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Gefälschte Waren: Hong Kong, VAE & Singapur zentrale Handelsdrehkreuze

Produktfälschungen: Enormer Schaden durch gefälschte Smartphones
Produktfälschungen: Enormer Schaden durch gefälschte Smartphones
Das EUIPO hat zusammen mit der OECD weitere Daten aus der Erfassung internationaler Handelsrouten für gefälschte Waren auf der ganzen Welt mit den Haupttransitpunkten veröffentlicht.

Bereits Ende Februar haben das Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) in Kooperation mit der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) erschreckende Zahlen zum Themenkomplex Produktfälschungen veröffentlicht. Laut der EUIPO entstehen beispielsweise alleine durch die Fälschung von Smartphones und die damit einhergehenden wirtschaftlichen Verluste weltweit Schäden in Höhe von 45,3 Milliarden Euro.

Laut einem aktuellen Bericht des EUIPO und der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) nutzen Schmuggler von nachgeahmten Waren Hong Kong, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Singapur als ihre zentralen Handelsdrehkreuze und importieren über sie ganze Containerladungen gefälschter Waren, die dann per Post oder Kurierdienste weiterbefördert werden. Hier die weiteren Ergebnisse des Berichts:

Transitpunkte: Albanien, Ägypten, Marokko und Ukraine

Dem Bericht zufolge bilden die vier Transitpunkte Albanien, Ägypten, Marokko und die Ukraine die Brückenköpfe, um gefälschte Waren in die Europäische Union zu verschicken. Panama dient als wichtiger Transitpunkt für nachgeahmte Waren auf dem Weg in die Vereinigten Staaten.

Transport erfolgt primär über Seeweg

Etwa drei Viertel der gefälschten Waren werden auf dem Seeweg transportiert, wobei zunehmend Kurierdienste und die reguläre Post als übliche Wege zur Verbringung kleinerer nachgeahmter Artikel benutzt werden. Im Jahr 2013 entfielen 43 % aller Beförderungen von gefälschten Waren auf Sendungen mit weniger als zehn Artikeln.

In China werden die meisten gefälschten Waren hergestellt

Die Mehrzahl der gefälschten Waren in neun von zehn untersuchten zentralen Wirtschaftszweigen wird in China hergestellt. Verschiedene asiatische Volkswirtschaften, wie Indien, Thailand, die Türkei, Malaysia, Pakistan und Vietnam, sind bedeutende Hersteller in zahlreichen Branchen, allerdings spielen sie eine geringere Rolle als China. Die Türkei ist augenscheinlich in einigen Branchen ein großer Hersteller gefälschter Waren, wie Lederwaren, Lebensmittel und Kosmetika, die dann in die EU versendet werden.

Gefälscht wird so ziemlich alles, was sich gut verkaufen lässt

Die zehn im Bericht untersuchten Wirtschaftszweige machen weltweit mehr als die Hälfte des gesamten geschätzten Handels mit gefälschten Waren aus: 2013 betrug das entsprechende Handelsvolumen 208 Mrd. Euro. Zu den gefälschten Waren zählen: Lebensmittel, pharmazeutische Erzeugnisse, Parfümeriewaren und Kosmetika, Lederwaren und Taschen, Bekleidungsstücke und Stoffe, Schuhwaren, Juwelierwaren, elektronische und elektrische Geräte, optische, fotografische und medizinische Geräte sowie Spielwaren, Spiele und Sportgeräte.

Der Exekutivdirektor des EUIPO António Campinos dazu:

"Diese Studie zeigt, in welcher Breite und Tiefe internationale Handelsrouten bei nachgeahmten und unerlaubt hergestellten Waren auf der ganzen Welt ausgebaut sind. Unsere früheren Studien haben deutlich gemacht, dass praktisch jedes Produkt bzw. jede Marke nachgeahmt werden könne. Dieser Bericht beleuchtet die Wege, auf denen gefälschte Waren von einer Ecke der Welt zur anderen transportiert werden."

Der Direktor für öffentliche Verwaltung der OECD Rolf Alter merkt an:

"Bei all den immensen Vorteilen, die die Globalisierung mit sich bringt, bietet sie leider auch Möglichkeiten für kriminelle Netzwerke, von illegalem Handel mit nachgeahmten Waren zu Lasten der Verbraucher, der Unternehmen und des Staates zu profitieren. Die einzige Antwort darauf ist eine engere Zusammenarbeit zwischen nationalen Zollbehörden, Strafverfolgungsbehörden, internationalen Organisationen, Unternehmen und Verbrauchern."

Im zweiten Lagebericht über Fälschungen in Europa, den das EUIPO gemeinsam mit Europol, der Agentur der EU für die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Strafverfolgung, erstellt hat, kommt zu dem Ergebnis, dass organisierte kriminelle Gruppen an Straftaten im Zusammenhang mit Rechten des geistigen Eigentums beteiligt sind.

Kriminelle EU-Banden organisieren Vertrieb in Europa

Ferner wird darauf hingewiesen, dass in der EU angesiedelte kriminelle Banden, die am Vertrieb von nachgeahmten Waren beteiligt sind, in erster Linie auf Hersteller im Ausland zurückgreifen, dann jedoch Einfuhr, Transport, Lagerung und Vertrieb der nachgeahmten Waren innerhalb der EU organisieren. Die meisten gefälschten Waren kommen aus China: Der Ausbau der Seidenstraße und die entsprechende zunehmende Nutzung des Schienen- und Seeverkehrs zwischen China und der EU fördern zugleich neue Bedrohungen auf dem Gebiet der Straftaten gegen Rechte des geistigen Eigentums. Einige Fälscher produzieren jedoch direkt innerhalb der EU-Grenzen und nutzen dabei gefälschte Etiketten und Verpackungen, die von außerhalb der EU eingeführt werden.

Vertrieb gefälschter Waren über Onlinemärkte

Nachgeahmte Waren werden in zunehmendem Maße über Online-Märkte vertrieben. Im Internet verkaufte Produkte werden zumeist als Päckchen per Post oder Kurierdienste häufig direkt an die Kunden verschickt, und es ist festzustellen, dass die Technologie für die Kriminalität im Bereich der Rechte des geistigen Eigentums eine zunehmend wichtige Rolle spielt.

Dazu Rob Wainwright, Exekutivdirektor von Europol:

"Straftaten im Zusammenhang mit Rechten des geistigen Eigentums sind in der EU weit verbreitet und haben außerordentlich viele negative Konsequenzen. Sie schaden unseren Volkswirtschaften, verschaffen organisierten kriminellen Gruppen enorme illegale Profite und verursachen durch das zunehmende Angebot von gefälschten Waren im Bereich Gesundheit und Sicherheit häufig unmittelbaren physischen Schaden bei den Bürgern. Der vorliegende Bericht beleuchtet das Ausmaß dieses kriminellen Phänomens und fordert als Antwort darauf größer konzertierte grenzübergreifende Maßnahmen."  

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Autor: Ronald Matta, 22.06.2017 (Update: 22.06.2017)