nIm nagelneuen Wasserstoffnetz des Verkehrsverbunds Berlin Brandenburg (VBB) kommt es zu Kürzungen, das berichtet Peter Neumann von der Berliner Zeitung. Die gerade erst beschafften Züge werden fortan weniger oft fahren, obwohl die Züge des Typs Mireo Plus H erst vor einem Jahr auf der Heidekrautbahn bei Berlin in Betrieb genommen wurden. Zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember wird aber der Verkehr auf dem Abschnitt zwischen Basdorf und Wensickendorf deutlich reduziert. Acht Zugpaare werden in der Woche gestrichen. Damit ist der Stundentakt nicht mehr möglich. Aktuell fahren bis zu 17 Züge pro Tag und Richtung auf der Strecke.
Sonderlich viel ist das nicht, aber doch bemerkenswert, wollte man mit der aufwendigen Beschaffung der Wasserstofftechnik doch zeigen, wie Nahverkehr umweltverträglich geregelt werden kann. Perspektivisch sogar mit vor Ort produziertem grünen Wasserstoff.
In Brandenburg werden mit der Kürzung zudem nur sechs Minuten Fahrzeit je Richtung eingespart. Dazu kommt die Wendezeit von aktuell rund 50 Minuten. So kommt ein Zug in Wensickendorf um 9:16 Uhr an, fährt dann aber erst um 10:06 Uhr wieder zurück.
Am Wochenende dürfen diese Züge noch zusätzlich nach Schmachtenhagen fahren, was nochmal etwa sieben Minuten Fahrzeit pro Richtung entspricht und damit in dieser Lücke für das Rollmaterial problemlos fahrbar wäre. Im VBB sind solche ineffizienten Planungen für den Einsatz von Rollmaterial recht häufig zu finden, auch wenn sich die Pausenplanung für das Personal so natürlich vereinfacht. Das Ausflugsziel Schmachtenhagen wird komplett gestrichen, was für den örtlichen Tourismus bitter ist.
Ein Fahrzeug weniger nötig?
Mit der Kürzung müsste immerhin knapp ein Umlauf gespart werden können, da die Züge in Basdorf – zumindest nach aktuellen Fahrplandaten – rechtzeitig ankommen, um dort wieder zurückfahren zu können. Wird der allgemeine Fahrplan für die Heidekrautbahn für den Zeitraum nach dem 14. Dezember übernommen – danach sieht es aktuell aufgrund unvollständiger Fahrplandaten aus –, hat der Zug eine Minute zum Kehren. Das ist knapp. Das freigewordene Fahrzeug könnte aber als Reserve dienen.
Die Laufleistung der Züge und damit Wartungsintervalle, werden nur minimal verbessert. Die Wasserstoffzüge des Mireo Plus H können nur im Rahmen der Heidekrautbahn eingesetzt werden. Ein Einsatz in anderen Netzen ist nicht vorgesehen. Effektiv dürfte eine Garnitur des Mireo Plus H unnötig gekauft worden sein.
Das Land Brandenburg begründet die Kürzungen mit zu wenigen Fahrgästen. Je nach Quelle liegen diese bei 10 bis 15 Fahrgästen pro Zug, so die Berliner Zeitung.
Die Kürzungen wurden bereits sehr grob im Juni 2025 angekündigt. Damals hieß es, dass Züge nur noch vormittags und nachmittags fahren werden. Dass die Züge dadurch voller werden, darf aber bezweifelt werden. Wer etwa tagsüber nach Berlin zum Einkaufen fahren will und abends zurückkommen will, hat nach derzeit vorliegenden Informationen keine Chance mehr, auf der Schiene nach Hause zu kommen. Der Busverkehr der Region ist auf die Bahn ausgerichtet und kaum eine Alternative. Insbesondere junge Bevölkerung dürfte hier leiden, die vielleicht mal am Abend in die Stadt will.
Derzeit lässt sich das genaue Ausmaß der Kürzungen übrigens noch nicht genau untersuchen. Aktuell fehlen die Züge, die ursprünglich über Basdorf hinausfahren sollten, komplett in den Fahrplandaten. Die Bevölkerung weiß also nicht, was sie nach dem 14. Dezember erwartet und wie wichtig ein Auto wird.
Fahrpreiserhöhung kommt 2026
Gleichzeitig werden Fahrten aus der Region nach Berlin erheblich teurer, da die Tarifkombination BC und auch Jahrestickets zum 1. Januar 2026 verschwinden werden. So kostet die für Familien praktische übertragbare Umweltkarte heute 82,40 Euro pro Monat im Abo (BC). Ab Januar werden daraus 103,30 (ABC). Eine einzelne spontane Fahrt nach Berlin steigt von 4,30 Euro auf 5 Euro, reicht dann aber immerhin bis in das Zentrum Berlins. Im Marketing spricht der VBB von einer Preiserhöhung im VBB-Durchschnitt von sechs Prozent.
Interessanterweise befinden sich die betroffenen Bahnhöfe eigentlich im Speckgürtel Berlins, der zunehmend Bevölkerung aufnimmt und auch aufnehmen muss. Laut einer Studie, von der der RBB berichtet, wird in der Region der Heidekrautbahn Bevölkerungswachstum angenommen. Damit müsste diese Bahnverbindung langfristiges Potenzial haben – wenn sie attraktiv ist.
Mehr Fahrgastpotenzial dürfte sich auch ergeben, wenn die Heidekrautbahn auf ihre ursprüngliche Stammstrecke wieder nach Berlin geführt wird. Über das Projekt wird seit Jahrzehnten nachgedacht. Ein Abschluss ist derzeit nicht absehbar. Nach offiziellen Informationen des Projekts i2030, ist geplant, das Projekt Heidekrautbahn "so schnell wie möglich in Betrieb zu nehmen". Zum Start der Bauarbeiten im Jahr 2020 wurde mit dem Jahr 2023 geplant. Allerdings müssen gleichzeitig Planungsunterlagen nochmal im Jahr 2026 ausgelegt werden. Das dürfte selbst in diesem Jahrzehnt noch knapp werden.
Quelle(n)
Berliner Zeitung / VBB / Eigene Recherchen






