Google hat im Juni sein Ziel, bis 2030 Netto-Null-Emissionen zu erreichen, von seiner Website entfernt. Die entsprechende Seite „Nachhaltig wirtschaften” wurde in „Unsere Betriebsabläufe” umbenannt. Das Netto-Null-Versprechen ist nun nur noch im Anhang von Googles jüngstem Umweltbericht zu finden, nicht mehr als zentraler Slogan auf der Website.
Der kanadische National Observer hat die Änderung als Erster bemerkt und die Bearbeitungen in der Historie der Seite verfolgt. Dies ist eine bemerkenswerte Kehrtwende von der Zusage, die Google-CEO Sundar Pichai 2020 gegeben hat: Er wollte seine Betriebe bis 2030 rund um die Uhr mit kohlenstofffreier Energie betreiben. Das Unternehmen behauptet weiterhin, Netto-Null-Emissionen in allen Betriebsabläufen und in der gesamten Wertschöpfungskette bis 2030 anzustreben.
Es meldet einen Rückgang der Rechenzentrumsemissionen um 12 Prozent allein im Jahr 2024. Die Seite zur Nachhaltigkeit der Rechenzentren verweist zwar immer noch auf das Netto-Null-Ziel für 2030, die Formulierung wurde jedoch geändert, sodass es eher wie ein „Moonshot” (ein ehrgeiziges, aber unsicheres Ziel) und weniger wie eine Garantie klingt.
Googles Stromverbrauch stieg 2024 um 26 Prozent auf 32,2 Terawattstunden – das ist mehr als der Jahresverbrauch Irlands – angetrieben durch die Inbetriebnahme neuer Rechenzentren. Durch den Wettlauf um die KI stiegen die unternehmensweiten Treibhausgasemissionen im Jahresvergleich um 48 Prozent. Eine einzelne Gemini-Chat-Nachricht verbraucht etwa 0,24 Wattstunden, was die Skalierung des Stromverbrauchs mit der Nutzung verdeutlicht.
Laut Schätzungen von McKinsey müssen weltweit bis 2030 6,7 Billionen US-Dollar in die Deckung der Rechenleistung investiert werden, wobei KI-Rechenzentren allein 5,2 Billionen US-Dollar benötigen und potenziell bis zu 70 Prozent des neuen Strombedarfs verursachen werden. Es wird erwartet, dass Rechenzentren in den USA bis 2030 einen Anteil von zwölf Prozent an der nationalen Stromlast erreichen werden.
Analysten sehen eine „Klimastrategie-Krise“ im gesamten Sektor: Der sprunghaft ansteigende Energiebedarf macht Reduktionsziele ohne glaubwürdige Umsetzungswege bedeutungslos. Auch politische Fragen spielen eine Rolle: Die Haltung der Trump-Regierung zu Klimainitiativen und ihr Werben für „unglaublich saubere” Kohle erschwert die Kommunikation von Unternehmenszielen. Ob Googles Kehrtwende von anderen großen Tech-Unternehmen übernommen wird, bleibt abzuwarten, da Microsoft und Amazon in ihren jüngsten Berichten Netto-Null weiterhin als vorrangiges Ziel anführen.
Quelle(n)
National Observer (auf Englisch)













