Test LG Watch W7 Smartwatch
Mit ihrem Edelstahlgehäuse und den physischen Zeigern wirkt die LG Watch W7 auf den ersten Blick wie eine traditionelle Armbanduhr. Doch die neue Hybrid-Smartwatch aus dem Hause LG Electronics kann mehr. Die Smartwatch kombiniert ein mechanisches Uhrwerk, inklusive analogen Zeigern, mit einem LC-Display und digitalen Funktionen.
Im Inneren der Wear OS by Google-Hybridwatch schlummert ein Qualcomm-Snapdragon-Wear-SoC sowie 768 MB RAM und ein 4 GB großer interner Speicher. Damit das 1,2 Zoll große IPS-Panel mit Strom versorgt werden kann, ist ein 240 mAh-Akku verbaut. Sollte dieser einmal leer sein, sollen die klassischen Zeiger der Watch W7 die Uhrzeit aber noch über Tage hinweg anzeigen können. Zur Kommunikation nutzt die Smartwatch WLAN mit 802.11 b/g/n und Bluetooth 4.2.
In Deutschland kann die LG Watch W7 seit Ende Januar diesem Jahres für einen UVP von 449 Euro erworben werden.
Gehäuse - LG Watch mit edlem Gehäuse
Das Gehäuse der LG Watch W7 ist aus Edelstahl (STS316L) gefertigt und besitzt die Abmessungen von 44,5 x 45,4 x 12,9 Millimeter. Damit ist der Uhrenkörper recht massiv gebaut, welches sich auch im dem recht hohen Gewicht von 79,5 Gramm widerspiegelt. Für die meisten Frauenhandgelenke ist die smarte Hybridwatch wohl eher etwas zu groß und wuchtig geraten.
Trotz der hohen UVP von knapp 450 Euro setzt der koreanische Hersteller bei seiner Smartwatch nicht auf das extrem kratzfeste Saphirglas. Das IPS-Panel der LG Watch W7 wird durch Corning Gorilla Glas 3 geschützt. Die Glasfront umgibt eine Lünette. Dieser Zierring ist bei der LG Watch fest mit dem Uhrengehäuse verbunden und kann nicht gedreht werden. An der rechten Gehäuseseite sitzen zwei Knöpfe sowie eine klassische Krone.
Das Quarzuhrwerk für die Watch W7 stammt von der Schweizer Manufaktur Soprod AG. Dank der Zertifizierung nach IP68, gemäß IEC-Standard 60529, ist das Gehäuse vor dem Eindringen von Wasser für bis zu 30 Minuten in bis zu einer Wassertiefe von 1,5 Metern geschützt. Außerdem ist die Hybrid-Smartwatch gegen Schäden geschützt, die durch Staub und Schmutz verursacht werden können.
Das Armband wirkt sauber verarbeitet und bietet einen angenehmen Tragekomfort auf der Haut. Das 22 Millimeter bereite Uhrenband besteht aus Gummi und kann einfach mittels eines Schnellverschlusses gewechselt werden. Aufgrund der standardisierten Maße sollten aber ebenso andere herkömmliche Armbändern mit einer Breite von 22 Millimetern verwendbar sein, sodass ein breites Spektrum zur Wahl steht.
Ausstattung - Watch W7 ohne Pulssensor
Wie in vielen anderen Smartwatches auch ist in der Watch W7 ein Qualcomm-Snapdragon-SoC integriert. Die LG-Hybrid-Smartwatch basiert jedoch noch auf der älteren Snapdragon-Wear-2100-Plattform anstatt auf dem aktuellen 3100-Modell, welches gegenüber dem LG-Watch-SoC Vorzüge bezüglich Energieeffizienz und Leistungsfähigkeit besitzt.
An Sensorik greift die Hybrid-Smartwatch auf einen Beschleunigungssensor, Kompass, Gyroskop, Barometer sowie Magnetometer zurück. Zudem besitzt die Armbanduhr eine Vibrationseinheit zur haptischen Anzeige von Smartphone-Benachrichtungen. Ein Helligkeitssensor ist nicht verbaut, sodass die Helligkeit manuell eingestellt werden muss. Ebenso wird der LG Watch ein Pulssensor vorenthalten, was die Nutzung für Sportler doch stark einschränkt, denn Daten des Herzschlages können nicht aufgezeichnet werden.
Die LG-Smartwatch besitzt fünf Ladekontakte auf der Unterseite, mit denen die Uhr geladen wird. Das mitgelieferte Ladecase wird über einen USB-Type-C-Port angeschlossen.
Software - Hybrid-Smartwatch mit Wear OS
Die LG Watch W7 verwendet das speziell für Wearables entwickelte Wear OS by Google. Mit dem Android-Betriebssystem ist die Hybriduhr mit allen wichtigen Funktionen einer Smartwatch ausgestattet.
Das Smartphone, welches mit der LG Watch genutzt werden soll, muss mindestens über Google Android 4.4 verfügen. Auch der Einsatz eines Apple iPhones ist möglich. Dieses muss dann zumindest mit der iOS-Version 9.3 ausgestattet sein.
Unter Wear OS können Benachrichtigungen von Messengern, Telegram oder WhatsApp genauso empfangen werden wie E-Mails oder Kalendererinnerungen. Auch Nachrichten oder andere Hinweise werden zuverlässig auf die Hybrid-Smartwatch gepusht. Zudem gibt es einen Driving-Modus, der während des Autofahrens wichtige Informationen durch haptisches Feedback vermittelt.
In puncto mitgelieferter Smartwatch-Ziffernblätter, welche auf die mechanischen Zeiger ausgelegt sind, zeigt sich LG etwas sparsam. Gerade einmal 8 Ziffernblätter stehen ab Werk zur Auswahl. Alternativ lassen sich aber weitere Themes aus dem Google Play Store heruntergeladen.
Kommunikation - LG Watch ohne NFC und GPS
Die Verbindung mit dem Smartphone stellt die LG Watch W7 mittels Bluetooth in der Version 4.2 her. Außerdem ist ein WLAN-Modul mit an Bord, welches die IEEE-802.11-Standards b/g/n unterstützt und somit das 2,4-GHz-Frequenzband nutzen kann. Andere Schnittstellen sind in der Hybrid-Smartwatch nicht vorhanden. Das heißt, einen NFC-Chip zur Nahfeldkommunikation gibt es nicht, was eine Bezahlung via Google Pay mit der Uhr ausschließt. Ebenso bietet die Watch W7 kein GPS-Modul zur Bestimmung der Position. Damit ist eine Navigation oder Aufzeichnung von Wegstrecken mit der LG Watch nicht möglich.
Zubehör und Garantie - Watch W7 ohne Überraschungen im Lieferkarton
Die LG Watch W7 wird in einem mattschwarzen Karton geliefert. Darin enthalten sind ein USB-Datenkabel, eine Ladeschale, eine Kurzanleitung sowie ein modulares Netzteil. Letzteres besitzt eine Nennleistung von 6 Watt (5 Volt, 1,2 Ampere).
LG gewährt 24 Monate Garantie auf die Smartwatch.
Eingabegeräte & Bedienung -Reaktionsfreudiges IPS-Panel
Die Bedienung erfolgt entweder über den 1,2 Zoll großen, kapazitiven Touchscreen oder alternativ mithilfe der geriffelten Krone an der rechten Gehäuseseite. Zusätzlich ist ober- und unterhalb der Krone jeweils ein Knopf für Schnellzugriffe platziert. Der sprachgesteuerte Google Assistant steht ebenso zur Verfügung, was im Test problemlos funktioniert.
Die Navigation durch die Menüs läuft dank Snapdragon-Wear-2100-SoC recht flott und ohne große Verzögerungen - hier gibt es nichts zu beanstanden. Auch die Empfindlichkeit des Touchscreens hinterlässt im Test einen positiven Eindruck.
Display - LC-Display statt OLED in der LG Watch
In der LG Watch kommt ein rundes LC-Display zum Einsatz, welches mit 360 x 360 Bildpunkten auflöst. Die Paneldiagonale beträgt 1,2 Zoll und somit wird eine Pixeldichte von rund 300 PPI erreicht. Einzelne Pixel sind bei genauer Betrachtung kaum erkennbar.
Die maximale Helligkeit des IPS-Panels ist auf einem guten Niveau. Für unseren Geschmack könnte das Display der LG Watch aber noch einen Tick heller leuchten. Bei bewölktem Himmel ist das Ablesen der Uhr unproblematisch. In der Sonne muss das Display, je nach Intensität und Reflexionen, schon einmal mit der Hand abgeschirmt werden. Große Einschränkungen konnten wir, bei dem derzeitig vorherrschenden Winterwetter, jedoch nicht feststellen. Im Sommer hingegen wird die maximale Luminanz des IPS-Panels wohl nicht ausreichen, um Reflexionen der Sonne zu überstrahlen.
Einen Umgebungslichtlichtsensor gibt es nicht. Deshalb muss die Leuchtkraft des Bildschirmes manuell angepasst werden. In den Einstellungen lässt sich dies in 10 Stufen anpassen. Mittels eines Menü-Short-Cuts ist dies recht schnell und komfortabel zu erreichen.
Im Gegensatz zu anderen Smartwatch-Vertretern, wie der Samsung Galaxy Watch S, verbaut LG bei seinem Modell W7 keine organische, sondern eine Flüssigkristallanzeige. Technologiebedingt hat die Konkurrenz mit OLED-Panels einen deutlichen Vorteil, da organische Anzeigen selbst in einem völlig abgedunkelten Raum und maximaler Helligkeit ein „absolutes“ Schwarz darstellen können. Das Panel in der LG Watch weist nicht den besten Schwarzwert auf und somit könnten die Kontraste etwas ausgeprägter sein. Die Blickwinkel sind aber sehr stabil und können mit einer ordentlichen Farbtreue punkten.
Akkulaufzeit - Watch W7 mit geringen Laufzeiten
In puncto Akkulaufzeit zeigt die LG Watch zwei Gesichter. Während im Just-Watch-Modus, ohne die Benutzung des LC-Displays, laut LG bis zu 100 Tage mit nur einer einzigen Ladung erreicht werden sollen, sind es bei der Nutzung aller smarten Funktionen nach Herstellerangaben nur zwei volle Tage.
Im Alltag werden die 48 Stunden wohl aber nur bei einer sehr gelegentlichen Nutzung der Watch W7 mit deaktiviertem WLAN-Modul erreicht werden. An Tagen, an denen die Hybrid-Watch aktiv genutzt wird, muss die LG-Uhr spätestens abends wieder in die Ladeschale um am nächsten Tag noch genügend Strom für das Display innezuhaben. Meistens zeigte uns der Akku bereits nach 12 Stunden der Nutzung lediglich eine Restkapazität von etwa 5 bis 15 Prozent an. Gerade der relativ kleine, 240 mAh starke Akku gepaart mit einem LC-Display lässt die Akkulaufzeit der LG Watch im Alltag auf höchstens 1 Tag sinken. Bei einer intensiven Nutzung mit maximaler Helligkeit ist eine Abnahme der Akkuanzeige von 20 Prozent pro Stunde ohne Problem zu erreichen.
Pro
Contra
Fazit - Interessantes Konzept mit Schwächen in der Ausführung
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, doch die LG Watch W7 gefällt uns optisch sehr gut. Das Design der Smartwatch wirkt klassisch und zeitlos sowie durch den Edelstahlrahmen wertig. Der Tragekomfort ist trotz der massiven Bauweise angenehm. Nichtsdestotrotz sprechen die Abmessungen der Uhr wohl eher nur die Herrenwelt an.
Durch die traditionelle Bauweise der Uhr, mit analogen Zeigern, geht jedoch eine gewisse Problematik hinsichtlich der Ablesbarkeit von Displayinhalten einher. Hier hätte LG sich durchaus etwas einfallen lassen können, um zumindest die unbeleuchtete Aussparung in der Displaymitte, z. B. mit einer dynamischen Anzeige von Inhalten, etwas vorteilhafter erscheinen zu lassen. Mit der aktuellen Software empfinden wir die analogen Elemente der LG Watch etwas störend. Zwar ist der obere Knopf am Uhrengehäuse mit einem Short-Cut belegt, bei dem die Position der Zeiger sich zentrieren, um damit eine bessere Ablesbarkeit zu ermöglichen, dennoch hilft die Funktion nur bedingt.
Diese Einschränkungen fallen für den einen oder anderen Nutzer vielleicht nicht sonderlich ins Gewicht, die etwas karge Ausstattung der 450 Euro teuren Hybrid-Smartwatch dann wohl schon eher. Denn die LG Watch W7 bietet weder ein GPS-Modul noch einen NFC-Chip und auch keinen Sensor für die Messung des Pulses, was in Summe die Nutzung der Uhr doch erheblich einschränkt. Zumal deutlich günstigere Konkurrenzprodukte diese Ausstattungsmerkmale bieten und somit für mehr Anwendungsszenarien geeignet sind.
Verbesserungsbedarf sehen wir auch bei der Größe des verbauten Energiespeichers in Kombination zu dem zum Einsatz kommenden LCD-Displays. Letzteres ist keineswegs schlecht, dennoch gibt es effizientere und vor allem bessere organische Anzeigen auf dem Markt. Außerdem könnte eine Premium-Smartwatch durchaus auch auf Premium-Werkstoffe, wie das extrem kratzfeste Saphirglas, setzten, um das Panel zu schützen.
Interessenten der LG-Smartwach sind gut beraten mit dem Kauf der Watch W7 noch etwas zu warten, denn nahe der UVP bietet der koreanische Hersteller mit seiner Hybrid-Watch ein unausgeglichenes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Der Smartwatch-Markt bietet aktuell, u. a. mit der Samsung Galaxy Watch S, besser ausgestattete Alternativen zu einem geringen Preis. Insbesondere „Heavy-User“ werden mit der Akkulaufzeit der LG Watch W7 nicht glücklich werden.