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Spielen schadet dem Klima, wie neue Forschungen belegen

Mit den richtigen Maßnahmen Gaming-Emissionen senken (Bild: Lorenzo Herrera/Unsplash)
Mit den richtigen Maßnahmen Gaming-Emissionen senken (Bild: Lorenzo Herrera/Unsplash)
Forscher Ben Abraham erklärt, welchen Einfluss die Gaming-Industrie auf den Klimawandel hat und welche Maßnahmen ergriffen werden sollten, um den CO₂-Abdruck zu reduzieren. Können Regierungsbehörden, die Emissions-Ziele einhalten müssen, dem Unterhaltungssektor Einschränkungen diktieren?

Nachrichten über den Klimawandel und globale Erwärmung können belastend sein, sodass es guttun kann diesem Stress mit ein paar Spielen zu entfliehen. Denn Gaming kann dabei helfen, das Bedürfnis nach Erholung und Entspannung zu befriedigen. Dennoch scheint es gerade in der heutigen Zeit wichtig zu sein, alle Gewohnheiten genau anzuschauen, um umweltschädigende Faktoren zu erkennen und zu vermeiden.

Der Forscher Ben Abraham hat in den letzten sieben Jahren den Einfluss der Gaming-Industrie auf die Umwelt erforscht und ist der Meinung, dass Gaming im großen Kontext neu erdacht werden müsse. In seinem aktuellen Buch „Digital Games After Climate Change“ fasst Abraham seine Forschungsarbeiten über die Umweltauswirkungen digitaler Spiele zusammen, liefert detaillierte Schätzungen des CO₂-Fußabdrucks der Branche und gibt der Industrie Lösungsansätze an die Hand, um jenen zu verkleinern.

Inwieweit sich das Ausmaß des Klimawandels eindämmen lässt, ist unklar. Doch um zu verhindern, dass die Temperatur um weitere 2 Grad Celsius ansteigt, sei es nötig, den CO₂-Output jährlich für einen längeren Zeitraum um wenigstens 10 Prozent zu verringern.

Videospiele, sowie die Hardware, auf der sie gespielt werden, zählen eher zu den Luxusgütern, weshalb es schnell zu kontroversen Diskussionen darüber kommen könnte, das Spielen einzuschränken. Trotzdem muss es nicht notwendig sein, individuelles Gaming zu reduzieren, um das Klima zu schonen, wenn man eine ganzheitliche Herangehensweise wählt, die auf Veränderungen innerhalb der gesamten Gaming-Industrie abzielt.

Die APU der PS4 enthält toxische Elemente (Bild: Fabian Albert/Unsplash)
Die APU der PS4 enthält toxische Elemente (Bild: Fabian Albert/Unsplash)

Konsolen sind giftig

Bei Spielen gibt es viele, versteckte Faktoren, welche sich ungünstig auf den CO₂-Abdruck auswirken. Für die Herstellung etwa von leistungsstarken Computerchips, werden diverse seltene Mineralien benötigt, deren Abbau einen schädigenden Einfluss auf die Umwelt und Menschen haben kann.

Abraham testete die chemische Zusammensetzung der Playstation-4-APU mittels eines aufwendigen Verfahrens und stieß dabei auf insgesamt 17 Elemente, die in enger Verbindung zu autoritären Regimen mit niedrigen Umwelt- und Sozialstandards stehen. Die Raffinierung von einem Kilogramm des in der APU enthaltenen Nickels, entspricht in etwa dem Energieverbrauch von einer Woche eines durchschnittlichen Amerikaners.

Die PS4 enthält ebenfalls das hochgiftige Schwermetall Cadmium, welches bei unsachgemäßer Entsorgung der Konsole in den Boden geraten kann und dort toxisch wirkt. Natürlich besteht dieses Problem nicht nur im Gaming-Bereich, da ähnliche APUs auch generell bei Notebook- und PC-Hardware eingesetzt werden.

Flüge der Haupt-Emissionsverursacher im Mobile-Gaming

Die Emissionen des Mobile Gaming Sektors sind deutlich geringer als die bei Konsolen-Spielen. Der Energieverbrauch der Xbox One Series X/S und der PlayStation 5 ist etwa 100 Mal höher, als bei einem Smartphone, sofern man Fernseher und Lautsprecher dazuzählt.

Jedoch gibt es auch hier einige Herausforderungen. Zwar beziehen manche große Unternehmen wie Ubisoft und Nintendo ihre Energie aus erneuerbaren Quellen und Microsoft geht sogar noch einen Schritt weiter, indem sie sich dazu verpflichten, alle jemals von ihnen emittierten Treibhausgase auszugleichen. Doch es sind die vielen Reisen der Angestellten, welche die mit Abstand höchsten CO₂-Emissionen verursachen.

Bei dem Unternehmen Rovio, dem Entwickler der Angry-Birds-Reihe, sind Flüge für mehr als dreimal so viele Emissionen pro Mitarbeiter verantwortlich als alle anderen Emissions-Quellen zusammen. Dies hat das Unternehmen in seinem Bericht für soziale Verantwortung 2020 bekannt gegeben, in welchem es klar definierte Klimaziele und detaillierte Emissionsdaten angegeben hat.

Eine wirkungsvolle Maßnahme zur Verringerung von Emissionen innerhalb der mobilen Gaming-Industrie könnte es also sein, die vielen Mitarbeiter-Flüge zu reduzieren.

Wohin geht der Trend?  

Kalifornien schreibt nun etwa vor, dass Unterhaltungselektronik einen festgesetzten, jährlichen Energieverbrauch nicht überschreiten darf, da ansonsten ein Verkaufsverbot droht. Darauf werden Hardware-Hersteller wohl mit einer Reduzierung des Gesamtstromverbrauchs bei kommenden Hardware-Generationen reagieren.

Der Trend scheint zunehmend dahin zu gehen, dass Konsolen zwar immer leistungsstärker, aber ebenfalls immer effizienter werden, bezogen auf die Rechenleistung sowie die Grafikqualität.

Quelle(n)

Arstechnica (1/2), Bild1: Lorenzo Herrera/Unsplash, Bild2: Fabian Albert/Unsplash

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Autor: Nicole Dominikowski, 13.11.2022 (Update: 13.11.2022)