Notebookcheck Logo

Xiaomi Electric Scooter 4 Pro im Test: Hält der Edelroller was er verspricht?

Gut gerollt ist halb gewonnen... Bei der Suche nach einem hochwertigen Scooter mit Straßenzulassung kommt man um Xiaomi aktuell kaum herum. Der Hersteller bietet verschiedene Modelle aus unterschiedlichen Preiskategorien. Mit dem Electric Scooter 4 Pro testen wir das Topmodell aus dem Hause Xiaomi, das sich durch hohe Leistung und große Reichweite auszeichnen soll.

Vier verschiedene Modelle an E-Scootern listet Xiaomi in seinem Store (etwaige Sondereditionen außen vor gelassen): Den Mi Electric Scooter 1S mit bis zu 30 km Reichweite, 20 km/h Topspeed, 12,5 kg Gewicht und einem Preis von rund 470 Euro, den Mi Electric Scooter Pro 2 mit bis zu 45 km Reichweite, 20 km/h Topspeed, 14,2 kg Gewicht und einem Preis von rund 580 Euro sowie den Mi Electric Scooter 3 mit rund 30 km Reichweite, 25 km/h max. Geschwindigkeit und einem Gewicht von 13 kg bei einem Preis von 530 Euro, dessen Test wir in Kürze hier veröffentlichen

Mi Electric Scooter 1S Mi Electric Scooter Pro 2 Mi Electric Scooter 3
Xiaomi Electric Scooter 4 Pro
Max. Reichweite (lt. Hersteller)/Akkukapazität 30 km/275 Wh 45 km/474 Wh 30 km/275 Wh 55 km/446 Wh
Höchstgeschwindigkeit 20 km/h 20 km/h 25 km/h 25 km/h
Nennleistung/Höchstleistung 300 W/600 W 300 W/600 W 300 W/600 W 350 W/700 W
Max. Steigfähigkeit 14 % 20 % 16 % 20 %
Gewicht 12,5 kg 14,5 kg 13,2 kg 17,4 kg
Bereifung 8,5 Zoll 8,5 Zoll 8,5 Zoll 10 Zoll
Max. Traglast 100 kg 100 kg 100 kg 120 kg

Technische Daten - Xiaomi verspricht große Reichweite

Der Electric Scooter 4 Pro stellt bereits anhand seiner Spezifikationen seine Geschwistermodelle klar in den Schatten, die da lauten: bis zu 55 km Reichweite, 25 km Topspeed, bis zu 700 W Höchstleistung bei einem Gesamtgewicht von stolzen 17,4 Kilogramm. Das Mehr an Leistung, Reichweite und Ausstattung lässt sich Xiaomi mit einem Preis von rund 750 Euro auch gut bezahlen.

Xiaomi Electric Scooter 4 Pro
Akku 446 Wh (12,4 Ah)
Antrieb Vorderradantrieb (350 Watt Nennleistung, 700 Watt Max.); max 20% Steigung
Höchstgeschwindigkeit 25 km/h; dreistufig regelbar auf 6 km/h (Push-Modus), 20 km/h, 25 km/h;
Reichweite bis zu 55 km
Ladegerät 42 V 1.7 A, entspricht 70 Watt, Ladedauer rund 8-9 h
Traglast 120 kg
Abmessungen 112 x 49 x 124 cm
Bereifung 10-Zoll-Luftreifen
Bremssystem mechanische Scheibenbremse (Heck) + elektronische Bremse/E-ABS (Front)
Gewicht 17,4 kg
Beleuchtung/Sicherheit LED Licht vorne/hinten, Bremslicht (blinkend); E-ABS; IPX4 (Schutz vor allseitigem Spritzwasser)
sonstige Merkmale gummiertes Trittbrett (15 cm breit), Betriebserlaubnis für DE vorhanden (20 km/h-Modell)
Herstellerseite Xiaomi AT

Unboxing und Montage - 4 Schrauben und los geht die (wilde) Fahrt

Der Karton, in dem der Electric Scooter 4 Pro geliefert wird, hält auf der Innenseite beim Öffnen eine aufgedruckte Kurzanleitung bereit, mit der der Roller im Handumdrehen betriebsbereit ist. Auspacken, umgeklappte vertikale Lenkerstange hochklappen und einrasten, Lenker aufsetzen und mittels vier Schrauben fixieren. Ein Inbus-Schlüssel mit ergonomischem Griff liegt bei, es sind, außer einem Messer zum Öffnen des Kartons, keine weiteren Werkzeuge notwendig. Eine umfangreiche Anleitung in mehreren Sprachen gibt es auch, wirklich benötigt wird diese aber nicht. Nach dem Auspacken kann man übrigens direkt losfahren, die verbauten Li-Ion-Akkus sind bereits vorgeladen!

Wie bei den meisten E-Scootern üblich ist auch beim Xiaomi 4 Pro der Akku fest verbaut und nicht entnehmbar. Das bedingt, dass der gesamte Roller zu einer Lademöglichkeit geschaffen werden muss. Bei einem Gesamtgewicht von 17,4 Kilogramm könnte ein zu überwindendes Treppenhaus bereits eine Herausforderung darstellen. Das Ladegerät wiegt rund 400 Gramm, verfügt über ca. 3 m Kabellänge und kann damit bei Bedarf mitgeführt werden.

Die umklappbare vertikale Lenkstange lässt sich mit einer Lasche am Hinterrad fixieren und kann so als Tragegriff verwendet werden. Der Prozess dauert nur wenige Sekunden, die Verriegelung am Lenker macht einen sehr soliden und sicheren Eindruck und ist einfach zu bedienen. Zusammengeklappt lässt sich der Roller über Hindernisse hinweg tragen und im Kofferraum verstauen. Dabei gibt sich der Scooter etwas kompakter als etwa der getestete Eleglide Coozy.

 

Aufbau, Ausstattung und Bedienung - Xiaomi Scooter 4 Pro ist voll straßentauglich

Beim Scooter 4 Pro dominiert Aluminium als Konstruktionsmaterial. Dabei weist der Roller das für die Xiaomi-Linie typische Alurohr-Design auf, das ihn optisch leichter und agiler wirken lässt, als er tatsächlich ist. Die Stabilität lässt keine Wünsche offen und auch die Verarbeitung ist auf einem hohen Niveau. Innerhalb der Xiaomi Familie setzt sich der Pro 4 mit bis zu 120 kg Nutzlast ab. Farblich ist der gesamte Roller in einem Schwarz-Grau-Ton gehalten, Akzente werden durch das rot ummantelte Bremsseil, die rote Abdeckung der Ladebuchse und die markanten roten Ringe in den Reifen gesetzt.

Das hohe Gewicht des Scooters ist in erster Linie der großen verbauten Batterie geschuldet. Verglichen mit Modellen mit ähnlicher Kapazität bzw. Reichweite, etwa dem Eleglide Coozy, ist er sogar minimal leichter. Die Abmessungen des Rollers belaufen sich auf 120 cm Länge, 124 cm Höhe und den Lenker mit einer Breite von 49 Zentimetern. Das Trittbrett misst rund 15 x 50 cm und ermöglicht gerade noch eine parallele Fußstellung in Fahrtrichtung, wenn auch nicht ganz so komfortabel wie bei unserem Vergleichsgerät, dem Eleglide Coozy. Die Lenkstange sitzt vom Trittbrett aus gesehen in einer Höhe von 102 cm.

Gesteuert wird der Xiaomi Scooter 4 Pro mittels eines zentralen Bedienknopfes unter dem kleinen Display in der Mitte des Lenkers. Hier lässt sich der Scooter ein- und ausschalten, der Fahrmodus wählen und das Licht aktivieren bzw. deaktivieren. Am Display wird die Geschwindigkeit angezeigt, nicht aber gefahrene Kilometer. Die Reichweitenanzeige erfolgt über eine schematisch dargestellte Batteriezelle mit 5 Segmenten, entsprechend jeweils 20 Prozent.

Lichtausstattung - "Schwarzes Loch" vor dem Roller

Der Xiaomi Scooter verfügt über einen LED-Frontstrahler, ein LED-Rück- bzw. Bremslicht (rot blinkend), Reflektoren an den Seiten im hinteren Bereich sowie einen zusätzlichen, nach vorn gerichteten Reflektor (weiß) über dem Frontrad. Ein entsprechendes Symbol am Display informiert den Fahrer bei aktiviertem Licht. Der Scooter 4 Pro hat leider keinen Blinker, eine Richtungsänderung muss daher ggf. mit den Armen angezeigt werden, was durchaus geübt werden will, denn einhändig fährt sich ein E-Scooter denkbar schlecht.

Der LED-Frontstrahler liefert einen hellen Lichtkegel, der den Bereich von 3 bis rund 17 Metern vor dem Roller gut ausleuchtet. Damit klappt das Fahren bei Dunkelheit an sich gut, allerdings gibt es einen “toten Bereich” zwischen Roller und beginnendem Lichtkegel. Es besteht die Gefahr, kleine Hindernisse unmittelbar vor dem E-Scooter zu übersehen und dadurch aus dem Gleichgewicht gebracht zu werden.

 

App - Mehr Infos und Einstellmöglichkeiten

Um weitere Einstellungen vornehmen zu können bzw. Informationen auszulesen, muss die Xiaomi Home App installiert und der Roller im Anschluss mit dem Smartphone gekoppelt werden. Dieser Prozess gestaltete sich bei unserem Testgerät etwas mühsam, da dieser noch einem anderen Konto zugeordnet war und dort zuerst entfernt werden musste. Bei einem Neugerät sollte sich diese Problematik erübrigen, bei Gebrauchtmodellen muss hier aber Acht gegeben werden.
Nachdem der Scooter wieder “freigegeben” war, ging der Kopplungsprozess rasch vonstatten, hilfreich dabei war der QR-Code am Scooter selbst.

In der Xiaomi Home App kann nun auch die verbleibende Restreichweite in Kilometern sowie der Akkustand in Prozent ausgelesen werden. Weiters ist es möglich, hier den Motor zu sperren und den Roller vor Fremdnutzung zu sichern. Einen physischen Schutz stellt das natürlich nicht dar, trotzdem könnte der E-Scooter einfach weggetragen oder geschoben werden, auch wenn bei Zweiterem der Roller in Form leiser Piepsgeräusche verzweifelt um Hilfe ruft. Es empfiehlt sich also, ein althergebrachtes Fahrradschloss mitzuführen.

Unter den weiteren Menüpunkten kann das Rücklicht auf “immer ein” gesetzt, die Geschwindigkeitsregelung, sprich Tempomat, aktiviert bzw. deaktiviert und zusätzliche Information zu Reichweite und Batterie abgerufen werden. Auch der Energierückgewinnungsgrad/Rekuperation bzw. die elektronische Bremswirkung kann in drei Stufen gewählt werden.
Wir vermissen eine Option zur Deaktivierung des Kickstarts, wie sie etwa der Eleglide Coozy bot (Achtung, ggf. nicht zulässig im jeweiligen Land). Auch eine Justierungsmöglichkeit des Tempomaten wäre hilfreich gewesen, da dieser mitunter etwas frickelig zu handhaben war. Mehr dazu etwas später.

Fahrleistung und Komfort - Sehr agil und gutes Klettervermögen

Abhängig vom gewählten Fahrmodus, insbesondere aber im Sport-Modus, fällt beim ersten Betätigen des Geschwindigkeitsreglers direkt die Leistungsstärke des Xiaomi Electric Scooter 4 Pro auf. Dieser beschleunigt spürbar flott und sorgt damit für ein Lächeln in den Gesichtern erfahrener Scooter-Fahrer, während Neueinsteiger von der gebotenen Agilität durchaus überrascht sein könnten.

Viel Technik verspricht Xiaomi bei den Reifen. Zum Einsatz kommen schlauchlose 10-Zoll-Luftreifen, die dank “DuraGel”-Aufbau besonders stoßdämpfende Eigenschaften haben und zudem selbstdichtend sein sollen. Das verspricht zumindest die Xiaomi-Produktseite. Im Praxistest erleben wir den von Reifen dieser Größenordnung erwarteten Fahrkomfort ohne besonders auffällige Vor- oder Nachteile. Leichte Unebenheiten sind kein Problem, Schlaglöcher oder auch niedrige Bordsteinkanten ab wenigen Zentimetern Höhe wollen aber tunlichst gemieden werden. Auch der Scooter 4 Pro will auf möglichst guten Straßen gefahren werden. 

Der Wendekreis (geschoben) beträgt lediglich 1,3 Meter, womit sich der E-Roller erheblich wendiger präsentiert als etwa der Niu KQi3 (hier im Test) oder der Eleglide Coozy.

Der Scooter 4 Pro von Xiaomi verfügt über drei wählbare Fahrmodi. Zum Wechseln zwischen diesen muss der zentrale Bedienknopf unterhalb des Displays doppelt gedrückt werden. Ein einfacher Klick aktiviert bzw. deaktiviert das Licht. Der “Fußgänger”-Modus ist eine Art Anschiebehilfe, etwa wenn der Roller bergauf geschoben werden muss. Die Geschwindigkeit ist hier auf wenige km/h begrenzt und der Roller spricht eher gemütlich an. Problem: Um den Motor zu aktivieren, muss man entweder den Roller kurzzeitig flott anschieben bzw. "anlaufen" oder einen Kickstart vollziehen und gleichzeitig “Gas” geben, um unmittelbar darauf wieder abzuspringen. Gerade im Falle einer Schiebeunterstützung wäre es erheblich komfortabler, wenn zumindest in diesem Modus sich der Motor aus dem Stand ansteuern lassen würde. Im “Standard”-Modus ist die Höchstgeschwindigkeit auf 20 km/h begrenzt und auch der Antritt, sprich die Beschleunigung, wirkt etwas defensiv angepasst. Direkt zur Sache geht es im “Sport”-Modus. Der Xiaomi Scooter 4 Pro zeigt in diesem Modus einen wahrhaft sportlichen Antritt und erreicht hier auch seine (abgeriegelte) Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h. In Deutschland wird der Roller auf 20 km/h gedrosselt, um den aktuellen Vorschriften zu entsprechen.

Mit der Tempomat-Funktion des Scooters konnten wir uns während des Tests nicht anfreunden. Theoretisch, so sagt es zumindest die App, kann nach rund 5 Sekunden in denen der Gashebel auf konstanter Stellung gehalten wurde und im Anschluss ein längerer Piepton zu hören ist, der Hebel losgelassen werden und der Xiaomi Scooter behält die Geschwindigkeit bei. Im Test klappte das jeweils nur bei den Modi-abhängigen Topspeeds, sprich 20 und 25 km/h einigermaßen zuverlässig. Um eine frei gewählte Geschwindigkeit darunter fixieren zu können, brauchte es nahezu endloser Geduld. So wurde nach dem Piepton wiederholt die Geschwindigkeit nicht gehalten und es bedurfte jeweils zig Versuche, um diese einloggen zu können. Bei leichter Steigung oder unebener Straße schafften wir es überhaupt nicht, den Tempomat zu aktivieren.

Beschleunigung und Bremsen - Zieht gut an, verzögert abrupt

Die Eckdaten des Scooter 4 Pro versprechen auf dem Papier viel Spass: 700 Watt Höchstleistung (350 W Nennleistung), 20% Steigungsfähigkeit und 25 km/h Höchstgeschwindigkeit sollen es lt. Xiaomi sein. Und tatsächlich lässt es der Xiaomi-Roller recht sportlich angehen, zumindest im Sport-Modus. Diesen nutzen wir auch für alle folgenden Tests. Da der Roller nur einen Kickstart zulässt, messen wir die Beschleunigung ab 5 km/h und vergleichen mit bereits getesteten E-Scootern. Es wird der Schnitt aus 5 Messungen angeführt. In Klammer das jeweilige Fahrergewicht und die Außentemperatur zum Testzeitpunkt.

Beschleunigung im Vergleich
Beschleunigung im Vergleich

Den Kurzstreckensprint von 5 auf 15 km/h erledigt der Xiaomi Scooter 4 Pro in 2,4 Sekunden und ist damit bereits etwas flotter als der Mi Scooter 3 aus eigenem Haus oder der Eleglide Coozy. Gut sichtbar wird die gebotene Kraft im Vergleich der Beschleunigung von 5 auf 20 km/h: In nur 3,6 Sekunden knackt der Scooter 4 Pro diese Marke, während der Mi Scooter 3 hier 5,1 Sekunden, der Niu KQi3 Max ebenso 5,1 sec und der Eleglide Coozy 5,2 Sekunden braucht. Die 25-km/h-Schallmauer fällt nach 7,1 Sekunden. 

Gefühlt wäre leistungstechnisch auch beim Scooter 4 Pro ein Topspeed von 30 km/h und darüber möglich, dagegen sprechen allerdings die fehlenden Einstellmöglichkeiten sowie meist auch lokale Vorschriften. Auch besteht bei hohen Geschwindigkeiten - wie bei allen Scootern - eine erhebliche Unfallgefahr.

Die Steigungsleistung wird von Xiaomi mit bis zu 20% angegeben. Auf unserer Testrunde können wir im direkten Vergleich mit dem Eleglide Coozy dem Xiaomi Scooter 4 Pro eine erheblich bessere Leistung attestieren. Während der Eleglide-Scooter bei einer Straßensteigung von rund 10-15% in die Knie geht, sprich die Geschwindigkeit fällt, kann der Xiaomi 4 Pro eine konstante Fahrt aufrechterhalten. Nicht allzu steile Straßenpassagen sind mit dem Xiaomi-Roller damit problemlos zu meistern.

Bis zu 700 Watt Spitze leistet der Motor im Vorderrad
Bis zu 700 Watt Spitze leistet der Motor im Vorderrad
Die Scheibenbremse am Hinterrad packt kräftig zu
Die Scheibenbremse am Hinterrad packt kräftig zu

Die Bremsanlage des Xiaomi E-Scooters besteht aus einem Doppelbremssystem, welches sich aus einer mechanischen Scheibenbremse am Hinterrad (130 mm) und der elektrischen Motorbremse am Vorderrad (Xiaomi: “regeneratives Anti-Blockier-System”) zusammensetzt. Die zwei unabhängigen Bremsmechanismen sind entscheidend für die Zulassung in verschiedenen Ländern, so auch in Deutschland.

Wir testen die Bremswirkung des Rollers auf trockener, ebener Fahrbahn bei einer Temperatur von rund 10 Grad Celsius, das Gewicht des Fahrers betrug rund 70 Kilogramm. Angeführt wird jeweils der durchschnittliche Wert aus 5 Messungen. Den Stopp aus 15 km/h erreichen wir nach durchschnittlich 2,4 Metern, eine Vollbremsung bei 20 km/h bringt den Xiaomi-Scooter nach 3,9 Metern zum Stillstand. 6,2 Meter werden bei einer Bremsung von 25-0 km/h benötigt. Im Vergleich mit anderen getesteten Rollern platziert sich der Testscooter damit im Mittelfeld. Erheblich kräftiger verzögert der Niu KQi3 Max, der über zwei mechanische Scheibenbremsanlagen verfügt, und damit weniger als die Hälfte des Bremsweges des Scooter 4 Pro in Anspruch nimmt. Sichtbar schlechter ist hingegen die Bremsanlage im Eleglide Coozy.

Bremsweg im Vergleich
Bremsweg im Vergleich

Nach dutzenden Testrunden halten wir zudem eine recht direkt ansprechende Bremse fest. Direkt im Sinne von relativ wenig Spielraum zwischen leichter Verzögerung und Vollbremsung. Viele Male wurden wir von ungewollter starker Verzögerung überrascht, die den Fahrer nicht unvorbereitet ereilen sollte. Vorsicht ist hier speziell vor dem Abbiegen geboten, wenn ggf. Handzeichen gegeben werden müssen. Einhändig ist eine starke Bremsung nahezu unmöglich zu stehen.

Akku und Laden - Regeneratives Bremssystem sorgt für mehr Reichweite, oder auch nicht

Testrunde: 10 km, flaches Gelände
Testrunde: 10 km, flaches Gelände

Xiaomi gibt eine Reichweite von bis zu 55 km für den Scooter 4 Pro an. Erfreulicherweise legt man hier auch die zugrundeliegenden Testkonditionen zumindest teilweise offen: Fahrzeuglast: 75 kg, Geschwindigkeit 60% der Höchstgeschwindigkeit. Unter Fahrzeuglast ist das Gewicht des Scooters plus Fahrer zu verstehen, in dem Fall wären das rund 58 kg Fahrergewicht. 60% des Topspeeds von 25 km/h wären 15 km/h. Als wichtiger Faktor wäre auch noch die Umgebungstemperatur zu nennen, die im Xiaomi-Test vermutlich bei kuschelig idealen 20-25 °C gelegen haben dürfte, leider aber nicht angeführt wird. Wenig überraschend handelt es sich bei dieser bis-zu-Angabe der Reichweite, wie auch bei den meisten anderen Scooter-Herstellern und bei Akkulaufzeit-Angaben von Elektrogeräten leider üblich, also um einen extrem optimistischen Wert, der im Praxiseinsatz kaum zu schaffen ist.
Wir unterziehen den Scooter 4 Pro daher unserem praxisnahen Laufzeittest auf unserer Testrunde sowie einer Indoor-Messung am Rollenstand. Aufgrund der herbstlichen Temperaturen zum Zeitpunkt der Tests können die Ergebnisse nur mit Vorbehalt Messungen unter anderen Umgebungsbedingungen gegenübergestellt werden.

Unsere Testrunde führte über eine Distanz von 10 Kilometern über überwiegend flaches Gelände auf einer Asphaltstraße in gutem Zustand. Das Bruttogewicht des Fahrers betrug 70 kg, die Außentemperatur 9 °C, die durchschnittliche Geschwindigkeit 19,4 km/h. Unter diesen Umständen mussten wir 123,4 Wattstunden aufwenden bzw. im Anschluss wieder Nachladen. Das entspricht einem Verbrauch von 12,3 Wattstunden pro Kilometer, etwaige Ladeverluste außer Acht gelassen. Die theoretische maximale Reichweite unter Berücksichtigung der Ladeverluste beträgt unter den getesteten Bedingungen 41,9 Kilometer.
Unsere Messung am Rollenstand mit genormten Settings (70 kg, 20 °C, 20 km/h, 10 Km) zeigt einen Verbrauch von 10,3 Wh. Die theoretische Reichweite unter diesen Bedingungen: 49,4 Kilometer.

Testrunde: 5,5 km, hügeliges Gelände
Testrunde: 5,5 km, hügeliges Gelände

Da Xiaomi den Scooter 4 Pro mit seinem Bremsrückgewinnungssystem zur Steigerung der Reichweite bewirbt, haben wir uns eine zweite spezielle Testrunde, dieses Mal mit kurzem kräftigen Anstieg am Start und längerer abfallender Strecke zum Schluss hin, angesehen, und jeweils eine Runde mit den Settings Energierückgewinnungsgrad “Niedrig” und “Hoch” protokolliert. Allerdings war der Jahreszeit geschuldet die Außentemperatur dieses Mal relativ niedrig (5° C), gestartet wurde jeweils mit randvoll geladenem und warmen Akku. Wir messen einen Verbrauch von 98 Wh in den Settings Rückgewinnung auf “Niedrig” und 103 Wh auf der Einstellung “Hoch”. Einen wirklichen Vorteil im Sinne höherer Energierückgewinnung und Reichweitenerhöhung können wir im Test nicht beobachten, wohl gibt es aber einen Unterschied in der spürbaren Verzögerung des Scooters je nach getätigter Einstellung. Ein Fahren ausschließlich mit der Bremskraft der Rekuperation (“One Pedal Driving”) ist allerdings nicht möglich.

Das mitgelieferte Netzteil verfügt über rund 3 Meter Anschlusskabel und eine Ausgangsleistung von rund 70 Watt. Ein nettes Detail stellt der magnetische Ladeanschluss dar. Als Dauer für einen Ladevorgang von 0-100 % können wir 450 Minuten bzw. 7,5 Stunden festhalten. Im Zeitraum messen wir 509 geladene Wattstunden, was bei einer Kapazität von 446 Wh einem Ladeverlust von ca. 14 % entspricht.

Fazit - Xiaomi Scooter 4 Pro - Sportlicher Elektroscooter mit Ausdauer

Im Test: Xiaomi Electric Scooter 4 Pro, zur Verfügung gestellt von Xiaomi
Im Test: Xiaomi Electric Scooter 4 Pro, zur Verfügung gestellt von Xiaomi

Nach unzähligen zurückgelegten Kilometern mit dem Xiaomi Electric Scooter 4 Pro manifestiert sich ein tendenziell positiver Eindruck, wenn auch im Detail noch reichlich Platz für Verbesserungen bleibt. Angesichts des Oberklassenpreises von weit über 700 Euro, den Xiaomi für den 4 Pro aufruft, wurden unsere zugegeben hohen Erwartungen allerdings nicht immer erfüllt.

Aber der Reihe nach: Hinsichtlich Design, Verarbeitung und Stabilität lässt der Xiaomi-Scooter keine Zweifel aufkommen. Zudem zeigt der Roller sehr gute Fahrleistungen, spricht agil und direkt an und kann auch solide Bremswerte erreichen. Für potentielle Kunden in Deutschland entscheidend: Der Scooter 4 Pro verfügt über eine Straßenzulassung und kann hier legal eingesetzt werden. Dann ist allerdings die Höchstgeschwindigkeit auf 20 km/h begrenzt, im Gegensatz zu Österreich, wo der Roller mit bis zu 25 km/h Topspeed verkauft und legal betrieben werden darf. Angesichts des leistungsstarken Motors könnte der Roller sogar darüber hinaus, zufolge unseres Tests sehen wir den Wohlfühlbereich beim Fahren mit dem Scooter aber eindeutig im Bereich zwischen 20 und 25 km/h.

Weniger zufrieden sind wir mit dem Tempomaten, der im Test unzählige Male seinen Einsatz verweigert hatte. Gerade bei längeren Fahrten kann dies für unnötigen Frust sorgen und wird in keiner Weise dem Preisniveau des Scooter 4 Pro gerecht. Ausbaufähig ist auch das Ansprechverhalten der Bremsen. Wir würden uns hier etwas mehr Spielraum, der ein sanftes Abbremsen ermöglicht, wünschen.

Keine Frage, der Xiaomi Scooter 4 Pro macht richtig Spaß. Raum für Verbesserungen besteht dennoch.

Seitens Reichweite sehen wir rund 40 bis 45 Kilometer bei entsprechenden Temperaturen und Fahrprofil als realistisch. Die von Xiaomi angepriesene Energierückgewinnung beim Bremsen könnte einen leicht positiven Einfluss haben, wirklich messbar war diese in unserem Test allerdings nicht. Weit entfernt dürfte man von den "bis zu 55 km" Herstellerangabe bleiben.

Für User mit erhöhten Anforderungen an die Reichweite könnte der Scooter 4 Pro dennoch eine interessante Option darstellen, allerdings ist für das Plus an Reichweite ein hoher Preis zu zahlen. Kommt man auch mit rund 20 km Reichweite über die Runden, ist ein Blick auf alternative Modelle von Xiaomi sicher interessant, etwa auf den ebenso von uns getesteten Mi Scooter 3. 

Preis und Verfügbarkeit

Xiaomi listet den Scooter 4 Pro auf der eigenen Website mit einem Preis von 749 Euro. Bei Amazon ist der E-Roller aktuell um 789 Euro verfügbar. 


Achtung: Die Vorschriften hinsichtlich des Betriebs eines E-Scooters obliegen dem jeweiligen Land und können teils stark variieren. In jedem Fall sollte man sich im Vorfeld dahingehend informieren. Alles Wissenswerte dazu finden Sie hier: AT, DE, CH

Feststellung: Das vorliegende Testmuster wurde dem Autor vom Hersteller bzw. einer von diesem beauftragten Agentur zu Testzwecken leihweise zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Leihstellers auf den Testbericht gab es nicht, der Hersteller hat keine Version des Reviews vor der Veröffentlichung erhalten. Es bestand keine Verpflichtung zur Veröffentlichung.

static version load dynamic
Die Kommentare zum Artikel werden geladen
Diesen Artikel kommentieren / Antworten
Teilen Sie diesen Artikel, um uns zu unterstützen. Jeder Link hilft!
> Notebook Test, Laptop Test und News > Tests > Sonstige Tests > Xiaomi Electric Scooter 4 Pro im Test: Hält der Edelroller was er verspricht?
Autor: Andrea Grüblinger, 20.01.2023 (Update: 27.01.2023)