Das Huawei TalkBand B6 erweist sich in unserem Praxistest als kleiner Alleskönner.
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Details
Gehäuse und Ausstattung –
Der erste Eindruck ist gut, hochwertig wirkt vor allem das Gehäuse aus mattem Edelstahl – ein ungewöhnlicher Werkstoff für ein Fitnessband. Die vorliegende Testversion ist die Sport-Edition mit einem Band aus Fluorkautschuk, alternativ gibt es eine Elite-Edition ganzheitlich aus Metall und eine Classic-Edition mit hellem oder dunklem Lederband.
Optisch hat das Talkband heute nichts mehr von Fitness-Trackern wie Samsungs Galaxy Fit2 oder dem Band 5 von Xiaomi. Bereits das zweite TalkBand gestaltete Huawei kantiger; seitdem ist die Basiseinheit einen ganzen Zentimeter länger geworden und auch etwas breiter und dicker. Insofern ist es vielleicht nicht nur designtechnisch gewollt, sondern auch der Dicke von heute 1,25 mm geschuldet, dass das 1,53-Zoll große gebogene Glasdisplay etwa 1 mm aus der Edelstahlbasis heraus ragt, wie auf den Bildern zu sehen.
Wenn Daumen und Zeigefinger die beiden seitlichen Schnelllösetasten betätigen, springt das Headset aus der Basis heraus, fällt aber dank einer Magnethaftung nicht zu Boden. Der Hall-Sensor im Headset löst gleichzeitig die Rufannahme aus. Zu den Sensoren zählt auch ein SpO2-Sensor, was fehlt, sind NFC und GPS. Geladen wird das Talk Band B6 über einen USB-C-Anschluss am Headset
Einrichtung und Bedienung
Für die Einrichtung braucht man die App Huawei Health, die es sowohl im Playstore als auch für das iPhone gibt. Wir haben das talk Band zuerst mit einem iPhone 12 Pro gekoppelt, später mit einem Honor V20. Das förderte einige Unterschiede zutage, die aber von anderen Huawei-Wearables teilweise bereits bekannt sind: Zunächst mal fehlt dem mit einem iPhone gekoppelten TalkBand die Remote-Steuerung für den Smartphone-Player. Den Fernauslöser für die Kamera bietet Huawei selbst unter Androiden nur in Verbindung mit einem Huawei- oder Honor-Smartphone, auf dem mindestens EMUI 8.1 installiert ist. Der Zyklus-Tracker für Frauen fehlt ebenso wie eine Warnfunktion bei zu niedriger Herzfrequenz und 10 Laufprogramme, die nur innerhalb der Android-App verfügbar sind. Außerdem müssen iPhone Besitzer mit sieben Varianten für das Zifferblatt Vorlieb nehmen, während die Android App bei Bedarf weitere aus dem Internet nachlädt. Was dem Huawei TalkBand B6 in allen Fällen fehlt, ist ein Always-On-Display.
Das Zifferblatt und weitere Informationen wie die Nachrichten, die das Smartphone überträgt, sind auf dem großen AMOLED sehr gut lesbar. Wie bei anderen Trackern gelangt man mit horizontalen Gesten zu Informationen wie der Herzfrequenz oder zum Wetter. Für einen schnellen Rufaufbau stehen als Widgets Kontakt-Favoriten und die Anrufliste zur Wahl.
Telefonie und Benachrichtigungen
Wenn das Huawei TalkBand B6 ein Gespräch signalisiert, lässt sich das Headset leicht heraus nehmen, indem man mit Daumen und Zeigefinger die beiden seitlichen Release-Knöpfe drückt. Damit nimmt man das Gespräch auch bereits an.
Nicht ganz so gut gelang es anschließend, das Headset zügig im Ohr zu verankern. Zwar besitzt der Ohrhörer einen kleinen Bügel, dank dem er auch bei längerem Tragen weder heraus rutscht noch belastet; Aufsatz und Bügel sind aber aus einem sehr weichen Material, das sich zusammendrückt, wenn man das Headset in das Band zurück steckt. Durch die fehlende Formstabilität dieses Materials findet es nicht immer auf Anhieb den richtigen Sitz.
Das talk Band unterstützt Bluetooth 5.2 und lässt sich zum Telefonieren auf Wunsch mit einem zweiten Telefon koppeln. Solange es mit diesen verbunden ist, erhält es vom Hauptgerät keine Benachrichtigungen. Die Entfernung zwischen Smartphone und Talkband kann laut Huawei auf einer Fläche ohne Hindernisse bis zu 150 m betragen. Für die Nutzung im Gebäude führt Huawei Laborergebnisse ins Feld, nach denen die Gesprächsqualität im Gebäude über eine Fläche von 100 m² und zwei dazwischen liegenden Wänden stabil bleibt. Das erfordert aber offenbar optimale Bedingungen und beim Endgerät die bestmögliche Hardware. In Tests mit einem iPhone 12 Pro und einem Google Pixel 3, die beide Bluetooth 5 an Bord haben, bewährte sich das Huawei-Headset kaum besser als andere Headsets – aber auch nicht schlechter, wenn man bedenkt, dass es sich hier um ein multifunktionales Headset handelt. Dreimal verlor das Headset im Test jedoch die Bluetooth-Verbindung. Das Smartphone war nicht allzu weit weg, aber doch zu weit, um es augenblicklich wieder zu verbinden. Die Gesprächsqualität ist in beide Richtungen gut. Vertikales Streichen erhöht oder reduziert während des Telefonats die Lautstärke – mit etwas Druck und wenn keine Haare im Weg sind.
Gesundheit und Fitness
In seiner Android-App schreibt Huawei zum TalkBand B6: "Das Band zur Verwaltung ihre Gesundheitsdaten kann auch als Bluetooth-Hörmuschel genutzt werden." Nett heißt das, das TalkBand ist in erster Linie ein Fitness-Tracker, dessen Qualität sich im Test auch bestätigte. Es protokolliert Standzeiten, Schritte sowie die daraus resultierenden Tageskilometer und erklommenen Etagen mit der gleichen Präzision wie andere Tracker von Huawei und profitiert wie diese von vorbildlich visualisierten Statistiken in derHuawei Health-App. In Verbindung mit einem Android Smartphone protokollieren Frauen ihren Zyklus und gewinnen einen Überblick über ihre fruchtbare Tage.
Herzfrequenz, Herzrhythmus und Blutsauerstoffsättigung
Nutzt man das TalkBand zusammen mit einem iPhone, entfällt nicht nur der Zyklus-Tracker sondern auch eine Warnfunktion für den Fall, dass die Herzfrequenz unter einen Schwellwert fällt, den man in der App hinterlegen kann. Das betrifft aber nur die Warnung und nicht die Herzfrequenz generell, die das TalkBand B6 auch in Verbindung mit dem iPhone rund um die Uhr aufzeichnet. Den Verlauf der Herzfrequenz und mutmaßlicher Stressmomente visualisiert sowohl das Talkband als auch die App anschaulich in Diagrammen.
Nicht automatisch rund um die Uhr sondern nur manuell misst das Huawei TalkBand B6 die prozentuale Sauerstoffsättigung des Blutes SpO2. Hier bestand zumindest im Testzeitraum ein Unterschied zur Huawei Watch Fit: Seit einem Update, das der Fitness-Tracker nach unserem Test erhielt, muss man die Blutsauerstoffsättigung nur noch tagsüber manuell erfassen, währen die Watch Fit sie nachts mittlerweile automatisch protokolliert.
Generell gilt eine Sättigung zwischen 90 und 100 % als nicht besorgniserregend. Fällt sie anhaltend darunter, kann dies ein Hinweis auf eine gesundheitliche Störung sein und Anlass, einen Arzt aufzusuchen. Die Messwerte des Talkbands haben wir mehrfach mit einem medizinisch zertifizierten Messgerät verglichen. Die maximale Abweichung betrug 2 Prozentpunkte, die durchschnittliche Abweichung lag bei 1,2 Prozentpunkten.
Schlafprotokoll
Auch wenn dem Talkband das nächtliche Messen der Blutsauerstoffsättigung fehlt, zeichnet der Tracker mit Hilfe der Huawei TruSleep-Algorythmen ein detailliertes Schlafprotokoll auf. Die App liefert Details zur ermittelten Schlaf- und Atmungsqualität und informiert über mögliche Verbesserungen. Das Diagramm spiegelt Wachzeiten, Phasen tiefen und leichten Schlafs sowie die dazwischen liegenden REM-Phasen (Rapid-Eye-Movement). Soweit nachvollziehbar, beispielsweise anhand der Einschlaf- und Aufwachzeiten, der Wachzeiten und eines gefühlt unruhigen oder ruhigen Schlafs stimmt die Qualität der Aufzeichnungen.
Trainingsaufzeichnung
Während das Huawei TalkBand B6 beim gesundheitlichen Tracking weitgehend dem Stand der übrigen Huawei Wearables entspricht, weisen die Sportfunktionen Lücken auf.
Das beginnt mit dem mageren Angebot an unterschiedlichen Sportarten: Neben Crosstrainer und Ruderergometer zählen dazu Gehen, Laufen und Radfahren, jeweils drinnen und draußen. Beim Wandern wählt man Gehen, für vieles andere bleibt nur der Modus Freies Training, denn weitere Differenzierungen beispielsweise für Yoga oder HIIT fehlen ebenso wie ein Schwimmprogramm. Dabei sollte man mit dem Huawei TalkBand B6 zwar nicht tauchen, aber durchaus Schwimmen können: Der Gehäuseschutz nach IP57 schließt Schäden durch Strahlwasser und bei zeitweiligem Einfachen in Wasser aus. Was das Band betrifft, empfiehlt sich mit diesem Vorhaben allerdings die Sport-Edition und nicht die Classic-Edition mit Lederband. Die Android-App bietet darüber hinaus 10 Laufkurse an, das iPhone hat in diesem Punkt ein weiteres Defizit.
Zudem hat das Talkband kein eigenes GPS. Beim Laufen, Wandern (Gehen) oder Radfahren zeichnet es die Route über A-GPS auf, also anhand des Smartphone-GPS. Das bedeutet nicht nur, dass man das Smartphone beim Joggen nicht zu Hause lassen kann, sondern ist auch störungsanfälliger: Verliert das TalkBand während der Aktivität die Verbindung zum Smartphone, so endet die Routenaufzeichnung. Im Test kam das vor. Zwar protokollierte das Talkband das Workout vollständig und ermittelte Parameter wie Entfernung und Geschwindigkeit anhand intelligenter Algorithmen realitätsnah. Die einmal unterbrochene Bluetooth-Verbindung baut es aber nicht selbstständig wieder auf und setzt dementsprechend auch die Routenaufzeichnung nicht fort.
Laufen und schnelles Gehen registriert eine automatische Trainingserkennung. Das Band vibriert nach etwa fünf Minuten und fragt nach, ob man die Aktivität als Indoor- oder Outdoor-Workout protokollieren möchte.
Nach einem Workout zeigt das Talkband die ermittelte maximale Sauerstoffaufnahme, bewertet den Trainingseffekt und gibt an, wieviele Stunden man dem Körper vor dem nächsten Training gönnen sollte, um sich zu erholen. Das Band speichert auch zurückliegende Trainingsdaten und -diagramme. Die App ergänzt sie um wöchentliche und monatliche Analysen.
Akkulaufzeit
Der 120 mAh-Akku hält im Praxistest durchschnittlich zwei Tage, bei geringer Nutzung knapp drei. Entscheidend ist vor allem, wie viel man das Headset zum Telefonieren verwendet, denn das verkürzt die Laufzeit erheblich: Huawei gibt eine reine Gesprächszeit von 8 Stunden an.
Beim Laden erreicht der Akku schon binnen 5 Minuten wieder 20 % seiner Kapazität, in einer halben Stunde über 90 %. Ab da verlangsamt sich der Prozess allerdings stark: Bis zur vollen Ladung dauert es letztlich knapp eine Stunde.
Fazit
Im Test erfüllte der Hybrid beide Aufgaben gut. Aber: Auf beiden Seiten zeigten sich Schwächen. Was das Headset betrifft, war die Gesprächsqualität gut, aber die erlebten Unterbrechungen verunsichern bei der Annahme wichtiger Gespräche, wenn das Smartphone nicht im gleichen Raum liegt.
Als Tracker für Gesundheit und Fitness leistet das TalkBand hervorragende Arbeit – wie die meisten Fitness-Tracker von Huawei, die allesamt auch von einer tollen Smartphone-App profitieren. Positiv ist auch die Integration des SpO2-Sensors im jüngsten TalkBand. Den Ansprüchen an einen guten Sport-Tracker wird das Band bedingt gerecht: Die Analysen sind gut. Die Bandbreite unterschiedlicher Sportarten ist allerdings gering.
Als Headset und Gesundheits-Tracker bewährt sich das Huawei TalkBand B6. Im sportlichen Bereich weist es ohne GPS und mit einer geringen Anzahl unterschiedlicher Sportmodi Schwächen auf.
In der Praxis gefiel das unkomplizierte Laden über ein USB-C-Kabel, das man unterwegs in der Regel auch mal von Freunden und Kollegen bekommt. Und noch ein subjektiver Eindruck zum Schluss: In der Hand gehalten wirkte das Band schwer; am Arm verlor sich der Eindruck aber schnell, und es trug sich trotz größerem Volumens fast ebenso leicht wie andere Fitness-Tracker.
Preis und Verfügbarkeit
Im Testzeitraum kam das günstigste Angebot im Rahmen einer Aktion von Huawei selbst: Für die Sport-Edition liegt die Einsparung im Online-Shop des Herstellers bei 50 Euro, für die anderen beiden bei 70 Euro. Wenn die Aktion endet, bieten sich Cyberport und Amazon an mit Preisen um 180 Euro zum Zeitpunkt des Testendes.
Preisvergleich
Alle weiteren Fotos und Bildschirmaufnahmen im Test: Inge Schwabe