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Erfahrungsbericht | Amazon Business American Express Card als Ersatz für die eingestellte Amazon-Visa-Karte

Die Amazon Business American Express Card (Oben) und die alte Amazon-Visa-Karte. (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Die Amazon Business American Express Card (Oben) und die alte Amazon-Visa-Karte. (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Amazons Kooperation mit der Landesbank Berlin bezüglich der Visa-Kreditkarte endet bald. Doch Amazon bietet ein Alternativprodukt in Verbindung mit American Express an. Notebookcheck.com hat sie seit November 2023 im Einsatz.

In Deutschland sind binnen kürzester Zeit zwei beliebte Kreditkarten verschwunden. Zum einen die Bahncard-Kreditkarte, die von der Commerzbank als Mastercard ausgegeben wurde, und zum anderen die Amazon-Kreditkarte, die von der Landesbank Berlin (LBB) als Visa-Karte verbreitet wurde.

Die beiden Karten ergänzten sich dank unterschiedlicher Zahlungssysteme gut, waren günstig und boten gute Rabatte, wenngleich die Bahncard-Kreditkarte mehr und mehr verschlechtert wurde. Sie ist mittlerweile auch ersatzlos gestrichen worden. Die Amazon-Karte kann hingegen noch einige wenige Wochen nutzbar sein.

Für die Amazon-Karte gibt es zudem quasi ein Nachfolgeprodukt, wenn auch nur für einen speziellen Kundenkreis: Die Amazon Business American Express. Wie der Name es schon andeutet, ist sie vor allem für Geschäftskundschaft vorgesehen. Man braucht allerdings kein Business-Konto bei Amazon. Es geht auch ohne.

Eingeschränkte Zielgruppe

Um die American Express Business zu beantragen, braucht es einen Unternehmenssitz in Deutschland, ein Unternehmen, das mindestens 12 Monate existiert und 50.000 Euro jährlichen Umsatz. Frei nach dem Motto: Ausprobieren kostet nichts, haben wir allerdings eine Karte unter der Freiberuflichkeit beantragt und dabei einen Umsatz angegeben, der nicht einmal annähernd diesen Wert erreicht – und wurden angenommen. Hierbei ist anzumerken, dass der Autor bereits vorher eine Amex-Karte besaß. 

Da man den Antrag bei der Kreditkartenfirma stellt und nicht bei Amazon, obliegt es American Express, ob sie einen als Mitglied aufnehmen wollen oder nicht. Wie streng eine Kreditkartenfirma bei Anträgen ist, lässt sich kaum vorher sagen.

Wer angenommen wird, der bekommt eine Kreditkarte als sogenannte Charge Card. American Express vergibt grundsätzlich nur kurzfristige Kredite. Nachdem die Abrechnung abgeschlossen ist, wird der gesamte Betrag fällig. So etwas wie Teilzahlungen gibt es seitens American Express nur über den Partner Splitpay. Das ist ein Kreditangebot der Solaris Bank.

Ein großer Nachteil ist die Nutzbarkeit der Karte

Bevor es an den praktischen Nutzen innerhalb des Amazon-Universums geht, wollen wir zunächst einmal die Nutzung "draußen", also etwa in einer Stadt, betrachten. Und hier muss man klipp und klar sagen: Eine Amex ist sicherlich eine der schwierigsten Karten bei der Annahme von Kreditkarten – und das im zumindest in Deutschland ohnehin schwierigen Umfeld für Zahlungskarten abseits der deutschen Girokarte.

Es ist zwar selten geworden, aber die ausschließliche Annahme von Girokarten (plus V Pay und Maestro) ist durchaus zu finden. Master Card und Visa sind mittlerweile aber gut verbreitet und im Alltag in Deutschland gut nutzbar. Das gilt sowohl für die Debit-, wie auch die Kreditkarten der Zahlungsschemata.

Doch American Express? Im Vergleich zu Master Card oder Visa ist die Anzahl der Akzeptanzstellen in Deutschland eher gering. Zwar kann man meist in größeren Supermärkten mit Amex bezahlen. Aber die Edeka-Kette hat beispielsweise in Berlin viele Filialen mit eigenen Freiheiten und dann fehlt Amex als Zahlungsmittel. Das kann einem selbst an Supermärkten an Fernbahnhöfen passieren.

Die Amazon-Amex in der iOS-App. (Screenshot: Notebookcheck.com)
Die Amazon-Amex in der iOS-App. (Screenshot: Notebookcheck.com)

Die kleine Backfiliale, der Zeitungsladen, die Post, die Apotheke, der Getränkeladen: All diese Geschäfte sind nur sehr schwer mit Amex nutzbar. Wer die Karte beantragt, sollte sie zumindest im Alltag nicht als Ersatz für die Amazon-Visa-Karte sehen, eher als Ergänzung. 

Wir haben also mit der Amex eigentlich immer auch eine weitere Kredit- oder Debitkarte von Master Card oder Visa mit. Im Laufe der Zeit gewöhnt man sich an dieses Problem und kann grob abschätzen, wo Amex funktioniert. Im Kontext von Reisen ist sie etwa sehr gut zu nutzen. Beim Shoppen in einer kleineren Stadt mitunter kaum nutzbar. Es kommt hier aber auch sehr auf das Land an. Aber auch international ist Mastercard und Visa die bessere Wahl. Zumal die Amazon-Amex-Karten mit 2,5 Prozent beim Fremdwährungseinsatz im Vergleich zu anderen Karten sehr teuer sind. 

Bonuspunkte oder Zahlungsaufschub

Das Interessante der Karte ist aber ohnehin die Integration mit Amazon. Mit 1,5 Prozent in Punkten gibt es bei der Amex-Karte deutlich weniger Rabatt als bei der alten LBB-Visa-Karte, die sogar bis zu 3 Prozent Rückvergütung bietet – Prime-Abo für 90 Euro pro Jahr vorausgesetzt. Ohne Prime sind es bei der Amazon-Visa-Card nur 2 Prozent, wie es beim weiterhin beworbenen Kreditkartenangebot der LBB heißt

Die 1,5 Prozent sind also definitiv schlechter als das andere Angebot, aber im Vergleich zu den sonst üblichen 0,5 bis 0,75 Prozent anderer Kreditkarten oder Debitkarten noch recht hoch. Das gilt übrigens insgesamt nur bis zu einem Umsatz von 120.000 Euro pro Jahr. Danach gelten ein paar Einschränkungen. Für Einkäufe außerhalb des Amazon-Universums gibt es übrigens nur 0,5 Prozent zurück. Das ist aber weitestgehend Standard im Kreditkartengeschäft. 

Eine besondere Alternative ist ein Zahlungsaufschub. Wer will, kann auf die 1,5 Prozent verzichten und beim Shopping auf eine Zahlung nach 60 Tagen umstellen. In Anbetracht der aktuellen Hochzinsphase kann sich das lohnen. Das gilt aber nur für Amazon-Käufe.  

Wer die Option wählt – das ist pro Bestellung wechselbar, kann aber nicht nachträglich geändert werden – dem wird der Betrag als "verlängerte Zahlungsfrist" in der App angezeigt. In der Beschreibung steht zudem das nächste gültige Abrechnungsdatum. Die 60 Tage sind eher eine grobe Orientierung. In einem unserer Testkäufe sind es beispielsweise 85 Tage für einen Einkauf, dessen Frist man mit den 1,5 Prozent Rückvergütung indirekt "bezahlt".

Beispiel einer verlängerten Zahlungsfrist in der iOS-App. (Screenshot: Notebookcheck.com)
Beispiel einer verlängerten Zahlungsfrist in der iOS-App. (Screenshot: Notebookcheck.com)

Ohnehin gibt einem die Amazon-Amex-Karte erstaunlich viel Zeit. Abgebucht wurde bei uns in der Regel erst zwei Wochen nach der Rechnungsstellung. Der Amex-Support begründete diese Verzögerung damit, dass die Probleme der Selbstständigkeit damit etwas aufgefangen werden sollen. Bei den Privatkarten wird binnen weniger Tage nach Rechnungsstellung abgebucht. 

Amex in iOS

Interessant ist, dass die Amazon-Amex-Karte ohne Probleme in die bestehende American-Express-Infrastruktur der iOS-App und Apple Pay integriert werden kann, obwohl sie einem eigenen, anderen System folgt. Das gilt etwa für die Punkte. Wer mehrere Amex-Karten hat, der hat normalerweise ein gemeinsames Punktekonto. Die Punkte von Amazon sind davon jedoch abgetrennt, was in der App auch gut dargestellt wird. Man hat Membership-Rewards-Punkte für die normalen Amex-Karten und Amazon Rewards für die hier getestete Business-Karte.

Das hat ein paar Nachteile, so kann der Punktetransfer mit anderen Partnern von American Express nicht genutzt werden, also etwa eine Umwandlung in Meilen. Dafür ist der Wert der Amazon-Punkte aber auch eindeutig: 1 Punkt ist gleich 1 Cent bei Amazon.

Den Punktestand zeigt Amazon übrigens auch auf seiner Webseite an. Das gilt für die Business Card genauso wie für die herkömmlichen Amex-Karten, was Amazon vor einigen Monaten über eine neue Partnerschaft integriert hat. Membership Rewards für Amazon-Einkäufe einzusetzen, lohnt sich jedoch kaum.

Typische Amex-Boni auch bei der Amazon-Amex

Eine weitere Überraschung: die Aktionen, die Amex immer wieder startet und damit zum Geld ausgeben zu animieren, gibt es auch bei der Amazon-Amex. Solche Aktionen sind meist zusätzliche Rabatte, etwa bei Hotel-Übernachtungen mit Vorort-Bezahlung oder Einkäufen in bestimmten Shops wie etwa Apple, Dell oder Google.

 So gibt es immer wieder Aktionen, bei denen beim Kauf im Onlineshop durchaus respektable Rabatte gewährt werden. Man muss aber in der Regel einen recht hohen Umsatz erreichen. Bei Apple-Aktionen etwa gerne einmal den Kauf eines neueren iPhones. Zudem gelten Bedingungen. Den Apple-Rabatt gibt es beispielsweise nur bei Apple und nicht, wenn man das Gerät in einem anderen Laden kauft.

Nach unseren Beobachtungen sind solche Aktionen bei der Amazon-Amex seltener als etwa bei der Blue-Karte. Doch sie sind in respektabler Anzahl vorhanden. Zum Stand Ende Februar) waren es bei uns 17 Aktionen bei der Blue-Card und immerhin noch 11 Aktionen bei der Amazon-Amex.

Kundenservice-Erreichbarkeit

Positiv bewerten wir das Erreichen des Kundenservices. Der ist sehr gut verfügbar und Wartezeiten eher selten. Erstaunlich für eine Karte, die pro Jahr 30 Euro kostet. Man sollte allerdings anrufen. Der Mail-Support ist nicht besonders gut und verweist auf die Hotline.

Wir müssen hierzu allerdings sagen, dass auch der LBB-Visa-Support nach unseren Erfahrungen ebenfalls recht gut war, sowohl bei der Qualität als auch der Erreichbarkeit. Allerdings sind die digitalen Funktionen nicht die besten. Das zeigte sich schon dadurch, dass es die LBB  trotz App nicht geschafft hat Apple Pay umzusetzen.

Was wir nicht testen konnten

Beim Amazon-Angebot in der Kooperation mit American Express lässt sich nicht alles testen, zumal dieser Erfahrungsbericht auf der alltäglichen Praxis basiert und nicht auf speziellen Tests. Zudem gibt es noch das Business-Prime-Angebot. Die Karte kann bis zu 2 Prozent in Punkten zurückgewinnen und es besteht die Möglichkeit bei hohem Umsatz sich die Jahresgebühr von 30 Euro zu ersparen, die ab dem zweiten Jahr anfällt. Unser Test bezieht sich außerdem ausschließlich auf Erfahrungen mit iOS sowie der Plastikkarte.

Insgesamt eine lohnenswerte Karte

Alles in allem lohnt sich die Amazon-Amex für alle, die sie beantragen können. Wer genau die Amazon-Amex bekommen darf ist, eher unscharf geregelt, wie unser Fall zeigt. Voraussetzung ist allerdings, dass man sich nicht davor scheut mehrere Kreditkarten zu haben, was im Kontext der Schufa nicht ganz ohne Probleme ist.

Die Amex-Karte ist nämlich kein vollständiger Ersatz für die LBB-Visakarte, auch wenn sie technisch fortschrittlicher ist. Die Nachteile beim allgemeinen Bezahlen sind sehr hoch. Das ist besonders frustrierend, wenn man ein Geschäft sieht, das Karten von JCB (Japan Credit Bureau) und Union Pay (überwiegend China) annimmt, aber bei der Amex versagt. Wir haben solche Fälle schon gesehen.

Als Zweitkarte und als Karte für das Shopping bei Amazon funktioniert die Amex-Business-Karte dafür sehr gut und bringt ein paar Boni mit, die die LBB-Karte nicht oder anders hatte. Das gilt etwa für das 60-Tage-Zahlungsziel. Dafür fehlen aber die (teuren) Kredite der LBB. Die Amazon-Visa-Karte hatte aktionsweise eine Null-Prozent-Finanzierung geboten, doch das ist längst abgeschafft worden. 

Die gibt es bei Amex nicht, da Amex keine langfristigen Kredite vergibt. Das übernimmt bei Amazon mittlerweile Barclays als Partner oder auch Amazon selbst bei einigen Produkten. Indirekt sollte zudem Splitpay auf die Amazon-Amex-Karte anwendbar sein, doch das haben wir nicht ausprobiert.

Mit der Amazon Business American Express wird es also ein wenig komplizierter. Doch wer die Rabatte zumindest in Teilen halten will, der hat zur Amazon-Visa-Karte derzeit keine Alternative. Eine solche Alternative soll aber noch kommen und wird auf der Amazon-Webseite zumindest angedeutet.

Quelle(n)

Eigene Recherchen / Vertragsbedingungen (PDF)

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Autor: Andreas Sebayang,  8.03.2024 (Update:  8.03.2024)