Test MSI Wind U115 Hybrid Luxury Netbook
Der Langläufer.
MSI bietet mit dem Wind U115 Hybrid Luxury eine Netbookvariante, die insbesondere durch die verbauten Komponenten und die versprochen lange Laufzeit auf sich aufmerksam macht. Intel Atom Z530 CPU, Intel Poulsbo Chipsatz mit GMA500 Chipsatzgrafik und eine zusätzlich zur Festplatte verbaute SSD-Speichereinheit sollen den Energiebedarf im Mobilbetrieb besonders effektiv zügeln. Wie das gelingt zeigt der folgende Test…
MSI zeigt derzeit vier verschiedene Modelle auf der deutschen Homepage. Allesamt zwar mit einem 10“ Display ausgestattet, decken sie aber dennoch ein erfreulich breites Spektrum ab. Während das MSI Wind U100 als günstiges Einstiegsmodell fungiert, bietet das U120 ein integriertes UMTS-Modul mit HSPA-Unterstützung, das U110 einen Kompromiss aus Preis und langer Akkulaufzeit und das von uns nun getestete U115 zeigt sich als Spitzenmodell der MSI-Serie mit besonders langem Durchhaltevermögen. Bei manchen Händlern sind zwar auch noch Restbestände des 8,9 Zöllers U90 verfügbar, dürften aber nach dem Abverkauf aus den Preislisten verschwinden.
Das in der klassischen Silber-schwarz Kombination gehaltene Testmodell verheimlicht nicht seine Verwandtschaft zu den Medion Akoya E1210 Netbooks die man von Aldi- und Hofer- Angeboten her kennt. Es macht einen insgesamt wertigen Ersteindruck und kann mit einer guten Robustheit aufwarten. Lediglich der etwas nachgiebige Displaydeckel und vor allem die überaus schwachen Displayscharniere trüben das positive Gesamtbild. Im geöffneten Zustand nimmt man schon bei leichten Untergrundvibrationen ein Displaywackeln wahr und kann sich je nach Umgebung deutlich steigern. Dafür hält sich das Gehäuse mit pflegeintensiven Hochglanzoberflächen erfreulich stark zurück, da lediglich der Displaydeckel über ein gemustertes Lackfinish verfügt. Diese Lackoberfläche profitiert von der silbrig-grauen Farbgebung, die Verschmutzungen weniger offensichtlich zur Schau trägt. Der Arbeitsbereich wurde mit einem leicht angerauten Kunststoff bedacht und sorgt so für eine angenehme Haptik. Im matten Displayrahmen findet man die Webcam und das integrierte Mikrofon für die übliche Kommunikation.
Um an die einzelnen Komponenten zu gelangen muss man beim MSI Wind den gesamten Unterboden-Deckel entfernen. Separate Öffnungen wie man sie von den meisten Konkurrenten her kennt gibt es nicht. Der Akku sitzt fest und bündig im Chassis, erfordert beim Einsetzen aber etwas mehr Feingefühl wie üblich. Der bei unserem Modell verwendete 6-Zellen Akku schließt zwar bündig mit der Rückseite ab, sorgt aber, aufgrund seiner nach unten hin ausladenden Form, für ein Erhöhen des Chassis um etwa 1cm und eine etwas angewinkelte Schreibfläche. Bei entnommenen Akku steht das U115 eben auf dem Untergrund.
Obwohl nicht zu den aktuellen Slimline Trendmodellen gehörend, wirkt das MSI U115 wenig pummelig. Mit Ausmaßen von 31.5(H) x 260(B) x 180(T)mm findet es sich in guter 10“ Gesellschaft und auch das Gewicht von 1,31kg liegt angesichts der Akkukapazität von 57Wh im grünen Bereich.
Das MSI U115 verfügt über alle Schnittstellen die man bei einem Netbook erwartet. 3x USB 2.0, VGA, Ethernet, Audio in/out, Cardreader, W-LAN und Bluetooth. So kann man externe Festplatten, Bildschirme, Drucker und ähnliche Peripherie problemlos anbinden. Besonders gut gefällt die bei Netbooks noch unübliche Unterstützung des schnellen W-LAN Standards Draft-N, der sowohl eine vergrößerte Reichweite, als auch eine höhere Verbindungsgeschwindigkeit erlaubt.
Die Verteilung und Positionierung der Anschlüsse hingegen gefällt weniger, da gerade die häufig genutzten USB-Ports weit vorne zu finden sind. So platziert, führen diese bei angestöpselter Peripherie ständig Kollisionen herbei, die unnötig einschränken. Besser fänden wir auch frontseitig angebrachte Audio-Ports, da so die übliche Headset- oder Kopfhörer-Nutzung komfortabler stattfinden könnte.
Dafür liegen Kensington-Schloss, Stromanschluß, VGA und Netzwerk-Buchse wiederum weit hinten und führen zu keinerlei Beeinträchtigungen.
Die Tastatur verfügt über eine gute Festigkeit und überzeugt mit angenehmem Anschlag und mittelkurzem Hub. Ein Durchbiegen der Tastaturfläche oder klappernde Tasten sucht man hier vergeblich. Netbooktypisch fällt die Eingabe zwar deutlich kleiner aus (17,5mm bei Standardtasten), als man dies von einer normal großen Tastatur gewohnt ist, sollte aber nach einer entsprechenden Eingewöhnung lediglich zu geringen Einschränkungen führen. Nicht so gut gefallen dabei die nach Außen gewanderte FN-Taste und die arg klein geratenen „Punkt, Komma, Strich“- Tasten. Das könnte manch einem dann doch viel zu klein sein und auf Dauer für Ungemach sorgen.
Sehr präzise und angenehm lässt sich der Cursor per Touchpad bedienen. Die angenehm große Oberfläche die ein nahezu quadratisches Seitenverhältnis aufweist, ist leicht angeraut und bietet gute Gleiteigenschaften. Multitouch- und selbst eine Scrollfunktion konnten wir unserem Modell zwar nicht entlocken, entschädigt uns dafür aber mit guter Reaktion und gutem Ansprechverhalten.
Das MSI Wind bleibt seiner Tradition treu und verfügt auch im U115 über einen nicht spiegelnden WSVGA-Bildschirm mit einer Auflösung von 1024x600 Bildpunkten. Darüberhinaus kann das Panel mit kräftigen Farben, guten Kontrastwerten und einer hohen Helligkeit überzeugen. Bei neun Messpunkten erreicht das Display im Zentralbereich sogar über 300 cd/m² und empfiehlt sich mit durchschnittlich 271,9 cd/m² als idealer Outdoor-Begleiter.
Von irritierenden Spiegelungen bleibt man verschont und kann seine volle Konzentration den Bildinhalten widmen. Dazu tragen wie schon erwähnt auch die hervorragenden Kontrastwerte von 971:1 ihren Teil bei und zeigen eindrucksvoll, dass matte Displays durchaus hohe Kontraste liefern können. Die Ausleuchtung ist mit 78% zwar nicht ganz so optimal, lässt aber lediglich bei einfarbigen Bildschirminhalten eine sichtbare Helligkeitsabnahme am oberen Bildschirmrand erkennen.
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Ausleuchtung: 78 %
Kontrast: 971:1 (Schwarzwert: 0.31 cd/m²)
Die Blickwinkel bewegen sich auf klassenüblichem Niveau und lassen auf horizontaler Ebene recht lange weitestgehend unverfälschte Bildinhalte erkennen. Invertierende oder stark ausblassende Darstellungen treten hier deutlich später ein als im vertikalen Bereich.
Für einige Nutzer interessant könnte sich die Möglichkeit erweisen die Auflösung auf 1024x768 Bildpunkte zu erhöhen. Zwar werden Desktop und Objekte dabei per Interpolation etwas „gequetscht“ dargestellt, vergrößert aber den Desktopbereich und bietet so die für manche Programme benötigte Mindestauflösung.
Sehr selten in Netbooks zu finden sind die auf geringe Leistungsaufnahme hin optimierten Atom-Komponenten Intel Atom Z530 (1,6 Ghz) und der Intel Poulsbo Chipsatz US15W mit der integrierten GMA500 Grafikeinheit. Während die Z530 CPU bei geringerer Leistungsaufnahme durchaus mit den N270 Kollegen mithalten kann, ist die GMA500 Grafik gegenüber den GMA950 Alternativen als deutlich schwächer einzustufen. Hier sind 129 Punkte im 3D Mark `05 sehr wenig und finden sich entsprechend weit unten in unserer Leistungsskala wieder.
Immerhin verfügt die GMA500 über integrierte HD-Decoder Funktionen und kann so der CPU bei der Wiedergabe von HD-Inhalten deutlich unter die Arme greifen. So konnte das System ruckelfrei einen Full HD-Videotrailer in Verbindung mit Cyberlinks Power DVD 9 wiedergeben und das bei einer Systemauslastung von deutlich unter 50%. Wird die DXVA-Unterstützung vom Player allerdings nicht geboten, so können selbst deutlich geringer aufgelöste H.264 Filme wie z.B. unser iTunes Testfilm „Shooter“ aus dem iTunes Store nicht annähernd brauchbar dargestellt werden.
Besser sieht es wiederum bei der reinen CPU-Leistung aus, die unsere 5 Testsongs mit 4,8x Geschwindigkeit per iTunes auf dem Niveau der Atom N270 CPU von MP3 zu AAC konvertierte. Auch in der Anwendungsleistung hat man kaum Nachteile zu erwarten, da 1217 Punkte im PC Mark `05 ebenfalls einen konkurrenzfähigen Wert darstellen und sich sogar noch vor dem EeePC901 mit N270 und GMA950 (1175 Punkte) einordnen.
Eine weitere Besonderheit bietet das U115 im Bereich des Festspeichers. So ist das Betriebssystem Windows XP Home Edition auf einer per PATA-ZIF angebundenen 8GB fassenden SSD Speichereinheit installiert. Eine weitere konventionelle 160GB Festplatte von Western Digital ist für Daten und Programme vorgesehen. So hat man im Akkubetrieb die Möglichkeit die zusätzliche Festplatte abzuschalten um lediglich mit der SSD zu arbeiten. Leider ist die 8GB SSD recht knapp bemessen und bietet bei vorinstalliertem Betriebssystem nur noch Platz für etwas mehr als 1GB Programme oder Daten. Da muss man sich schon sehr genau überlegen, was man bei einem voraussichtlichen Mobilbetrieb ohne Festplatte benötigt oder nicht. Auch sollte man darauf achten, welche Programme auf der Festplatte installiert sind und eventuell noch auf Systemdateien zugreifen. Wir hatten zum Beispiel das Erlebnis, dass das auf der WD installierte iTunes sich partout nicht überreden lassen wollte von der SSD abzulassen und somit ein Ausschalten der Festplatte im Akkubetrieb verhinderte. Hier half nur eine Deinstallation.
Die Leistungsfähigkeit der SSD unterscheidet sich deutlich von der Festplatte und bietet mit 62,7 MB/s Durchsatz beim Lesen im Durchschnitt sehr hohe Werte. Deutlich geringer fallen da schon die Schreibraten mit durchschnittlich 25MB/s aus, die aber aufgrund des geringen zur Verfügung stehenden Speicherplatzes auch selten ins Gewicht fallen.
Im Gegensatz dazu liefert die 160GB Festplatte von Western Digital zwar geringere Durchschnittswerte beim Lesen (49,8 MB/s) liefert dieses Niveau dafür aber auch bei der Schreibtätigkeit und liefert so in der Praxis vor allem beim Datentransfer schnelleren Durchsatz.
Die zur Verfügung stehenden USB Schnittstellen lieferten im Test Übertragungsraten von 24MB/s und eine testweise eingesetzte SDHC Speicherkarte (SanDisk Extreme III/ 4GB) konnte im Cardreader mit 17,8 MB/s überzeugen.
PCMark 05 Standard | 1217 Punkte | |
Hilfe |
3DMark 05 Standard | 129 Punkte | |
Hilfe |
Geräuschemissionen
Mit einer gemessenen Lautstärkeentwicklung von 27,6 dB(A) bis 36,8 dB(A) ist das MSI Wind Netbook als leiser Zeitgenosse zu bezeichnen. Gerade im Akkubetrieb mit abgeschalteter Festplatte bleibt das Gerät fast dauerhaft geräuschlos. Aber selbst bei Festplattentätigkeit und maximaler Beanspruchung bleiben die gemessenen 35,4 dB(A) respektive 36,8 dB(A) aufgrund der Charakteristik sehr unaufdringlich und führen zu keinerlei Einschränkung.
Lautstärkediagramm
Idle |
| 27.6 / 32.3 / 33.1 dB(A) |
HDD |
| 35.4 dB(A) |
Last |
| 36.3 / 36.8 dB(A) |
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30 dB leise 40 dB(A) deutlich hörbar 50 dB(A) störend |
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min: , med: , max: (aus 15 cm gemessen) |
Temperatur
Die Temperaturentwicklung fällt aufgrund der geringen Leistungsaufnahme erwartungsgemäß vollkommen unauffällig aus. Während der Tastaturbereich ausgesprochen kühl bleibt, kann man lediglich im linken Unterbodenbereich eine handwarme Erwärmung feststellen.
(+) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 34.9 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 33.1 °C (von 21.6 bis 53.2 °C für die Klasse Netbook).
(+) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 36.9 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 36.6 °C).
(+) Die Handballen und der Touchpad-Bereich erreichen maximal 34.4 °C und damit die typische Hauttemperatur und fühlen sich daher nicht heiß an.
(-) Die durchschnittliche Handballen-Temperatur anderer getesteter Geräte war 29.3 °C (-5.1 °C).
Lautsprecher
Die integrierten Boxen reichen wie üblich für eine anspruchslose Hintergrundbeschallung aus. Fehlende Bässe und Mitten werden durch einen aufdringlichen Hochtonbereich ersetzt und vermitteln so wenig Klangvolumen. Die bessere Alternative sind hier separate USB-Lautsprecher oder eingestöpselte MP3 Kopfhörer.
Vorteil der Z530 CPU`s gegenüber den N270 Alternativen, ist vor allem die um 0,3 Watt geringere TDP von 2,2 Watt, die im Leerlauf von einer Absenkung des Multiplikators von 12x auf 6x profitiert und zudem eine zusätzliche Reduzierung der Leistungsaufnahme um 0,2 Watt bei Abschaltung der Hyper-Threading Funktion ermöglicht. In Verbindung mit dem US15W Poulsbo Chipsatz und der GMA500 Grafik gibt Intel eine System TDP von 4,3 Watt an. Der geringe Grundverbrauch bekommt einen hochkapazitiven Akku mit 57Wh zur Seite gestellt und macht das U115 zum rekordverdächtigen Langläufer.
Dementsprechend gering fallen die Werte der von uns ermittelten Leistungsaufnahme aus, die mit 7,4 W (inkl. Festplatte) im Minimum und 14 W im Maximum die hochentwickelte Genügsamkeit widerspiegeln. Nochmals halbiert wird der Stromverbrauch, wenn man im Akku-Betrieb über FN-Kombination die Festplatte ausschaltet. Da ermittelten wir rechnerisch einen Energieverbrauch von 3,4 Watt, wenn alle Stromsparmöglichkeiten genutzt werden.
Im Battery Eater Readers Test (maximal mögliche Laufzeit) erreichten wir so bei unterster Displayhelligkeit und abgeschalteter HD im Energiesparprofil „minimale Batteriebelastung“ sagenhafte 1016 min Laufzeit. Wie bereits erwähnt ist dies mit Einschränkungen hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Speicherkapazität verbunden. Mit zugeschalteter Festplatte erreichten wir immerhin noch 611 min und im praxisgerechteren W-LAN/ Browser Szenario noch 521 min Laufzeit. Beim Battery Eater Classic Test, der die minimal mögliche Laufzeit ermittelt, muss das Netbook volle Leistung bringen und erreicht dabei noch 303 min Netzunabhängigkeit.
Aus / Standby | 0.1 / 0.2 Watt |
Idle | 7.4 / 9.5 / 10.7 Watt |
Last |
11.9 / 14 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Derzeit nutzen wir das Metrahit Energy, ein professionelles TRMS Leistungs-Multimeter und PQ Analysator, für unsere Messungen. Mehr Details zu dem Messgerät finden Sie hier. Alle unsere Testmethoden beschreiben wir in diesem Artikel. |
Das MSI Wind Netbook geht einen erfreulich anderen Weg und bringt mit seiner Hybrid-Alternative eine willkommene Abwechslung im Netbookeinerlei. Weniger auf innovatives Design ausgerichtet hat man sich auf die inneren Werte konzentriert. Dabei verfolgt man konsequent das Ziel mobile Eigenschaften in den Vordergrund zu stellen und bietet so die Möglichkeit, bei etwas Einschränkung hinsichtlich Leistung und Speicherplatz, enorm lange Akkulaufzeiten zu erzielen. Ergänzt wird dies durch das uneingeschränkt outdoorfähige matte Display, das zudem über hohe Kontrastwerte verfügt.
Gepatzt hat MSI allerdings beim Displayscharnier, das selbst mit seiner Grundfunktion maßlos überfordert ist. Gerade Anwender die oft per Bahn unterwegs sind, könnte dies vom Kauf abhalten. Darüberhinaus verbesserungswürdig, aber weniger ein mögliches Ausschlußkriterium, sind die ungünstig positionierten USB-Ports die schnell zu Beeinträchtigungen in der Handhabung führen können.
Wer diese Fauxpas tolerieren kann, findet im MSI Wind U115 Hybrid Luxury ein ausgesprochen attraktives Langläufer-Netbook, das darüber hinaus mit einem sehr guten Outdoor-Display überzeugen kann.
Vielen Dank der Firma Notebook.de die uns freundlicherweise das Testgerät zur Verfügung gestellt haben. Hier können Sie das Gerät konfigurieren und auch kaufen.