Was Nerds in ihrer Freizeit treiben, nimmt manchmal seltsame Ausmaße an. Ein Team aus drei unerschrockenen Entwicklern – Viktor Tóth (Neuro-Ingenieur), Sándor Makra (Elektroingenieur) und Ákos Blaschek (Informatiker/Softwareingenieur) – baut an VR-Setups für Nagetiere. Die Ergebnisse des Ganzen stellen die Drei unter ratsplaydoom.com vor, und ermutigen zum Selberbauen. Das Projekt ist Open Source.
Das Projekt, das bereits 2021 seinen Anfang nahm, wurde nun mit einem umfangreichen Update aufgerüstet. Im Zentrum steht ein speziell angefertigtes VR-Setup, inklusive eines Curved-AMOLED-Bildschirms, der den kleinen Nagern ein nahezu vollständiges Sichtfeld bietet. Eine frei rotierende Kugel unter dem Tier erfasst jede Bewegung und wandelt sie in Spielaktionen um. Clevererweise kann die Kugel auch über Motoren gesteuert werden. Damit wird eine Art virtueller „Schubs“ im Training ausgelöst. Der simuliert Bewegungsabläufe vor einer Belohnung. So lernt die Ratte quasi nebenbei, welche Aktion zu welchem Ergebnis führt.
Mit der Schnauze wird geschossen. Ein spezieller „Trigger“ ermöglicht es den Nagetieren, virtuelle Schüsse abzugeben. Als Belohnung für das Beseitigen der Gegner und das Beenden der Level winkt dann süßes Zuckerwasser.
Die Software für das Set-up ist in Python geschrieben, Open Source und bietet erstaunliche Flexibilität: Alle Hauptkomponenten – von der Bewegungserfassung bis zur Belohnungssteuerung – können sowohl manuell als auch automatisiert betrieben werden. Die Parameter für Motorgeschwindigkeiten und Belohnungsmengen sind anpassbar. Damit lässt sich das VR-Spiel an die Bedürfnisse verschiedener Tiere anpassen.
Die Ergebnisse sind bemerkenswert. Die Ratten lernten in etwa zwei Wochen, sich in der virtuellen Umgebung zurechtzufinden und den Schussmechanismus zu beherrschen. Ein fortgeschrittenes Training konnte zwar aus Zeitgründen nicht abgeschlossen werden, aber die ersten Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Ratten gerne mal zocken.
Natürlich gibt es noch offene Fragen: Eine umfassende Verhaltensvalidierung erfordert längere Trainingszeiten, und die Variabilität zwischen den einzelnen Tieren wurde bisher nicht vollständig untersucht. Auch die langfristigen Auswirkungen einer VR-Exposition auf das Wohlbefinden der Ratten bedürften weiterer Forschung.
Positiv zu vermerken ist, dass die Tiere weder verletzt noch operiert werden müssen, um das System nutzen zu können. Ob wir in Zukunft statt KI‑Gegnern Ratten in Online‑Games sehen, bleibt abzuwarten. Aber eines ist sicher: Dieses Projekt zeigt, wie weit die Fantasie und der Einfallsreichtum von Entwicklern gehen können – selbst wenn es um das Gaming-Erlebnis von Nagetieren geht. Wer möchte, könnte das ganze Projekt zu Hause nachbauen. Viele der verwendeten Teile kommen aus dem 3D-Drucker der drei Entwickler.






