist, dass die Association möglichst wenige Veränderungen beim Slot-Design realisieren möchte. Das hilft bei der Implementierung durch die Hersteller. Hier sollte möglichst wenig Arbeit entstehen, damit der Schacht, der Tausende Steckvorgänge überstehen muss, möglichst weiter robust bleibt, ohne das gesamte System neu zu testen.

Vereinfacht gesagt klebt die SD Association zwei SD-Karten mit dem Rücken zueinander. Eine Type-C-Karte ist aber trotzdem nicht doppelt so dick wie eine einzelne alte Karte (rund 2 mm). Die Plastikummantelung der Rückenfläche kann nämlich gespart werden. Das neue Format wird 3,2 mm dick sein. Gleichzeitig wird die Kerbe der Karte auf beiden Seiten ausgeführt.

Dank des dickeren Formats passt die neue Type-C-Karte physisch nicht mehr in die alten Slots, was Kompatibilitätsprobleme verhindert. Andererseits ist der neue Schacht abwärtskompatibel mit den alten Karten.

Ohne Logos geht es bei der SD Association nicht. Mit SD 9.1 kommen nochmal drei hinzu. (Bild: SD Association)
Ohne Logos geht es bei der SD Association nicht. Mit SD 9.1 kommen nochmal drei hinzu. (Bild: SD Association)

Das neue Format – ausgerichtet auch auf Profianwendungen – wird allerdings auch teurer. Denn bestimmte Funktionen sind nun (teilweise) Pflicht. In der Profiform sind es nämlich eigentlich weiter zwei SD-Karten. Die Speicherchips sind doppelt ausgelegt. Intern sind die auch autark agierenden Karten aber verdrahtet und ermöglichen so ein RAID 1. Mit einem Lesegerät kann die Karte auch nur von einer Seite ausgelesen werden. Fürs Beschreiben braucht es aber zwingend beide Kontaktseiten.

Vorbei ist damit theoretisch die Notwendigkeit, Kameras mit zwei SD-Karten-Schächten auszustatten, was es im hochpreisigen Segment auch schon bei Spiegelreflexkameras gab. Gleichzeitig hat die Kundschaft die Gewissheit, auch selbst im Notfall an die Daten heranzukommen. Noch ist aber unklar, ob es dafür ein spezielles Lesegerät geben soll, bei der eine Seite abgeschaltet wird. Das wäre dann doch wieder etwas für die Reparaturshops. 

In Zeiten fallender Speicherpreise und immer weiter steigenden Kapazitäten dürfte das eine erfreuliche Entwicklung sein, auch wenn ein gewisser Aufpreis durch die Hersteller zu erwarten ist.

Unverständlich ist allerdings das Aufweichen des Standards. Denn auf die Redundanz kann leider auch verzichtet werden. Dafür wird es drei neue Logos geben, ganz in der Tradition der SD Association, die es in der Vergangenheit schon mit den Logos übertrieben hat. Für das Raidlevel muss auf die Karte entweder R- oder R+ gedruckt werden.

R- bedeutet, dass keine Redundanz vorhanden ist. SD-Karten-Hersteller können damit auch alte SD-Karten mehr oder weniger im neuen Format veröffentlichen, ohne am Design wenig ändern zu müssen. R+ hingegen deutet auf die Redundanz hin und voneinander weitgehend unabhängige Komponenten. Dazu kommt das Logo für den Typ C.

Wer mit dem SD-Karten-Standard vertraut ist, weiß, dass die Fläche auf den Karten für die ganzen Logos auszugehen droht. Die Video-Class-, App-Class-, UHS-Speed-, alten Class- und das SD-Logo müssen ja auch noch Platz finden. Dank Type C stehen nun aber zwei bedruckbare "Vorderseiten" für die bis zu sieben Logos pro Karte. 

Tatsächlich wird sich die SD Association nicht einmal von den alten Class-Logos verabschieden, obwohl heute eigentlich alle SD-Karten der Klasse 10 entsprechen.

SD-Express-Karten werden auch als Type C ausgeführt

Das Obige gilt freilich nur für die klassischen SDXC/UC-Karten mit UHS-Interface. Bei den SD-Express-Karten mit PCI-Express-Interface gilt anderes. Das wichtigste: R+ ist hier Verpflichtend. Das Logo selbstverständlich auch. Abseits des anderen Interfaces, das nun auch verdoppelt wird und damit sehr viele Kontaktflächen bietet, gibt es aber keine Änderungen. 

Die SD Association hofft damit dadurch auch einen Schub für die neuen SD-Express-Karten. Erst im Februar 2023 hat die Institution einen Überblick für Lösungen in einer 74 Seiten umfassenden Präsentation (PDF) gegeben. Es geht jedenfalls mit dem neuen Standard nicht so schnell voran, wie es sich manche in der Industrie wünschen. Zumal sich Sony XQD und der Nachfolger der Compactflash Association CFExpress gut im lukrativen Profimarkt halten können.

Weitere Details zur neuen SD-Karte werden vermutlich zum 2023er Fall Assembly Meeting im Herbst vorgestellt. Dann trifft sich die Branche vom 17. bis 19. Oktober in Taiwan. Dann wird auch die finale Spezifikation 9.14 veröffentlicht, die seltsamerweise auf die Spezifikation 9.00 folgt.

Soweit gelesen? Na, wir wollen natürlich nicht, dass am 1. April gleich alle die neue SD-Karte auf ihre Wunschliste packen. Das ist ein April-Scherz! Zum Einstecken einer Karte braucht es also weiter bis zu drei Versuche. ;)

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Autor: Andreas Sebayang,  1.04.2023 (Update:  1.04.2023)