Gamescom 2017 | PS Now: Erste Eindrücke vom Games-Streaming auf dem PC
Lange mussten deutsche Spieler warten: Seit Januar 2015 dürfen die Nordamerikaner schon mit PlayStation Now zocken, zweieinhalb Jahre später kommen nun auch wir in den Genuss. Seit gestern ist der Service auch in Deutschland livegeschaltet.
PlayStation Now ermöglicht es, ausgewählte Titel der PlayStation 4 und PlayStation 3 von Sonys Servern zu streamen, man benötigt also nur eine stabile Internetleitung, da die Berechnungen aber auf dem Server stattfinden, wird die eigene Hardware kaum beansprucht und muss auch nicht sonderlich stark sein.
Erfreulicherweise gibt es den Streaming-Dienst nicht nur für die PlayStation 4, sondern auch für den PC. Dafür benötigt man mindestens einen Windows-PC oder -Laptop mit Core i3 2,0 GHz, 300 MByte Festplatten-Platz und 2 GB RAM. Als Internetleitung sollten mindestens 5 MBit/s zur Verfügung stehen, 12 MBit/s wären optimal.
Man kann also endlich PlayStation-exklusive Titel auch ohne PlayStation erleben. Das mussten wir natürlich ausprobieren und haben uns gestern gleich in eine erste Gaming-Session gestürzt.
Man installiert dafür die PlayStation Now App auf dem PC, aktuell gibt es die App nur für Windows 7, 8, 8.1 oder 10, Linux- und Mac-Besitzer schauen in die Röhre. Die Installation geht schnell und einfach und man erhält nach dem ersten Start sofort Zugriff auf den Spielekatalog, kann also schon mal stöbern, welche Titel es gibt.
Streamen kann man die Games aber erst, nachdem man das PlayStation Now Abo abgeschlossen hat. Dafür benötigt man einen Sony-Account, den man direkt in der App anlegen kann. Das Abo schlägt aktuell mit 16,99 Euro zu Buche, man kann PlayStation Now aber 7 Tage kostenlos ausprobieren. Das Abo ist monatlich kündbar.
Hat man die Formalitäten hinter sich gebracht, kann es endlich losgehen. Aber halt, welches Spiel sollen wir denn jetzt zocken? Über 400 PS4- und PS3-Titel hat Sony mittlerweile für PS Now freigegeben, das ist eine ganz schöne Menge. Neben den ersten drei Uncharted-Teilen, God of War 3, den Batman-Spielen, The Last of Us, zahlreichen LEGO-Games und vielen Telltale-Spielen gibt es noch unzählige weitere Hits und Indie-Games.
Die Auswahl erfolgt über ein Menü, das an die Netflix-App erinnert, mit großen Spielecovern, die man horizontal durchscrollen kann, während man vertikal verschiedene Kategorien abgrast. Die App lässt sich per Tastatur und Maus bedienen oder wahlweise mit einem angeschlossenen Controller. Hier hätte Sony natürlich gerne, dass man einen DualShock 4 verwendet, mit unserem XBox-Gamepad konnten wir aber ebenso problemlos zocken. Allerdings fehlt dann in einigen PS4-Titeln als Eingabemöglichkeit das Touchpad. Etwas albern ist, dass zum Wechsel zwischen Controller und Maus als Eingabegerät die App neu laden muss, das hätte man sicher auch eleganter lösen können.
Leider gibt es keine Suchfunktion, was ein wenig ärgerlich ist, einmal gespielte Titel werden aber auf dem Startbildschirm angezeigt. Wir entscheiden uns für unseren ersten PlayStation Now Abend für Uncharted: Drake's Legacy, einfach, weil wir den ersten Titel der Serie noch nie ganz durchgespielt haben und Beyond: Two Souls. Bei letzterem sind alle erhältlichen DLCs in der Streaming-Version enthalten, das fällt gleich mal positiv auf. Die einzelnen Spiele lassen sich mit Sternen bewerten.
Wenn man einen Spielestream startet, dauert es bei uns circa eine bis zwei Minuten, in denen das Spiel gepuffert wird. Erfreulicherweise war von überlasteten Servern am Launchtag nichts zu merken, aber vielleicht sind auch einfach zu viele Gamer aktuell auf der GamesCom und haben keinen Zugriff auf ihren Rechner oder ihre PS4...
Danach folgt der eigentliche Ladebildschirm des gewählten Games, dieser schien uns bei beiden Games nicht übermäßig lang, die Ladezeiten sind eher ein wenig kürzer als im Original. Und dann kann's losgehen.
Bei beiden Games sind wir überrascht, wie gut die Grafik noch aussieht und wie flüssig sich beide steuern lassen. Von Lag keine Spur, während unserer dreistündigen Spielesession haben wir auch keinen einzigen Ruckler wahrgenommen.
Im Spiel kann man sogar das XMB-Menü, also das Hauptmenü der PlayStation aufrufen und dort beispielsweise Spielstände verwalten. Das Speichern der Daten erfolgt generell auf den Servern verknüpft mit dem Account, sodass man beispielsweise ein Spiel auf dem PC beginnen könnte und auf einer PlayStation 4 weiterspielen. Auch Trophäen lassen sich verdienen und werden automatisch mit dem Account verknüpft.
Fazit
Sony hat die lange Wartezeit für uns Europäer genutzt und bringt einen sehr gut nutzbaren Streaming-Service für PlayStation-Spiele auf den Markt. Das Angebot an Spielen ist beinahe schon unübersichtlich groß, wir konnten in unserem kurzen Test ohne Lags und Bedienprobleme spielen und die Grafikqualität überzeugt.
Bei der Bedienung der PC-App kann Sony noch nachlegen: Das Wechseln zwischen Maus- und Controllersteuerung sollte einfacher möglich sein und eine Suchfunktion wäre mehr als angebracht. Ein wenig mehr Übersichtlichkeit täte der App vielleicht auch gut. Aber das sind kleine Ärgerlichkeiten, die sich recht einfach beheben lassen.
Unser Testsystem mit GeForce GTX1060 Mobilgrafikkarte und Core-i7 ist beinahe schon überdimensioniert, auch auf viel einfacheren Rechnern kann man noch problemlos Games streamen.
Den Preis finden wir angemessen, natürlich hätte man sich wie bei Netflix und Amazon Video einen Preis unter 10 Euro gewünscht. Aber bei knapp 17 Euro im Monat kann man vier Monate lang zocken, bis man das Geld für ein Vollpreisspiel bezahlt hat.
Man sollte sich nur klar sein, dass man die aktuellsten Blockbuster im Moment nicht streamen kann, es handelt sich eher um ältere Spiele oder Indie-Titel. Aber der Service eignet sich hervorragend, um Lücken in der eigenen Spielesammlung zu schließen und in Erinnerungen zu schwelgen. Da fällt mir ein, ich glaube, ich mache jetzt mit Nathan Drake nochmal eine nette Zugfahrt...