
Arduino UNO Q im Hands-On: Intelligent dank Qualcomm und auch ein Desktop-System wie der Raspberry Pi
Der Denker
Wir konnten uns den Arduino UNO Q anschauen. Mit dieser bietet Arduino erstmals eine Platine an, die auch ein Desktop-Betriebssystem unterstützt und sich damit im Prinzip als PC einsetzen lässt. Die kompakte Platine erlaubt auch die lokale Ausführung von KI-Modellen, was auch Einsteigern erste Schritte in diese Richtung erlaubt - in einem bekanntem Ökosystem.Silvio Werner Veröffentlicht am 🇺🇸 🇫🇷 ...
Der UNO Q ist interessant und vielseitig
Der UNO Q ist erst einmal eine interessante Erweiterung des Produktportfolios von Arduino, welches Einsteigern viele Möglichkeiten aufzeigt. Den sich aufdrängenden Vergleich zu einem Raspberry Pi besteht das Modell nicht ganz, gleichwohl kann der UNO Q durchaus eine Alternative zu diesem darstellen. Die Möglichkeiten sind groß, insbesondere professionelle Nutzer erhalten mit dem UNO Q ein weiteres Werkzeug etwa für das Retrofitting, der Produktentwicklung und auch der Durchführung schneller Machbarkeitsstudien.
Pro
Contra
Preis und Verfügbarkeit
Der Arduino UNO Q ist für einen Preis von rund 46 Euro bei verschiedenen Händlern erhältlich. Je nach Anwendungsfall kann die Beschaffung eines Kits beispielsweise mit verschiedenen Sensoren sehr sinnvoll sein.
Der Arduino UNO Q ist ein Einplatinenrechner, der mit einem SoC von Qualcomm ausgestattet ist und sich sowohl als Entwicklerplatine als auch als Desktop-System nutzen lässt. Der Arduino UNO Q kann dabei mit verschiedensten Sensoren und Aktoren interagieren und die lokale Nutzung von KI-Modellen ist möglich.
Spezifikationen
| SoC | Qualcomm Dragonwing QRB2210 |
| MCU | ST STM32U585 |
| Betriebssystem | Debian OS, Zephyr OS |
| Interner Speicher | 16, 32 Gigabyte eMMC-Speicher |
| Arbeitsspeicher | 2, 4 GByte LPDDR4X |
| Drahtlose Anbindung | WiFi 5, Bluetooth 5.1 |
| USB | USB Typ C 3.1 mit DP-Support, USB PD |
| Anschlüsse | Diverse GPIO-Pins, Möglichkeit zur Stromversorgung über 5-Volt-Pins |
| LEDs | 2 RGB-LEDs, 8 x 13 LED-Matrix |
Der Arduino UNO Q im Marktumfeld
Bevor wir den Arduino UNO Q selbst beschreiben, wollen wir das System ein wenig verorten und nutzen dafür durchaus im Fluss befindliche oder definitionsmäßig auch diskussionswürdige Begrifflichkeiten. Der Arduino UNO Q ist ein Einplatinencomputer und dabei sowohl ein Einplatinenrechner als auch eine Entwicklerplatine. Mit Entwicklerplatine meinen wir hier Platinen, die keine zur Darstellung eines typischen Desktop-Betriebssystems ausreichende Leistung mitbringen und bei denen es eher darum geht, externe Geräte wie etwa einen Temperatursensor anzubinden, diese Daten auszuwerten und auch auf Grundlage dieser Daten möglicherweise Aktoren wie einen Lüfter zu steuern.
Ein Einplatinenrechner hingegen kann ein Desktop-Betriebssystem darstellen. Wie der Raspberry Pi 5 (im Preisvergleich) auch ist der Arduino UNO Q beides: Die Nutzung mit Tastatur und Maus und einem Linux-Betriebssystem ist ebenso möglich wie als Platine, die irgendwo in einem Schaltschrank ihr Dasein fristet und über WiFi beispielsweise von einem Vibrationssensor erhaltene Daten an die Leitwarte übermittelt, beim Arduino UNO Q lässt sich aber auch nur die MCU nutzen. Mit 53,34 x 68,58 Millimetern ist der UNO Q deutlich kompakter und auch flacher, da etwa Ethernet nicht vorhanden ist.
Nachdem die Raspberry Pi Foundation mit dem Raspberry Pi Pico sozusagen im Arduino-Teich fischt, dringt Arduino nun in den Bereich des Raspberry Pis vor. Einen großen Fokus legt das inzwischen von Qualcomm übernommene Unternehmen Arduino beim UNO Q auf die KI-Funktionen. Damit ist nicht zwangsläufig die Nutzung von LLMs gemeint, stattdessen beispielsweise die Bilderkennung mithilfe eines bereits trainierten Modells.
Nutzung mit Linux-Desktop ist möglich - aber kein Spaß
Der Arduino UNO Q lässt sich über USB Typ C ansprechen. Mithilfe eines USB-Hubs ist es möglich, einen Bildschirm anzuschließen, die Platine mit elektrischer Energie zu versorgen und Tastatur und Maus zu nutzen. Die Anbindung von Peripheriegeräten wie etwa einer USB-Kamera oder auch Mikrofon ist möglich. Dass nur ein USB-Anschluss vorhanden ist, kommt natürlich den Abmessungen zugute und ist beim Embedded-Einsatz unschädlich, erfordert aber im Desktop-Betrieb eben immer einen Hub. Als Betriebssystem kommt Debian mit der leichtgewichtigen XFCE-Oberfläche zum Einsatz. Schnell ist klar: Zumindest in der von uns getesteten Version mit 2 Gigabyte RAM ist die Nutzung mit Linux relativ zäh, aber gerade noch akzeptabel möglich. Die Wiedergabe von Medieninhalten etwa ist nicht sinnvoll möglich, tatsächlich als Desktop-PC ist der Arduino UNO Q nicht nutzbar.
Vorinstalliert ist Arduino App Lab, welches über WiFi nach der Inbetriebnahme auch brav aktualisiert wird. Mit Arduino App Lab lassen sich Anwendungen erstellen, die sowohl den Qualcomm-SoC als auch die MCU nutzen. Was damit gemeint ist, wird sehr schnell beim Anschauen der vielen und recht gut erklärten Beispielanwendungen möglich: Es steht für eine Entwicklerplatine eine relativ hohe Rechenleistung zur Verfügung, womit sich auch KI-Anwendungen nutzen lassen. Vortrainierte Modelle etwa zur Bilderkennung stehen bereit, die Möglichkeiten einer klassischen Entwicklerplatine werden somit etwa um die Nutzung neuronaler Netzwerke erweitert.
Wozu das Ganze?
Die sich möglicherweise insbesondere dem Endnutzer stellende Frage nach dem Sinn lässt sich am ehesten an einem wahrscheinlich nicht ganz praxisfernem Beispiel erklären, auch wenn sich der Arduino UNO Q natürlich nicht an den typischen Endnutzer richtet. Man stelle sich ein kleines Unternehmen vor, welches den Warentransport von einem Verpackungsautomaten in die Logistik teilweise automatisiert hat. Ob das Produkt korrekt eingepackt oder etwa ein Etikett korrekt angebracht wurde, wird aktuell händisch von einer Person neben dem Fließband kontrolliert. Ein Arduino UNO Q könnte hier mindestens für eine Vorstudie eingesetzt werden, um diese Qualitätskontrolle zu automatisieren. So kann der Arduino UNO Q über eine USB-Kamera die Produkte auf dem Fließband aufnehmen und Verpackungsfehler detektieren. Wird ein Fehler erkannt, wird dies zu statistischen Zwecken in eine Datenbank geschrieben und ein Mitarbeiter informiert. Sogar ein Schritt mehr ist denkbar: Der Arduino UNO Q könnte dann einen Aktor ansteuern, der das fehlerhafte Produkt vom Band schubst.
Eine solche Aufgabe klingt recht aufwendig und ist im Prinzip auch nicht trivial umzusetzen, allerdings bietet der Arduino UNO Q hier insbesondere zwei Vorteile: Das Arduino-Ökosystem ist groß, weitverbreitet, gut dokumentiert und existiert schon lange. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die eigene Anwendung schon einmal von jemanden implementiert und womöglich sogar dokumentiert wurde. Der zweite, wohlgemerkt stärker subjektive Vorteil: Edge Impulse wird unterstützt. Dabei handelt es sich um einen Service beziehungsweise eine Plattform, mit welcher sich relativ einfach eigene Edge AI-Modelle realisieren lassen. Vereinfacht gesagt müsste im oben beschriebenen Fall auf Grundlage möglichst vieler Bilder der Produkte mit intakter und beschädigter Verpackung ein Modell trainiert werden, dieses lässt sich dann mit geringem Aufwand auf dem Arduino UNO Q ausführen. Diese lokale Nutzung von neuronalen Netzwerken bietet dabei natürlich elementare Vorteile, etwa auch in Bezug auf die Vertraulichkeit eventueller Firmengeheimnisse und die Nutzbarkeit unabhängig von einem weiterem Dienstleister oder nur schlicht einer stabilen Internetanbindung. Grundsätzlich ist diese Einsatzmöglichkeit aber kein echtes Alleinstellungsmerkmal, beispielsweise TensorFlow Lite ist auch auf den Raspberry Pi-Platinen nutzbar.
Ausdrücklich positiv erwähnen wollen wir hier noch einmal die im Arduino App Lab mitgelieferten Beispiele. Diese machen auch mit dem Brick-Konzept vertraut und erlauben relativ einfach Anpassungen. Arduino nutzt relativ intensiv die Möglichkeit, über ein Web-Interface etwa von einem Smartphone beispielsweise die Ergebnisse der Bilderkennung angezeigt zu bekommen. Nutzbar ist der Arduino UNO Q aber auch als gewöhnliche Entwicklerplatine unter Nutzung der Arduino IDE 2.0+, dann wird nur der MCU und nicht die Qualcomm-APU programmiert. Eine mögliche, vielleicht eher praxisrelevante Anwendung nur der MCU wäre die Realisierung eines eigenen Bewässerungssystems mit Feuchtigkeitssensoren und Pumpen. Die vortrainierten Modelle ließen sich dabei gut nutzen und konnten etwa bei der Bildanalyse und der Spracherkennung gute Resultate bieten. Allerdings stehen die Beispiele quasi stellvertretend für den Arduino UNO Q und sind als Einladung und Hilfe zu verstehen, eigene Projekte umzusetzen.
Transparenz
Die Auswahl der zu testenden Geräte erfolgt innerhalb der Redaktion. Das vorliegende Testmuster wurde dem Autor vom Hersteller unentgeltlich zu Testzwecken überlassen. Eine Einflussnahme auf den Testbericht gab es nicht, der Hersteller erhielt keine Version des Reviews vor der Veröffentlichung. Es bestand keine Verpflichtung zur Publikation. Als eigenständiges, unabhängiges Unternehmen unterliegt Notebookcheck keiner Diktion von Herstellern, Shops und Verlagen.



















