Neue Hoffnung für Millionen: Augentropfen statt Lesebrille

Presbyopie – also altersbedingte Weitsichtigkeit – betrifft fast alle Menschen ab Mitte 40, kann aber schon deutlich früher auftreten. Bislang greifen Betroffene meist zu Lesebrillen oder Kontaktlinsen. Einige lassen sich sogar operieren. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat nun den Weg für ein alternatives Mittel gegen Altersweitsichtigkeit freigemacht.

Mit den Augentropfen Vizz von Lenz Therapeutics sollen Millionen Menschen ihre Lesebrille zumindest zeitweise beiseite legen können. Die Lösung mit dem Wirkstoff Aceclidin verengt gezielt die Pupille, erzeugt dadurch den sogenannten Pinhole-Effekt und steigert so die Sehschärfe. Laut Hersteller setzt die Wirkung innerhalb von rund 30 Minuten ein und hält bis zu zehn Stunden an. Mit Produkten wie Vuity von AbbVie/Allergan gibt es schon vergleichbare Arzneimittel auf dem Markt. Fizz soll jedoch einen entscheidenden Vorteil bieten, indem es sich im Gegensatz zu Vuity nicht auf die Weitsicht auswirkt. Zudem fällt die Wirkdauer höher aus. Während die Wirkung von Vuity 4 bis 6 Stunden anhält, soll Fizz bis zu 10 Stunden vorhalten.

Signifikante Ergebnisse bei geringen Nebenwirkungen

Die FDA-Zulassung basiert auf drei Phase-III-Studien mit insgesamt über 680 Probanden und mehr als 30.000 Behandlungstagen. In den Wirksamkeitsstudien CLARITY-1 und CLARITY-2 verbesserten sich die Nahsehfähigkeiten signifikant. Die Langzeitstudie CLARITY-3 bestätigte eine gute Verträglichkeit über sechs Monate hinweg. Häufigste Nebenwirkungen waren milde und vorübergehende Reizungen am Auge, gedämpftes Sehen bei schlechten Lichtverhältnissen, Kopfschmerzen und Rötungen.

Bei wem wirken die Augentropfen?

Eine konkrete Empfehlung dazu, in welchem Dioptrienbereich Vizz wirkt, gibt es nicht. Auf Reddit hat sich ein Augenarzt zu Wort gemeldet, und wies darauf hin, dass die Wirksamkeit bei Presbyopie im frühen Stadium am besten ausfällt – etwa zwischen 45 und 55 Jahren. Außerdem erwähnte der Ophthalmologe, dass der Effekt bei schlechten Lichtverhältnissen begrenzt ist, weil die Pupillen verengt bleiben.

US-Markteinführung Ende des Jahres, möglicherweise hohe Kosten

Den Studienergebnissen zufolge könnte Vizz vielen Menschen das Tragen einer Brille ersparen. In den USA sollen erste Musterexemplare ab Oktober 2025 an Ärzte gehen, der Marktstart ist für Ende des Jahres geplant. Für Europa, wo die Vermarktung über den Partner Théa erfolgen soll, gibt es noch keinen konkreten Zeitplan. Die Kosten könnten allerdings ein Hindernis sein. Das ausschließlich in den USA erhältliche Vuity kostet bis zu 100 US-Dollar pro Monat und wird nicht von Versicherungen übernommen. Vergleichbare Konditionen sind auch bei Vizz denkbar.