Das italienische Unternehmen Captery Technology, das sich über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter finanziert, kündigte die Captery Ultra an, eine Energiespeicherlösung in den gängigen Formfaktoren AA und AAA. Im Zentrum dieser Neuentwicklung steht der Einsatz von Superkondensator-Technologie anstelle der heute marktbeherrschenden chemischen Speicher wie Lithium-Ionen (Li-Ion) oder Nickel-Metallhydrid (NiMH).
Technische Spezifikationen und Kritikpunkte
Laut Herstellerangaben auf Kickstarter zeichnet sich die Captery Ultra durch eine vollständige Wiederaufladung in lediglich 160 Sekunden aus. Dieser Geschwindigkeitsvorteil ist systembedingt: Da Superkondensatoren Energie elektrostatisch und nicht chemisch speichern, erlauben sie erheblich höhere Lade- und Entladeströme. Die beworbene Zyklenfestigkeit erstrecke sich über „mehrere Jahrzehnte“, da die physische Speichermethode die für chemische Akkus typische Degradation praktisch eliminiere.
Ein wesentlicher Unterschied zu Standard-Zellen liegt in der Nennspannung: Die Captery Ultra erreicht eine Spannung von 3,2 V. Das Startup bietet daher eine spezielle Brückenschaltung an, den sogenannten „Bridge-Adapter“, der es ermöglichen soll, die Zelle in Geräten zu betreiben, die üblicherweise zwei 1,5-V-Batterien benötigen. Dies impliziert, dass die 3,2-V-Zelle als Ersatz für zwei in Serie geschaltete 1,5-V-Zellen dient, was jedoch eine Reduzierung der benötigten Zellenanzahl pro Gerät erfordert.
Kritisch zu hinterfragen ist die Energiedichte dieser Superkondensator-Batterien. Traditionelle Superkondensatoren weisen zwar eine exzellente Leistungsdichte (schnelle Energieabgabe) und Lebensdauer auf, ihre Energiedichte (gespeicherte Energiemenge pro Volumen/Masse) liegt jedoch signifikant unter der von Lithium-Ionen- oder sogar NiMH-Akkus. Der Hersteller Captery macht auf der Kampagnenseite keine klaren Angaben zur Kapazität in Milliamperestunden (mAh) oder Wattstunden (Wh), was eine direkte, faktenbasierte Bewertung der Nutzbarkeit in energiehungrigen Consumer-Geräten erschwert.
Nachhaltigkeit und Ökobilanz
Captery bewirbt seine Zellen als umweltfreundliche Alternative, da die verwendeten Materialien zu etwa 90 % nachhaltiger seien als die in herkömmlichen Batterien verwendeten Stoffe. Die nahezu unbegrenzte Zyklenzahl würde zudem die Menge an Elektroschrott massiv reduzieren. Die benötigten Ladegeräte, das S-Charge Plus, sind jedoch proprietär, da konventionelle Li-Ion- oder NiMH-Ladegeräte die Superkondensator-Zellen aufgrund ihrer spezifischen Ladespannung und des extrem hohen Ladestroms beschädigen könnten.
Das Unternehmen, welches das angestrebte Finanzierungsziel von 6.524 Euro bereits überschritten hat, plant nun die Entwicklung einer 1,5-V-Version der Zelle. Diese Neuerung wäre essenziell, um die Kompatibilität mit Geräten zu gewährleisten, die lediglich eine einzelne Zelle benötigen oder bei denen eine unkonventionelle 3,2-V-Lösung nicht praktikabel ist.
Fazit und Ausblick
Die Captery Ultra Energiespeicher-Technologie bietet theoretisch einen überzeugenden Ansatz zur Lösung der Zyklenfestigkeits- und Ladezeitproblematik konventioneller Akkus. Der entscheidende, jedoch offene Punkt bleibt die realisierbare Energiedichte der Superkondensatoren in den AA/AAA-Formaten, insbesondere im Verhältnis zur benötigten Leistungsdichte vieler Alltagsgeräte. Sollte die Kapazität der Captery Ultra deutlich hinter der von Li-Ion-Akkus zurückbleiben, bliebe der Anwendungsbereich auf Low-Power-Geräte wie Fernbedienungen oder drahtlose Tastaturen beschränkt. Die tatsächliche Marktrelevanz hängt maßgeblich von der Spezifikationsvalidierung in unabhängigen Tests ab.
Hinweis zur Finanzierung
Die Finanzierung des Projekts erfolgt über Kickstarter. Wie bei allen Crowdfunding-Kampagnen ist die erfolgreiche Realisierung des Projekts und Auslieferung des Endprodukts nicht garantiert. Unterstützer tragen das Risiko, dass selbst bei Erreichung des Finanzierungsziels technische oder logistische Herausforderungen, beispielsweise bei der Skalierung der Produktion oder der Einhaltung von Sicherheitsstandards für die Superkondensator-Batterien, eine termingerechte oder vollständige Umsetzung des Projekts verhindern können. Die hier vorgestellten Spezifikationen und zeitlichen Angaben basieren auf den derzeitigen Plänen des Herstellers und gelten als nicht verifiziert.











