Am Acer TravelMate P6 14 AI, das wir kürzlich im Test hatten, fällt ein besonderer Aufkleber auf. TCO Certified steht auf dem etwas schief geklebten Sticker. Dabei handelt es sich um ein globale Nachhaltigkeitszertifizierung. Auf Acers Produktseite zum TravelMate findet man unter dem Punkt Nachhaltigkeit zudem die Begriffe Epeat und PCR. Sucht man etwas weiter, lässt sich zudem ein Product Carbon Footprint Dokument (PDF) zum TravelMate P6 finden.
Bei den vielen Öko-Begriffen kann man sich als Käufer schnell mit der Herausforderung konfrontiert sehen, ob es sich dabei um echte Nachhaltigkeitsbemühungen handelt oder um „Greenwashing“. Acer verfolgt mit der Earthion-Initiative zumindest das Ziel, bis 2050 komplett ohne CO₂-Emissionen auszukommen und bereits 2035 100 % Strom aus erneuerbaren Energien zu beziehen. Trotzdem wollen wir das Thema Nachhaltigkeit hier genauer beleuchten.
PCR - Wiederverwendeter Kunststoff
Acer setzt beim TravelMate P6 14 teilweise auf PCR-Kunststoff. Die Abkürzung steht für "Post-Consumer Recycled" und bezeichnet Material, das aus recyceltem Haushaltsmüll wie alten Joghurtbechern oder Plastikflaschen hergestellt wird.
Die Verwendung dieses recycelten Materials schont nicht nur Ressourcen, sondern hilft auch dabei, Müllberge zu reduzieren. Beim TravelMate bestehen der innere Displayrahmen und das Gehäuse des Netzteils aus diesem umweltfreundlicheren Kunststoff. Bezogen auf die Gesamtmasse des Laptops handelt es sich laut TCO-Zertifikat um etwa 3 % PCR-Kunststoff.
EPEAT und TCO Certified Das steckt hinter den Nachhaltigkeitssiegeln
Im Dschungel der Nachhaltigkeitszertifizierungen für Elektronik stechen zwei Labels besonders hervor: EPEAT und TCO Certified. Beide haben das Ziel, umweltfreundlichere und sozial verantwortungsvollere Produkte kenntlich zu machen, setzen ihre Schwerpunkte aber unterschiedlich.
Das Electronic Product Environmental Assessment Tool (kurz EPEAT), wird vom Global Electronics Council (GEC) verwaltet. Das Siegel bewertet Produkte über ihren gesamten Lebenszyklus – von der Materialauswahl und Lieferkette über den Energieverbrauch im Betrieb bis hin zur Langlebigkeit und dem Recycling am Ende der Nutzungsdauer. Die Bewertung erfolgt in einem dreistufigen System: Bronze, Silber und Gold. Um überhaupt gelistet zu werden, müssen Hersteller eine Reihe von Pflichtkriterien erfüllen. Für die höheren Stufen, Silber und Gold, müssen zusätzlich optionale Kriterien erfüllt werden. Das System basiert auf einer Selbstauskunft der Hersteller, die durch ein unabhängiges Kontrollorgan stichprobenartig überprüft wird.
TCO Certified geht einen etwas anderen Weg und legt traditionell einen stärkeren Fokus auf die soziale Verantwortung in der Lieferkette, die Ergonomie und die Gesundheit der Nutzer. Die neueste Generation des Siegels, TCO Certified Generation 10, verschärft die Anforderungen in Bereichen wie der Reduzierung gefährlicher Substanzen und fördert aktiv die Kreislaufwirtschaft, indem es Aspekte wie Reparierbarkeit und die Verfügbarkeit von Ersatzteilen stärker gewichtet. TCO führt zudem strengere und häufigere unabhängige Überprüfungen der Produktionsstätten durch.
Mit einem Epeat-Gold-Status und dem TCO-Zertifikat macht Acer deutlich, dass man sich der Verantwortung für Umwelt, Klima und Menschen bewusst ist. Allerdings zeigen beide auch einige Verbesserungsmöglichkeiten auf. Epeat stellt etwa, ebenso wie wir, fest, dass es keine öffentlich zugänglichen Wartungsanleitungen für das TravelMate P6 gibt. Auch Wartung und Reparaturen tragen erheblich zur Nachhaltigkeit bei.
Product Carbon Footprint (PCF) verstehen
Neben den Siegeln legen immer mehr Hersteller auch einen Product Carbon Footprint (PCF), also einen CO₂-Fußabdruck für ihre Produkte, vor. Dieses Dokument beziffert die gesamten Treibhausgasemissionen, die über den gesamten Lebenszyklus eines Geräts anfallen.
Für das Acer Travelmate P6 (TMP614-54) wird ein Wert von 320 Kilogramm CO₂-Äquivalenten ausgewiesen. Acer gibt jedoch eine erhebliche Unsicherheit von ± 66 kg an. Diese Spanne verdeutlicht, dass es sich um eine komplexe Schätzung handelt und nicht um einen exakten Messwert. Faktoren wie schwankende Daten aus der Lieferkette oder unterschiedliche Annahmen zur Stromerzeugung bei der Produktion fließen hier mit ein.
Wenig überraschend entfällt der Löwenanteil der Emissionen mit 89 Prozent auf die Herstellung. Ein genauerer Blick in das Dokument zeigt, welche Bauteile besonders ressourcenintensiv sind. Bildschirm und verbaute SSD tragen den größten CO₂-Rucksack mit sich, gefolgt von der Hauptplatine (Mainboard).
Diese Aufschlüsselung ist interessant, zeigt aber vorwiegend dem Hersteller, wo in der Herstellung ein hohes Einsparpotenzial ist. Denn wie Acer selbst im PCF-Dokument schreibt, eignen sich die ermittelten Werte nicht für den Vergleich von Laptops.
Das Gesamtbild zählt
Ein einzelnes Siegel oder eine CO₂-Zahl allein zeichnen noch kein vollständiges Bild der Nachhaltigkeit. Eine aussagekräftige Bewertung entsteht erst im Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Man muss prüfen, wie ein Gerät bei EPEAT abschneidet, welche Kriterien von TCO Certified ebenfalls erfüllt werden und was die Detailaufschlüsselung des CO₂-Fußabdrucks (PCF) über die Schwachstellen und die daraus abgeleiteten Maßnahmen des Herstellers verrät. Die eigentliche Geschichte steckt oft in den Lücken und Überschneidungen dieser verschiedenen Nachweise.
Wie vor allem das PCF-Dokument unseres Testgeräts zeigt, ist es vorwiegend eine lange Nutzungsdauer, die ein nachhaltiges Gerät ausmacht. Schließlich sind es etwa 285 kgCO₂e, die bei der Herstellung des Laptops verursacht werden. Für die Nutzung des Laptops veranschlagt Acer dagegen nur 22,4 kgCO₂e. Wobei hier eine Nutzungsdauer von fünf Jahren angesetzt ist.
Daher sehen wir hier die fehlenden Wartungsanleitungen beim Acer TravelMate P6 14 als besonders enttäuschend, da ohne regelmäßige Wartung eine solche Betriebsdauer kaum zu erreichen ist.




