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Hintergrund | Smarthome: Der noch unsichere Weg zu Matter 1.2

Matter wird weiter entwickelt (Symbolbild). (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Matter wird weiter entwickelt (Symbolbild). (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Mit Matter 1.2 steht im Herbst die nächste große Version des Smarthome-Standards an. Notebookcheck.com konnte auf der Ifa 2023 in Berlin mit der Connectivity Standards Alliance sprechen und gibt einen etwas unsicheren Ausblick sowie geplante Verbesserungen wie etwa "Warenhäuser-Labors" für die Allianzmitglieder.

Es ist bald wieder Herbst und damit steht auch die nächste Version des Smarthome-Standards Matter an. Version 1.2 wird in einigen Monaten erwartet. Ein Update, das Größeres bringen könnte, aber nicht zwangsläufig so kommt, wie manche es sich vielleicht vorstellen. 

Auf der Ifa rund um den Berliner Funkturm konnte Notebookcheck.com sich mit der Connectivity Standards Alliance (CSA) unterhalten, die erstmals in offizieller Funktion die Messe besuchte. Chris LaPré, Technikchef der CSA, stand uns Rede und Antwort. Die CSA war auch schon im vergangenen Jahr auf der Ifa muss man dazu sagen. Doch 2022 eher für informelle Treffen, denn zum Launch-Event in Amsterdam ging es für Notebookcheck.com erst im November 2022.

Mittlerweile ist Matter auch schon einen Schritt weiter. Matter 1.1 ist draußen und wird auch schon eingesetzt. Allerdings, wie LaPré sagte, nicht unbedingt kommuniziert. Auch ihm war auf Nachfrage kein Unternehmen bekannt, das direkt mit Matter 1.1 wirbt. Die Versionsnummer wird aber praktische Auswirkungen haben.

Erste Matter-1.1-Geräte wurden schon zertifiziert

So ist absehbar, dass die CSA irgendwann mit der Zertifizierung von 1.0-Geräten aufhört und von den Smarthome-Anbietern gleich die Version 1.1 fordert. Es wurde allerdings noch nicht besprochen, wann es dazu kommen sollte. Die ersten Matter-1.1-Geräte wurden laut LaPré auch schon zertifiziert.

Da Matter 1.1 nicht für jede Gerätekategorie Vorteile bringt, ist ein Update aus Sicht der Kundschaft auch nicht unbedingt sinnvoll. Das wäre erst der Fall, wenn etwa ein Sicherheitsproblem beseitigt werden müsste. Laut LaPré gab es aber noch keinen derartigen Zwischenfall. Dafür kann laut LaPré übrigens eine dritte Stelle für Versionsnummern genutzt werden, also etwa eine Version 1.1.1 oder auch 1.0.1. Für den Fall eines Sicherheitsproblem hat die CSA einen Plan vorbereitet, der dann aktiviert wird.

Die nächste Version wird dann Matter 1.2 sein. Laut Plan, der ein Update der Spezifikation zwei Mal im Jahr vorsieht, sollte diese im Herbst 2023 erscheinen. Es ist aber noch unklar, ob alle neue Funktionen es in dieses Update schaffen. Wichtige Teile sind etwa HVAC und Roboter. Damit sind etwa Klimaanlagen respektive Staubsauger gemeint. Auch smarte Türschlösser sollen kommen, wenn alles gut geht.

Einiges davon sollte eigentlich schon in Version 1.1 integriert werden. Doch die CSA hat kurzfristig diese Funktionen verschoben, die Zeit reichte nicht mehr aus. Für 1.2 sieht es besser aus, auch wenn es keine Garantie gibt. Die ersten Tests waren dieses Mal erfolgreich. Es stehen aber noch Ergebnisse zweier weiterer Tests aus, so LaPré.

Die Hersteller bereiten sich bereits dafür vor. So sagte etwa TP-Link Notebookcheck.com auf der Ifa , dass einige neue Staubsaugerroboter bereits auf Matter vorbereitet sind. Selbiges ist bei anderen Staubsauger-Roboter-Firmen zu erwarten – sollte es nicht wieder zu Verzögerungen kommen.

Große Matter-Warenhäuser sollen Entwicklung vereinfachen

Allgemein wurden LaPré zufolge die Verzögerungen unterschätzt. Deswegen gibt es auch schon Gedankenspiele, die Release-Zyklen anzupassen. Denkbar ist etwa, sich für das große Herbst-Release in Zukunft etwas mehr Zeit zu lassen, sprich die Spezifikation etwas früher anzufangen. Der Frühlings-Release hingegen würde weniger Funktionen beinhalten. Zudem könnte eine Version in der Zukunft noch früher gestartet werden, etwa zwei Jahre vor Release. Doch noch gibt es keine Entscheidung zu einer möglichen Veränderung der Entwicklungsstrategie.

Unterschätzt wurde auch der Aufwand der Interoperabilität. Deswegen hat die CSA in Portland, Oregon bereits ein großes "Warenhaus-Labor" eröffnet. Dort versucht die CSA wirklich jedes Matter-kompatible Gerät zu sammeln und Interessierten bereitzustellen.

Dabei gibt es zwei Möglichkeiten. Eine Firma könnte ihre Geräte dort testen lassen oder gleich selbst vorbeischauen. Letzteres ist natürlich ein hoher Aufwand, wie LaPré zugab. Deswegen plant die CSA noch mehr dieser Labore aufzubauen. Er sprach von ein bis zwei Laboren je Region, damit etwa europäische Smarthome-Anbieter nicht allzu weit anreisen müssen. 

Sie sind eine Alternative zu einem Verfahren, was viele als Plugfest kennen. Bei solchen Gelegenheiten treffen sich Dev-Teams aus aller Welt und probieren alle Systeme miteinander aus. Das gibt es auch bei Matter.

Diese Verbesserungen sollen der weiteren Entwicklung des Matter-Standards helfen. In einem Jahr – das wäre dann Version 1.4 – hofft man bei der CSA vor allem besondere Smarthome-Kategorien (Edge Categories) abdecken zu können. Etwa Garagentoröffner oder auch Kameras. Die CSA verwies etwa auf Nukis smarte Türschlösser, die es als Matter-1.2-kompatible Version dann geben soll.

Im weiteren Verlauf der Entwicklung wäre zudem die Unterstützung von Wärmepumpen und Ladestationen für E-Autos denkbar. Laut LaPré soll der Matter-Standard hier auch eine zeitverzögerte Nutzung unterstützen. Als Beispiel nannte er E-Autos, die eher geladen werden, wenn der Strompreis günstig ist. Damit kann Matter dann in sehr teure Marktsegmente des Smarthomes vordringen.

Quelle(n)

CSA / Eigene Recherchen

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Autor: Andreas Sebayang, 11.09.2023 (Update: 11.09.2023)