EET SolMate im Test: Balkonkraftwerk-Speicher mit dynamischer Einspeisung ohne Smart Meter ↺
Marcus Schwarten 👁, ✓ Andrea Grüblinger Veröffentlicht am
Neben den großen und bekannten Herstellern wie EcoFlow, Zendure oder Anker Solix gibt es auch viele kleinere Anbieter von Speicherlösungen für Balkonkraftwerke. So wie EET aus Österreich, die mit dem SolMate eine innovative und interessante Lösung anbieten. Wir haben uns den PV-Speicher im Test genau angeschaut.
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Details
EET SolMate: 1,44 kWh im schicken Design
Bevor wir zu unseren Erfahrungen und Eindrücken aus unserem Praxistest des EET SolMate kommen, zunächst einige wichtige Informationen zum Produkt im Allgemeinen. Der EET SolMate hat einen 1,44 kWh großen LiFePO4-Akku samt integriertem Wechselrichter verbaut.
Über zwei XT60-Eingänge können bis zu vier Solarpanels (mit Y-Stecker) an den SolMate angeschlossen werden. Die maximale PV-Leistung gibt der Hersteller mit 2.000 Wp an, wobei jeder Eingang bis zu 44 V und 20 A verträgt. Im Test hatten wir zeitweise ein oder zwei Panels mit je 500 W angeschlossen.
Der Wechselrichter entspricht den deutschen Richtlinien und speist bis zu 800 W ins Hausnetz ein. Hierfür muss einfach nur das beiliegende Netzkabel auf der einen Seite am Speicher und auf der anderen Seite mit einer Schuko-Steckdose des Hauses verbunden werden.
Zudem bietet der EET SolMate auch eine eigene 230-V-Steckdose. Über diese können bis zu 1.000 W im Inselbetrieb bzw. als Notstrom abgegeben werden. Das bedeutet, dass auch Strom direkt aus dem Akku gezapft werden kann, ohne dass dieser mit einem Stromnetz verbunden ist. Dies kann in vielen Situationen praktisch sein, um direkt aus dem Speicher Strom zu beziehen, z. B. in einem abgelegenen Ferienhaus oder bei einem Stromausfall.
Laut Herstellerangaben ist der SolMate bei Temperaturen von -10 bis +60 °C einsetzbar. Bei einem „normalen“ Winter in Deutschland kann das Gerät also problemlos im Freien aufgestellt werden, wobei eisige Temperaturen für die Leistungsfähigkeit des Systems nicht sonderlich förderlich sind. Dank seines modernen und schicken Designs in weißer Farbe, fällt der Speicher optisch schick aus. Muss der 730 x 498 x 100 mm große Speicher irgendwo im Sichtbereich stehen, fällt er mit seiner hellen Farbe zwar auf, aber nicht unangenehm.
Installation des EET SolMate per App oder Web-Interface
Die Installation des EET SolMate, beim Hersteller Onboarding genannt, hat in unserem Test ohne große Probleme funktioniert. Zunächst muss das Gerät verkabelt und angeschlossen werden. Im Lieferumfang liegen die notwendigen Kabel (einschließlich einem XT60-Y-Kabel) bei.
Nachdem die Solarpanels und das Netzkabel auf der Rückseite in die entsprechenden Anschlüsse eingesteckt wurden, kann die Montage des Speichers erfolgen. Dieser kann wahlweise mit der Halterung an einer Wand aufgehängt oder mit dem Standfuß freistehend aufgestellt werden. Wir haben uns für zweite Variante entschieden. Der Speicher wird einfach rückseitig auf den Fuß aufgesteckt. Das sorgt allerdings für einen etwas wackeligen Stand.
Anschließend muss der SolMate noch eingerichtet werden. Dies kann wahlweise über die MySolMate App für Android bzw. iOS oder über eine Weboberfläche im Browser erledigt werden. Zum Start unseres Tests gab es noch Probleme mit der iOS-App, sodass wir die WLAN-Einrichtung im Browser eines iPhones durchführen mussten. Das ist mittlerweile behoben.
Die einzelnen Schritte mit Anmeldung und Verbindungsaufbau sind in der Anleitung sowie der Oberfläche gut in deutscher Sprache erklärt und nachfolgend in einigen Screenshots festgehalten.
Übersichtliche App mit Einspeise-Boost
Die SolMate-App bietet eine recht schlichte Oberfläche in einem hellen, übersichtlichen Design und hat aber alles an Bord, was man braucht.
Der linke Reiter „Energiefluss“ zeigt auf den ersten Blick, wie viel Energie die Solarpanels gerade produzieren, wie voll der Akku ist und wie viel Leistung ans Haus abgegeben wird. Zudem gibt es hier einen Boost-Button unten rechts in der Ecke. Mit ihm kann bei Bedarf kurzzeitig mehr Leistung für einen bestimmten Zeitraum eingespeist werden. So lässt sich manuell darauf reagieren, wenn beispielsweise der Herd eingeschaltet wird.
Unter dem Menüpunkt „Performance“ kann die Leistung der Anlage im Verlauf eingesehen werden. Die Grafik zeigt je nach Wunsch den Verlauf des aktuellen Tages, der letzten zwei, vier oder sieben Tage oder eines individuell festlegbaren Zeitraums. Leider gibt es hier keine Möglichkeit, nach links und rechts z. B. tageweise durch die Werte zu springen, um schnell einzelne Tage oder Wochen miteinander zu vergleichen.
Wer hier eine Zusammenfassung in Zahlen des jeweiligen Tages oder Zeitraums vermisst, um beispielsweise die erzeugten oder eingespeisten Kilowattstunden pro Tag, Woche oder Monat zu sehen, muss einen Reiter weitergehen. Unter „Meilensteine“ gibt es einen Überblick, wie viel Energie pro Tag, Woche, Monat, Jahr oder insgesamt bzw. in einem individuellen Zeitraum erzeugt wurde.
Ganz nett ist, dass dazu verschiedene Vergleiche gezogen werden. So zeigt die App an, wie viele Kilometer man mit den Werten mit einem E-Bike oder Auto hätte fahren können und wie viel CO2 (in der Menge von Bierflaschen) eingespart wurde. Zudem gibt die App an, wie viel Stunden Fernsehen, Smartphone laden oder Licht erzeugen mit dem aktuellen Ladestand im Schnitt möglich wäre. Auch virtuelle Trophäen gibt es zu gewinnen.
Der vierte Menüpunkt „Einstellungen“ dient der Konfiguration der Anlage. Hier lässt sich neben dem minimalen Akkustand, über den dann nicht hinaus entladen wird, vor allem die Einspeiseleistung auswählen. Diese kann sowohl statisch als auch anhand vorgegebener Profile wie „Gemütlicher Abend“ eingestellt werden.
Üblicherweise dürfte hier eine statische Einspeiseleistung eingestellt werden, wobei sich nicht nur ein, sondern zwei Werte festlegen lassen. Es kann somit ein Einspeisebereich mit Minimal- und Maximalwert festgelegt werden, in dem sich die ans Haus abgegebene Leistung des PV-Speichers bewegt. Womit wir zur Besonderheit des EET SolMate kommen…
Die Besonderheit: Verbrauchsgesteuerte Einspeisung ohne Smart Meter
Der Solarspeicher von EET kann nicht nur statisch einen Wert einspeisen, wie es bei vergleichbaren Systemen ohne Smart-Meter- oder Smart-Plug-Anbindung der Fall ist. Ein eigenes Smart Meter oder eine Anbindung an beispielsweise Shelly (kommt in Kürze) bietet der SolMate aber auch (noch) nicht. Stattdessen misst das System eigenständig den Stromverbrauch des Hauses und passt die Einspeiseleistung dynamisch innerhalb der angegebenen Grenzen an, verspricht der Hersteller.
Möglich macht dies die NetDetection-Funktion des EET SolMate. Über diese soll das System den aktuellen Stromverbrauch auf der einen Phase (von normalerweise drei), an der es angeschlossen ist, auslesen können. So kann die Einspeiseleistung in Echtzeit und ohne Smart Meter direkt an den eigenen Stromverbrauch angepasst werden – zumindest theoretisch.
In unserem Praxistest hat dies zwar grundsätzlich funktioniert, sprich das System hat auf eingeschaltete Verbraucher reagiert und die Einspeiseleistung erhöht, allerdings ist die Reaktion oft sehr träge und auch nicht sonderlich genau. Wurde beispielsweise ein Föhn auf der gleichen Phase mit über 1.000 W eingeschaltet, hat das System bei uns die Einspeisung auf bis zu 650 W (bei eingestelltem Maximum von 800 W) hochgeregelt.
So richtig zuverlässig und genau hat die dynamisch angepasste Einspeisung am Ende also nicht funktioniert. Sie kann hinsichtlich der Genauigkeit bei weitem nicht mit einem per Smart Meter gesteuerten PV-Speicher mithalten, was mehrere Gründe hat:
Zum einen kann das System nur Lastabwürfe bzw. Schaltvorgänge erkennen. Es reagiert also nur, wenn ein Verbraucher ein- bzw. ausgeschaltet wird. Geräte im Dauerbetrieb, wie beispielsweise ein Router, können somit nicht erkannt werden. Sie müssen über den minimalen Einspeisewert quasi mit abgefangen werden. Sprich: Man sollte sich vorher einen Überblick verschaffen, wie hoch der Standby-Verbrauch des Haushaltes durch dauerhaft laufende Verbraucher ausfällt.
Zum anderen tastet der SolMate eben nur eine Phase ab. In der Regel hat ein Haushalt drei Phasen, sodass eben nur ein Teil des aktuellen Stromverbrauchs erfasst werden kann. Hier kann zwar etwas hochgerechnet bzw. auch über die manuell eingestellten Werte versucht werden, den Komplettverbrauch des Hauses besser abzudecken, insgesamt ist das System allerdings deutlich limitierter als eine direkte Ansteuerung per Smart Meter.
Außerdem hat uns der Hersteller bestätigt, dass das System sehr defensiv eingestellt ist. Es soll unter allen Umständen verhindert werden, dass Energie vom Haushalt ungenutzt ins Stromnetz abgegeben wird, was per se ein guter Ansatz ist. Wird der Minimalwert nicht zu hoch eingestellt, soll der EET SolMate also verhindern, dass eigens produzierte Solarenergie nicht eingespeist wird – es sei denn, der Akku ist voll und die aktuelle Solarproduktion liegt über dem aktuellen Verbrauch. Das hat in unserem Praxistest allerdings auch nicht immer zu 100 Prozent zuverlässig funktioniert, zumindest auf eine Phase betrachtet.
Voraussetzung für den Einsatz ist außerdem, dass die Entfernung bis zum Hausnetz nicht zu groß ist. Zunächst war der Speicher bei einem Gartenschuppen mit rund 20 m Kabellänge zum Haus installiert. Hier erfolgte keine Auslesung der Phase, sondern nur eine statische Einspeisung. Nachdem der Speicher direkt am Haus angeschlossen wurde, klappte es besser. Es hängt also auch von den Umständen am Einsatzort ab.
Dennoch ist die Lösung von EET spannend. Zum einen handelt es sich mit seinen 1,44 kWh um ein recht kleines System. Das bedeutet, dass in der Praxis ohnehin nicht alle Phasen abgedeckt werden müssen, um die relativ überschaubare Menge an Energie möglichst sinnvoll zu nutzen. Zum anderen ist es eine Lösung, die zumindest im Ansatz wie mit einem Smart Meter funktioniert, und damit interessant für Haushalte, bei denen kein Smart Meter installiert werden kann bzw. soll oder die die Kosten für einen Elektriker sparen möchten.
Fast 90 Prozent der Energie nutzbar, aber keine Nulleinspeisung
In der Praxis konnten wir aus dem 1,44 kWh großen und komplett vollgeladenen Akku 1,15 kWh mit einer eingestellten Dauerleistung von 200 W herausholen, bevor dieser nach rund sechs Stunden die eingestellte Grenze von 10 Prozent erreicht hatte. Rechnen wir dies hoch, sind gut 88 Prozent der gespeicherten Energie nutzbar. Der Rest wird für den Betrieb des Systems benötigt. Im Vergleich zu anderen Herstellern ist dies ein solider Wert. Die gemessene Einspeiseleistung stimmte bis auf minimale Abweichungen mit den Angaben in der App überein.
Die Einspeisung des Systems ließ sich ohne das Ziehen des Netzsteckers nicht komplett deaktivieren. Werden beide Regler für die Einspeiseleistung auf 0 W geschoben, wurden im Test immer noch einige Watt (bis zu 35 W) ins Haus eingespeist. Das ist in der Praxis zumeist aber nicht weiter tragisch, da wohl jeder moderne Haushalt diesen Wert dauerhaft verbraucht.
Interessant ist, dass sich der EET SolMate mit Amazon Alexa verbinden lässt. Mit dem Befehl "Alexa, mein Energiespeicher" wird die SolMate-Applikation gestartet, wenn diese zuvor aktiviert und über die Alexa- und die MySolMate-App mit dem gleichen Konto verknüpft wurde. Dann lässt sich per Sprachbefehl der aktuelle Status abfragen sowie der Boost starten und stoppen, was in der Praxis zuverlässig funktioniert hat. Weitere Möglichkeiten für eine Anbindung ans Smart Home gibt es bisher leider nicht.
Pro
+ einfache Einrichtung
+ automatische Erkennung des Stromverbrauchs
+ übersichtliche App
+ Steckdose für Intelbetrieb/Notstrom
+ 2.000 Wp für Solarpanels
Contra
– NetDetection funktioniert nur mit einer Phase
– relativ träge Reaktionen
– keine Vernetzung (außer Alexa)
– teurer als Konkurrenzprodukte
EET SolMate Test-Fazit: Innovativer PV-Speicher mit Einschränkungen
Insgesamt ist der EET SolMate Speicher für Balkonkraftwerke und kleine PV-Anlagen eine interessante Lösung – vor allem durch die dynamische Einspeisung. Dies hat in der Praxis zwar nicht so gut funktioniert, wie wir es uns gewünscht hätten und wie es bei anderen Herstellern mit Smart-Meter-Anbindung der Fall ist, es ist aber auf jeden Fall effizienter als bei „dummen“ Systemen, die nur statisch einen Wert einspeisen.
Aufbau und Einrichtung des EET SolMate sind schnell und einfach erledigt. Die MySolMate App ist funktional und bietet nützliche Funktionen wie den Boost, die mit Smart-Meter-Anbindung bzw. 3-Phasen-Überwachung allerdings gar nicht notwendig wäre. Praktisch ist auch die Steckdose am Speicher, über die im Notstrom-/Inselbetrieb bis zu 1.000 W abgegeben werden können.
Insgesamt hat der qualitatitv hochwertig verarbeitete EET SolMate im Test einen mehr als soliden Eindruck hinterlassen. Er ist vor allem für jene Haushalte eine interessante Lösung, die eine einfach einzurichtende, aber dennoch smarte Lösung suchen und kein Smart Meter installieren wollen bzw. können.
Allerdings gibt es auch ein paar Einschränkungen. Unter anderem ist das System nicht erweiterbar. Die 1,44 kWh sind zwar für kleine Balkonkraftwerke schon nicht schlecht. Wer aber später aufrüsten möchte, hat hier im Vergleich zu modularen Systemen wie von Zendure oder Anker Solix keine Möglichkeit. Um beispielsweise einen Großteil der Tagesproduktion eines Balkonkraftwerkes zwischenzuspeichern, um diesen abends nach der Heimkehr von der Arbeit zu nutzen, langt die Größe zumindest im Sommer in der Regel nicht.
Preis und Verfügbarkeit von EET SolMate
Der EET SolMate PV-Speicher ist mit einer UVP ab 1.395 Euro im Vergleich zu anderen Herstellern relativ teuer, was auch der Amortisation nicht gerade zuträglich ist. So bekommt man beispielsweise bei der Anker Solix Solarbank 2 Pro erweiterbare 1,6 kWh für 1.199 Euro UVP oder den Zendure AIO 2400 mit deutlich größeren 2,4 kWh für 1.799 Euro UVP. Dafür handelt es sich bei EET aber auch um ein lokales Unternehmen aus Österreich und nicht aus Asien oder den USA.
Erhältlich ist EET SolMate direkt beim Hersteller, optional auf Wunsch auch im Bundle mit Solarpanels.
Transparenz
Das vorliegende Testmuster wurde dem Autor vom Hersteller oder einem Shop zu Testzwecken leihweise zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Leihstellers auf den Testbericht gab es nicht, der Hersteller hat keine Version des Reviews vor der Veröffentlichung erhalten. Es bestand keine Verpflichtung zur Veröffentlichung.