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TSB-Maglev: Die CDU Berlin will von den eigenen Hauptstadt-Magnetbahnplänen nichts mehr wissen

Das TSB-Magnetbahnsystem sollte laut CDU zum Leuchtturmprojekt Berlins werden. (Bild: Max Bögl)
Das TSB-Magnetbahnsystem sollte laut CDU zum Leuchtturmprojekt Berlins werden. (Bild: Max Bögl)
Erst 2020 kündigte der Chef der Berliner CDU an, mit der TSB-Magnetbahn den Stillstand der Rot-Grün-Roten-Regierung zu beenden. Jetzt, wo Wegner zum Bürgermeister gewählt werden wird, will die CDU davon nichts mehr vom Leuchtturmprojekt wissen.

Der Berliner CDU-Landeschef Kai Wegner gilt seit 2020 als Verfechter der Magnetschwebebahn. Im damaligen Wahlkampf positionierte er die Technik eindeutig als Lösung den Stillstand im beim Bereich Nahverkehr der Rot-Rot-Grünen Regierung, die bis dato tatsächlich kein gutes Bild ablieferte.

Der Fahrgastverband IGEB sagte gar, dass die Verkehrssenatorin Regine Günther (für Grüne) "für den #Nahverkehr in Berlin eine verlorene Zeit" war. All das wollte Wegner ändern und schlug den Bau einer Magnetbahn vor, die etwa den Flughafen Berlin-Brandenburg mit der Innenstadt verbinden sollte. Damit sollte Berlin zur "smarten Mobilitätsstadt Nummer eins in Europa" werden, wie es Wegner laut T-Online damals sagte.

Genutzt werden sollte das in Deutschland entwickelte Transportsystem Bögl, kurz TSB. Eine Nahverkehrsmagnetbahn mit einer Spitzengeschwindigkeit von 150 km/h, die kleine Kurvenradien, aber auch einen starken Anstieg beherrscht und das mit vergleichsweise geringen Energiebedarf bewältigt. Zudem sind die Züge sprintstark. 

Günstiger als eine U-Bahn

Mit gerade mal 30 Millionen Euro pro Kilometer wäre der Bau erheblich günstiger gewesen als etwa eine U-Bahn, die typischerweise mit 200 Millionen Euro pro Kilometer zu Buche schlägt. Ein Grund, warum der CDU-Chef das Transport System Bögl für die deutsche Hauptstadt wollte.

Doch von diesen Plänen ist jetzt, nach gewonnener Wahl, offenbar nichts mehr übrig. Hinweise auf die Magnetschwebebahn als Leuchtturmprojekt gibt es laut diversen Medienberichten im Koalitionsvertrag nicht. Stattdessen favorisiert die CDU Berlin zusammen mit der SPD nun den deutlich teureren U-Bahn-Bau, obwohl die CDU das Verkehrsressort übernehmen wird.

Mit den kühnen Magnetbahnplänen weckte die CDU Berlin bei manchen auch die Hoffnung einer Umsetzung der modernen Technik. Laut David Harder, der sich unter anderem bei der Restaurierung des Transrapids und über die Webseite magnetbahn.org engagiert, kommt das Aufgeben der Technik aber nicht überraschend. 

"Ich bin es leider gewohnt, dass manche Politiker sich im Rahmen ihrer Wahlkämpfe kurz für Magnetbahnen einsetzen, danach das Thema jedoch vergessen.", so Harder zu Notebookcheck.com. Er verwies auf ähnliche Beispiele. So hat die Junge Union 2019 das Wiederbeleben des Transrapids gefordert. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer ließ zudem 2020 aufwendig das TSB-System allgemein und für den Flughafen München untersuchen. Die Studie wurde zwar nach fast zwei Jahren veröffentlicht, mit überwiegend positivem Ergebnis. Doch danach passierte medial nichts mehr. "So geschah es auch 2020 mit Kai Wegner, welcher damals großes Aufsehen mit seinem Einsatz für das TSB erhielt, doch das Thema danach nie wieder erwähnte", sagt Harder.

Verkehrssystem mit nur zwei Jahren Bauzeit

Der Vorschlag zum Bau einer Magnetbahn in Berlin wurde nicht nur von Kai Wegner allein unterstützt, was ein weiterer Tweet belegt. Das System hätte – so die CDU Berlin – "einen enormen Kosten- und Bauzeitvorteil (max. 2 Jahre) z.B. auch gegenüber der U-Bahn.", heißt es in dem Tweet der Partei. Tatsächlich geht auch der Herstellerkonzern Max Bögl von einer Bauzeit von rund zwei Jahren aus – ab Baugenehmigung. 

Hintergrund ist das Baukastensystem. Die Fahrbahnteile werden vorgefertigt und müssen vor Ort nur noch zusammengefügt werden. Vor Ort müssen aber dafür die Stützen noch gebaut werden, die allerdings vergleichsweise wenig Bauplatz benötigen.

Das Projekt sollte Berlin in eine Spitzenposition bringen. "Eine Hochbahn mit Magnetschwebetechnologie wird ein Leuchtturm für Berlin", zitierte T-Online 2020 Landeschef Wegner.

Die CDU Berlin hat auf zwei Presseanfragen von Notebookcheck.com nicht reagiert.

Berlin hatte schon einmal eine Magnetbahn im Personenbetrieb, die M-Bahn. Sie musste jedoch im Zuge der Wiedervereinigung abgebaut werden, weil sie teilweise die Infrastruktur einer geteilten U-Bahnlinie, insbesondere am Gleisdreieck nutzte.

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> Notebook Test, Laptop Test und News > News > Newsarchiv > News 2023-04 > TSB-Maglev: Die CDU Berlin will von den eigenen Hauptstadt-Magnetbahnplänen nichts mehr wissen
Autor: Andreas Sebayang,  6.04.2023 (Update:  6.04.2023)