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Machbarkeitsstudie: Magnetbahn (TSB) nahe Stuttgart würde sich lohnen

Rendering eines TSB-Maglev für den Raum Stuttgart. (Bildquelle: Projectone Designstudio Dornbirn Austria/Landkreis Böblingen)
Rendering eines TSB-Maglev für den Raum Stuttgart. (Bildquelle: Projectone Designstudio Dornbirn Austria/Landkreis Böblingen)
Lange wurde der Bau einer Bahnverbindung zwischen Nagold und Herrenberg nahe Stuttgart untersucht. Das Ergebnis: Das Magnetschwebebahnsystem Transport System Bögl wäre die beste Technik, knapp vor einer Mehrsystem-Stadtbahn. Nun werden Prüfschritte für eine vertiefende Untersuchung vorgeschlagen. Die Magnetbahn ist nur knapp vorne, kann aber öfter fahren.

Bereits seit November 2025 steht fest, dass der Bau einer Magnetschwebebahntrasse zwischen den Orten Nagold und Herrenberg deutlich wirtschaftlicher ist, als andere Verkehrssysteme. Das geht aus einer Berichtsvorlage vom 1. Dezember 2025 der Stadt Böblingen hervor. Die Untersuchung wurde bereits im Jahr 2022 in Auftrag gegeben und sollte insbesondere auch das Transportsystem Bögl (TSB) mit anderen Systemen vergleichen. Erstmals untersucht wurde das Vorhaben bereits im Jahr 1904, wie es in der ersten Berichtsvorlage von 2023 heißt

Das ist etwa zwei Jahre, nach dem Auftrag einer vielversprechenden TSB-Machbarkeitsstudie für den Flughafen München. Hier jedoch als klassischer People Mover. Während man für München etwas über zwei Jahre für die zweiteilige Trockenübung brauchte, waren es in Stuttgart nun etwas über drei Jahre. Das Ergebnis: Das Transportsystem Bögl kommt auf einen Nutzen-Kosten-Indikator von 1,19. Der Nutzen wird also höher bewertet als die Kosten.

TSB: Magnetbahn nur mit zusätzlichen Haltestellen sinnvoll

Es gibt aber eine Einschränkung. Das TSB kommt nur auf einen NKI von 1,19, wenn etwas mehr gebaut wird. Es braucht zusätzliche Haltestellen zur Feinerschließung im Nagoldtal (Rötenbach, Nagold Bahnhof, Stadtmitte, Steinberg und Iselshausen), wie es in der Vorlage heißt. Gleichzeitig steigt die Reisezeit von 11 auf 14 Minuten für die Strecke zwischen Nagold und Herrenberg, da die Strecke im Bogen nördlich in den Bereich Nagold hereingeführt wird.

Damit steigen die Gesamtkosten deutlich, auch wenn dadurch der Nutzen erhöht werden kann. Statt rund 200 Millionen Euro für die kurze TSB-Verbindung wären dann rund 290 Millionen Euro inklusive der Naherschließung rund um Nagold fällig.

Das liegt unter anderem an "Nachteilen", wie zusätzlichen Fahrgästen, die längere Fahrzeuge benötigen. Die letzten drei Szenarien für das TSB in München, Berlin und Nürnberg zeichneten sich durch einen enormen Sparzwang aus. Insbesondere in Berlin wollte man ursprünglich deutlich unter 100 Millionen ausgeben, jenseits einer sinnvollen Umsetzung

Ohne diese zusätzliche Investition in bessere Fahrzeuge und zusätzliche Haltestellen würde das TSB allerdings nur einen NKI von 0,93 erreichen und wäre damit typischerweise nicht förderfähig. 

Eine Stadtbahn als Alternative

Auf Platz zwei mit einem NKI von 1,14 wäre dann das System Rad-Schiene. Zwischen Nagold und Herrenberg müsste das System Stadtbahn zum Einsatz kommen (U-Bahnen in Frankfurt am Main oder im Raum Düsseldorf, die hochflurige Straßenbahnfahrzeuge sind). Es sind also Straßenbahnähnliche Fahrzeuge. Aber auch hier gibt es einen Knackpunkt. Die reguläre Verbindung mit einer Fahrzeit von 16 Minuten würde nur einen NKI von 0,66 ergeben. Erst mit einer Fortführung der Stadtbahn nach Tübingen würde der NKI von 1,14 erreicht werden. Die Kosten wären mit rund 230 Millionen Euro niedriger als beim TSB.

Dafür braucht es dann Mehrsystemfähige Fahrzeuge, die auch auf den Schienen der Deutschen Bahn fahren können. Das kennt man etwa von dem Straßenbahn-/Stadtbahn-/S-Bahn-System Karlsruhe oder auch der Saarbahn. Laut dem Bericht kann der NKI eventuell noch gesteigert werden, da man nun heraugefunden hat, dass eine Durchbindung auf die Gleise der Deutschen Bahn deutliche Vorteile hat. Es sollen also weitere Verbindungen untersucht werden.

S-Bahnen sind zu teuer und brauchen Tunnel

Klassische S-Bahnen stehen hingegen nicht gut da. Die benötigen aufwendige Tunnelbauwerke auf der Strecke, was die Kosten in die Höhe treibt. Alle drei untersuchten Szenarien sind deutlich unter einem NKI von 1,0. Für die S-Bahn werden übrigens Kosten zwischen 320 und 550 Millionen Euro genannt. 

Stadtbahnfahrzeuge können hingegen sehr enge Kurven fahren, was im Nagoldtal vermutlich von Vorteil wäre. Die Magnetbahn TSB profitiert zusätzlich von hohen Beschleunigungswerten, dem Neigen in Kurven (Fahrbahnüberhöhung) für schnelle Fahrten auf der aufgeständerten Strecke und guten Steigfähigkeiten. Dank des autonomen Betriebs wird zudem ein 15-Minuten-Takt in der Hauptverkehrszeit angedacht, was für die Region ein recht gutes Angebot wäre. Die Stadtbahn würde hingegen nur alle 30 Minuten fahren. Es ist anzunehmen, dass die vorgesehene Infrastruktur dann auch nicht mehr hergibt.

Da die Bundesregierung die Förderung von Magnetbahnen in Aussicht gestellt hat – noch ist das nicht möglich – wäre das Projekt prinzipiell wie Schienenverbindungen förderfähig. In der Berichtsvorlage wird aber noch darauf verwiesen, dass es bisher keine Erfahrungen mit dem Betrieb eines TSB gibt.

Aktuell gibt es vom TSB nur eine Teststrecke im Sengenthal (Openrailwaymap) und eine Teststrecke in Chengdu, China (Openrailwaymap). China plant zudem eine TSB-Anwendungsstrecke zu bauen. Die Verträge sind bereits unterzeichnet. Eine Umsetzung des TSB zwischen Nagold und Herrenberg wäre erstmals eine Planung in Deutschland, bei der die Systemvorteile des TSB tatsächlich zur Geltung kommen würden.

Der zuständige Arbeitskreis in Böblingen hat nun abschließend festgestellt, dass weitere Prüfungen für die beiden aussichtsreichen Varianten nötig sind. Insbesondere bei der Integration in Nagold besteht noch Klärungsbedarf. Sobald mit den Prüfschritten vorhandene Unklarheiten geklärt wurden, kann eine Empfehlung für eine vertiefende Machbarkeitsuntersuchung ausgesprochen werden.

Max Bögl könnte das TSB übrigens sogar selber betreiben. Mehr Informationen dazu und auch eine Kurzanalyse der TSB-Strecke in Nürnberg mit ihren Sparzwängen finden sich in unserem Hintergrundartikel: TSB darf Magnetbahnstrecken betreiben – doch ist das realistisch?

Systemvergleich. (Bildquelle: Landkreis Böblingen)
Systemvergleich. (Bildquelle: Landkreis Böblingen)
Streckenführung TSB mit Naherschließung Nagold. (Bildquelle: Landkreis Böblingen)
Streckenführung TSB mit Naherschließung Nagold. (Bildquelle: Landkreis Böblingen)
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Autor: Andreas Sebayang, 14.12.2025 (Update: 14.12.2025)