Ayaneo hat den Pocket Vert bereits Anfang des Jahres angekündigt und im Juli erste Teaser veröffentlicht, doch erst im vergangenen Monat folgten die konkreten Spezifikationen. Nun hat der YouTuber ETA Prime endlich ein Gerät in die Hände bekommen und einen ersten Ausblick auf den neuen Handheld gegeben. Frühere Teaser ordneten den Handheld als direkten Konkurrenten zum Analogue Pocket ein.
Beide Geräte verfügen über einen 3,5 Zoll großen IPS-LTPS-Bildschirm mit 1600 x 1400 Pixeln und 60 Hz. Diese Auflösung ist besonders für diejenigen relevant, die Game Boy- und Game Boy Color-Spiele emulieren möchten, da sie genau das Zehnfache der Pixelauflösung der ursprünglichen 160 x 140-Bildschirme beträgt. Dies ermöglicht auf beiden Geräten ein pixelgenaues „Integer Scaling“, wodurch sich die wahrgenommene Bildschärfe der Pixel-Art erheblich verbessert – andernfalls könnten die Pixel bei einer ungleichmäßigen Skalierung deutlich verschwommener wirken.
Doch die internen Spezifikationen sind zudem wesentlich leistungsstärker als die des FPGA-basierten Analogue Pocket, der auf Titel bis hin zum Game Boy Advance abzielt. Damit präsentiert sich ein Handheld mit verblüffend ähnlicher Display- und Verarbeitungsqualität, der jedoch ein deutlich hochwertigeres High-End-Erlebnis anstrebt. Der Qualcomm Snapdragon 8+ Gen 1 ist um Welten leistungsfähiger als alles, was selbst ein maximal aufgemotzter Game Boy Advance leisten könnte. Er glänzt damit, GameCube- und PlayStation-2-Spiele in weitaus höheren Auflösungen abzuspielen als auf den Originalkonsolen.
Mit diesem leistungsstarken Android-Chipsatz an Bord wird der Ayaneo Pocket Vert zu einer ernstzunehmenden Option für Handheld-Gaming im Allgemeinen und nicht nur zu einer reinen Emulationsmaschine für 2D-Titel. Über den Play Store lassen sich native Android-Spiele mit flüssigen Frameraten zocken und dank Steam Link oder Cloud-Streaming werden sogar moderne Konsolen- und PC-Games in diesem Formfaktor möglich.
Ein weiterer entscheidender Vorteil des Ayaneo Pocket Vert gegenüber dem Analogue Pocket sind die vier Schultertasten sowie die zwei Touchpads unterhalb des Steuerkreuzes und der Aktionstasten. Zwar ist es nicht perfekt, doch die Dual-Analog-Steuerung und die umfassenden Möglichkeiten zur Tastenbelegung machen den Pocket Vert zu einem wesentlich vielseitigeren Handheld.
Angesichts der sehr ähnlichen Bauform und der weitaus moderneren Steuerungsoptionen wirkt der Pocket Vert zunehmend attraktiv. Das große ungeklärte Thema – der Elefant im Raum – ist jedoch nach wie vor der Preis. Sollte er preislich mit dem Pocket konkurrieren können, dürfte es das Gerät von Analogue mit seiner weitaus schwächeren FPGA-Konfiguration schwer haben.
Selbstverständlich lassen sich im Gaming-Bereich nicht alle Aspekte auf bloße technische Daten reduzieren. Der Erfolg des Analogue Pocket hat einen Grund – und der liegt nicht in der Jagd nach immer besseren technischen Daten. Der Wert des authentischen Retro-Gamings lässt sich kaum überschätzen. Daher ist es absolut nachvollziehbar, wenn man Features wie GameCube-Emulation oder Steam-Streaming bei einem Gerät dieser Größe für überflüssig hält.
Doch für Leute, denen der Unterschied zwischen Software-Emulation und hardwarenaher FPGA-Emulation egal ist und die einfach nur zocken wollen, wird die Konkurrenz durch den Ayaneo Pocket den Analogue Pocket schwerer verkäuflich machen – besonders, wenn er einen Preis in der Nähe der 219,99 US-Dollar (etwa 187 Euro) des Analogue Pocket erreicht.
Zum jetzigen Zeitpunkt steht zudem noch der ausführliche Test von ETA Prime aus, genauso wie ein vollständiger Testbericht von wem auch immer. Es könnte immer noch einen entscheidenden Haken geben, zumal der Markt für Gaming-Handhelds selbst in diesem Formfaktor umkämpfter ist denn je. Schließlich muss sich dieses Gerät auch gegen Ayaneos eigenen Pocket DMG behaupten, der mit einem hervorragenden OLED-Display aufwartet. Und wer weiß – vielleicht wäre man am Ende sogar besser damit bedient, einfach eine günstige Halterung an das eigene Smartphone zu klemmen?










