Test Amazfit PowerBuds Pro - Kopfhörer mit integrierter Herzfrequenzmessung
Das Unternehmen Zepp Health (ehemals Huami) konzentriert sich vor allem auf smarte Produkte aus dem Fitness- und Gesundheitssektor. So ist es nicht verwunderlich, dass deren Kopfhörer ebenfalls an diese Philosophie anknüpfen.
Die Amazfit PowerBuds Pro sind klassische True-Wireless-Kopfhörer zum Einführen in den Gehörgang (In-Ear). Neben dem Abspielen von Audioinhalten haben sie jedoch noch ein paar Gesundheitsfeatures an Bord. Naheliegend ist das Thema Hörgesundheit, welches durch eine Überwachung der Lautstärke geschehen kann. Außerdem ist ein Nackenschutz integriert, welcher seine Daten über die Kopfbewegungen des Nutzers erhält, sowie eine Herzfrequenzüberwachung über einen integrierten Sensor.
Für eine unverbindliche Preisempfehlung von knapp 130 Euro möchten die PowerBuds Pro nicht nur durch einen guten Klang, sondern vor allem auch durch die Gesundheitsaspekte überzeugen.
Spezifikationen
Trageweise | In-Ear |
Konnektivität | Bluetooth 5.0 |
Lautsprecher | Treibergröße: 4,3 x 2,6 x 0,9 mm, 20-20.000 Hz |
Audio-Codecs | SBC, AAC |
Akkuleistung (Kopfhörer) | 68 mAh |
Akkuleistung (Ladebox) | 510 mAh |
Ladeanschluss | USB-C |
Gewicht (je Ohrhörer) | 6,7 g |
Gewicht (Ladebox | 42 g |
Mikrofone | je 3 digitale Mikrofone |
Schutzart | IP55 |
Firmware-Version | V2.0.6.1 |
Lieferumfang | Kopfhörer, Ladebox, USB-Kabel (Type-A zu Type-C), 4 Paar Silikonaufsätze (S, M, L, XL), Dokumentationen |
Preis (UVP) | 129,90 EUR |
Verarbeitung und Ergonomie - PowerBuds Pro mit IP55-Zertifizierung
Die Amazfit PowerBuds Pro werden mit einem mattweißem Ladeetui ausgeliefert, welches im Innenbereich taupefarben gehalten ist und vollständig aus Kunststoff besteht. Die Verarbeitungsqualität gibt keinen Anlass zur Kritik, die Kopfhörer wirken nicht zuletzt wegen des matten Äußeren und der leichten Pulverbeschichtung sehr hochwertig und sind dennoch angenehm leicht. Wer bei Wind und Wetter unterwegs ist, wird die IP55-Zertifizierung zu schätzen wissen.
Die Amazfit-Kopfhörer können mit Silikonaufsätzen in vier Größen an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden und bieten einen guten Halt. Auch bei bewegungsintensiveren Sportarten sollten sie an Ort und Stelle bleiben.
Einrichtung und Bedienung - Zepp-Plugin ermöglicht schnelle Kopplung
Für die Einrichtung lädt man die App Zepp aus Apples App-Store, dem Play Store oder der Huawei AppGallery. Wer die App schon mal benutzt hat, als sie noch Amazfit hieß, kann sein altes Konto weiter verwenden oder richtet ansonsten ein neues ein.
Im Zentrum der App steht ein Dashboard mit dem Verlauf von Herzfrequenz, Blutsauerstoffsättigung und weiteren Gesundheitsdaten. Sie füllen sich, wenn man eine der Smartwatches des Herstellers verwendet, wie etwa die Amazfit GTS 2e oder den Fitness-Tracker Amazfit Band 5. Will man die PowerBuds Pro auch beim Sport nutzen und mit der Zepp-App ein Training aufzeichnen, sollte man seine Profildaten um Alter, Größe, Geschlecht und Gewicht ergänzen.
Um die Ear-Buds zu koppeln, fügt man im Bereich Profil ein neues Gerät hinzu. Falls die PowerBuds Pro unter den möglichen Devices nicht auftauchen, muss man die App gegebenenfalls aktualisieren. Anschließend öffnet man das Lade-Case und hält für einige Sekunden den Verbindungs-Button auf der Rückseite gedrückt.
Als nächstes sollte man einige Einstellungen vornehmen und beispielsweise das Profil für den Geräuschunterdrückungsmodus festlegen (Reise, Training, Innenbereich, Adaptiv). Ein- und Ausschalten kann man ihn sowohl über die App als auch durch anhaltendes Drücken auf einen der Ear-Buds.
Welche Gesten (einfaches, doppeltes oder dreifaches Drücken) die weiteren Funktionen auslösen, lässt sich für jeden Ear-Bud individuell einstellen: Möglich sind Starten und Anhalten der Musik, Springen zum nächsten oder vorherigen Titel und Starten des Sprachassistenten. Letzteres funktioniert sowohl mit dem Google Assistant als auch mit Siri. Außerdem kann man ankommende Gespräche über die Ear-Buds annehmen und abweisen. Die Lautstärke regulieren sie nicht. Weitere Einstellungen betreffen unter anderem den Equalizer, die Hörgesundheit und die Verwendung der PowerBuds Pro beim Sport.
Sound - Powerbuds Pro mit kräftigen Klängen
Die Amazfit PowerBuds Pro besitzen einen druckvollen Sound, trotz der vergleichsweise kleinen Treiber, aber vor allem knackige Hoch- und Superhochtöne sind hier nicht zu finden. Bereits ab 6 kHz lassen die Hochtöne hörbar nach und stürzen ab 14 kHz ab. Dadurch wirkt die Klangbühne etwas beengt, macht dies aber bei den tiefen Tönen wieder wett. Denn hier ist die Klangdarstellung überraschend linear und selbst der obere Bassbereich wird noch sauber transportiert. Angesichts der Preisklasse eine richtig gute Vorstellung.
Die aktive Geräuschunterdrückung lässt sich in verschiedene Modi einstellen. Die automatische Anpassung über den adaptiven Modus sorgt nur für eine minimale Reduzierung der Störgeräusche, selbst wenn wir in den vermeintlich stärksten Unterdrückungsmodus Reisen schalten, ist kaum ein Unterschied feststellbar. Die PowerBuds Pro profitieren diesbezüglich am meisten von ihrer passiven Abschirmung, selbst günstigere Modelle wie die FreeBuds 4i offerieren ein besseres ANC.
Ebenso ist es möglich, die Mikrofone zu nutzen, um Gesprochenes in das Ohr des Trägers zu transportieren. Es rauscht dabei kaum, jedoch fällt die Verstärkung der Umgebung ebenfalls nur minimal aus.
Die Telefonieeigenschaften sind ordentlich. In ruhigen Umgebungen wird die Stimme des Nutzers sauber übertragen. Bei Störgeräuschen wird diese jedoch schnell recht eng und es kann auch mal zu Unterbrechungen kommen.
Health - Amazfit-Kopfhörer mit Pulsmessung
In den Einstellungen für die PowerBuds Pro in der Zepp-App findet man drei Bereiche für die Gesundheit. Sie betreffen das Hörvermögen, die Haltung und Optionen für den Sport wie das Aufzeichnen der Pulsfrequenz.
Hörvermögen
In den Geräteeinstellungen ist der Menüpunkt Hörvermögen zu finden. Dieser muss jedoch erst aktiviert werden, damit die App die abgespielte Lautstärke und die Hördauer mit den PowerBuds Pro überwacht.
Dies geschieht auch nur, wenn sich mindestens ein Ohrstöpsel im Gehörgang befindet, hierfür wird der Annährungssensor der Kopfhörer genutzt. Die Ermittlung findet für beide Ohrhörer separat statt. Je nach Lautstärke verringert sich die wöchentliche Hörzeit, wobei Zepp Health von einer Maximaldauer von 40 Stunden ausgeht. Die vom System ermittelten Lautstärkewerte sind weitestgehend nachvollziehbar, aber gerne auch mal etwas lauter als bei unseren Messungen. Vor allem zeigen sich immer wieder mal unschlüssige Schallspitzen.
Insgesamt ist die Funktion eine sinnvolle Erweiterung, welche unter Android leider nicht im System integriert ist. Nutzer von iOS und iPadOS kennen dies aber bereits aus der systemeigenen Health-App.
Nackenschutz
Unter dem Menüpunkt Nackenschutz analysiert Amazfit die Kopfhaltung hinsichtlich der Belastung für die Wirbelsäule und bietet eine 40-sekündige animierte Entspannungsübung an. Auf Wunsch signalisieren die PowerBuds Pro durch eine Klangfolge, wenn sich die Haltung über 40 Minuten kaum verändert hat, um daran zu erinnern, sich zu entspannen.
Messen der Pulsfrequenz
Unter dem lichtdurchlässigen Ohrstöpsel des rechten Kopfhörers sitzt ein PPG-Sensor. PPG steht für Photoplethysmographie, ein optisches Verfahren zur Messung des Blutvolumenpuls: Der Sensor sendet Licht auf die blutgefüllten Arterien, die einen Teil des Lichts absorbieren und einen Teil davon reflektieren. Die Veränderung der Lichtabsorption dient der Berechnung des arteriellen Blutvolumenpuls.
Der Sensor aktiviert sich nur beim Aufzeichnen eines Workouts. Im Test haben wir die Aufzeichnung des optischen Sensors mit der eines Sensors in einem Brustgurt vergleichen, der die Herzfrequenz anhand der elektrischen Signale des Herzens präziser erfasst. Über den gesamten Verlauf weicht die durch die PowerBuds Pro erfasste Frequenz immer wieder von der durch den Herzfrequenzsensor erfasste Frequenz ab. Aus den gleichmäßigen Schwankungen nach oben und unten resultierte im Test die annähernd gleiche durchschnittliche Herzfrequenz von 158 Schlägen pro Minute beim Brustgurt und 160 Schlägen bei den PowerBuds Pro. Die Abweichungen sind insgesamt nicht gravierend und bewegen sich überwiegend in der jeweils gleichen Herzfrequenzzone.
Aktiviert man in den Einstellungen einen Alarm für die Herzfrequenz, signalisieren die PowerBuds Pro während eines Workouts das Überschreiten der eingestellten Grenze mit einer melodischen Klangfolge und drei akustischen Herzschlägen. Der Alarm wiederholt sich, bis die Herzfrequenz wieder sinkt.
Trainingsaufzeichnung
Über den integrierten Beschleunigungssensor erkennen die PowerBuds Pro, wenn der Nutzer ein Lauf-Training beginnt, starten die Aufzeichnung und speichern sie bis zur nächsten Synchronisation. Im Test begann das Tracking beim Joggen etwa eine Minute nach dem Start und stoppte wenige Sekunden nach dem Stehenbleiben.
Zusätzlich zur Herzfrequenz gibt das Trainingsprotokoll später die Zeit wieder, die Zahl der Schritte und die durchschnittliche Trittfrequenz. Bei der Schätzung der zurückgelegten Distanz auf Basis der Schritte in Verbindung mit Körpergröße und Gewicht des Nutzers lag Amazfit im Test klar daneben (etwa 4 km anstelle von 5 km) und demzufolge auch beim Tempo und den verbrannten Kalorien. Die Distanz ließ sich im Testzeitraum auch nicht über die App korrigieren.
Anstelle des automatischen Trackings kann man Gehen, Laufen und Radfahren gezielt mit der Zepp-App aufzeichnen. Zu den Optionen zählen Tempo- und Herzfrequenz-Warnungen, Auto-Pause und ein Metronom, um die Schrittfrequenz zu halten. In Verbindung mit der Zepp-App geben die Ear-Buds während des Laufens auf Anforderung das aktuelle Tempo und die Herzfrequenz aus. Wählt man in den Einstellungen für die Geräuschunterdrückung die Option "Training", filtern die PowerBuds Pro laut Hersteller nur die Windgeräusche heraus und lassen Verkehrsgeräusche durch, um die Sicherheit zu erhöhen. Im Test ließ sich das mangels Wind nicht nachvollziehen. Ein zusätzlicher Motion-Beat-Modus verstärkt während des Workouts die rhythmus-bestimmenden Beats.
Trainingsprotokolle fallen bei Amazfit sehr ausführlich aus. In den Diagrammen kann man Puls, Höhenverlauf, Tempo, Schrittlänge und -frequenz paarweise kombinieren. Das nachfolgende Protokoll entstand mit einem iPhone 12 Pro.
Über die Profileinstellungen verbindet sich die Zepp-App mit Apple Health auf dem iPhone respektive Google Fit unter Android, sowie mit Strava und Relive. Laut Hersteller erkennen die Apps Runtastic, Endomondo, Runkeeper, MapMyRun und Keep die PowerBuds Pro als Sender für die Herzfrequenz. Ausprobiert haben wir es mit Keep.
Die PowerBuds Pro sind nach IP55 zertifiziert. Durch Schweiß oder leichten Regen nehmen sie keinen Schaden, eignen sich aber nicht zum Schwimmen.
Akkulaufzeiten - Starke Ausdauer für lange Laufsessions
Der Hersteller setzt bei den Amazfit PowerBuds Pro mit 68 mAh pro Ohrhörer auf vergleichsweise große Akkus. Das schlägt sich auch in guten Laufzeiten nieder, denn bei der Musikwiedergabe mit angepasster Lautstärke (65 dB) halten die TWS-Kopfhörer bis zu neuneinhalb Stunden durch.
Beim Laufen über die Zapp-App mit aktiviertem ANC reduziert sich der vollständig geladene Akku binnen 33 Minuten auf der linken Seite auf einen Füllstand von 88 beziehungsweise rechts auf 89 Prozent. Werden Auto-Track und der Tru-Modus verwendet, fällt der Verbrauch mit 92/93 Prozent geringer aus.
Fazit - Sportliche Kopfhörer von Amazfit
Die Amazfit PowerBuds Pro zählen zu den wenigen True-Wireless-Kopfhörern, die einen Herzfrequenzsensor besitzen. Dies ist vor allem für jene interessant, die sich nicht mit Nackenbändern anfreunden können. Die In-Ears demonstrieren im Test einen festen Sitz und gute Akkulaufzeiten. Die Pulsmessungen zeigen zwar immer wieder mal kleine Spitzen, liegen aber über die Gesamtstrecke verteilt nur minimal höher als beim Brustgurt. Dazu werden Features für die Nacken- und Hörgesundheit implementiert.
Die Amazfit PowerBuds Pro finden einen guten Kompromiss zwischen Kopfhörer und Sportequipment.
In puncto Klangqualität sind die Amazfit-Kopfhörer sicher nicht referenzwürdig, offerieren jedoch einen kräftigen Sound ohne gravierende Schwächen. Lediglich die aktive Geräuschunterdrückung kann im Test gar nicht überzeugen. Die Unterdrückung von Umgebungsgeräuschen fällt nur minimal aus, dies gelingt selbst Open-Fit-Kopfhörern wie den FreeBuds 4 besser.
Dennoch bietet Zepp Health ein durchaus gelungenes Gesamtpaket zu einem fairen Preis. Vollwertige Sportkopfhörer wie die Jabra Sport Pulse Wireless können eine Alternative sein, sind jedoch teurer und besitzen nicht unbedingt bessere Sensoren.
Preis und Verfügbarkeit
Die Amazfit PowerBuds Pro sind im Online-Shop des Herstellers für 129,90 Euro erhältlich, alternativ werden sie auch über Amazon angeboten.