Italien stieg Ende der 1980er Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl aus der Kernenergie aus. Ein Referendum im Jahr 2011 - nach dem Unfall im Atomkraftwerk von Fukushima - bekräftigte das bestehende Verbot. Doch nun hat Energieminister Gilberto Pichetto Fratin in einem Interview mit der Zeitung Il Sole 24 Ore angekündigt, bis 2027 wieder auf Atomkraft umsteigen zu wollen.
Italien ist bereit für die Rückkehr zur Kernenergie. Diese Entscheidung soll erneuerbare Energien nicht ersetzen, sondern ergänzen, um eine ausgewogene und nachhaltige Energieversorgung sicherzustellen.
- Gilberto Pichetto
Italien war in den 1960er Jahren Vorreiter bei der Nutzung von Kernenergie und betrieb drei Kernkraftwerke. Nach jahrzehntelangem Verbot sind heute jedoch keine Reaktoren mehr in Betrieb. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) wurden 2023 rund 45 % des italienischen Stroms aus Erdgas und 16 % aus Wasserkraft erzeugt. Auch der Anteil von Wind- und Solarenergie nimmt stetig zu.
Der Minister bestätigte, dass der Gesetzesentwurf derzeit von der Abteilung für Rechts- und Gesetzesfragen des Ministerrats geprüft wird. Die geplante Gesetzgebung soll vereinfachte Verfahren für den Bau neuer Kernkraftwerke ermöglichen und den Weg für eine Rückkehr zur Kernenergie bis 2027 ebnen. Gilberto Pichetto betonte, dass Italien mit diesem Schritt nicht nur seine Dekarbonisierungsziele voranbringen, sondern möglicherweise auch die Energiekosten senken könnte.
Quelle(n)
Il Sole 24 Ore (italienisch), International Energy Agency (englisch)