Die Wissenschaft hat eine neue Farbe entdeckt – oder genauer gesagt: eine Farbe, die unter normalen Umständen für das menschliche Auge unsichtbar ist. In einer am 18. April 2025 in Science Advances veröffentlichten Studie beschreibt ein Forschungsteam der University of California, Berkeley, wie es mithilfe gezielter Laserimpulse eine vollkommen neue Farbwahrnehmung erzeugen konnte. Der Name der Farbe: Olo.
Nur im Labor sichtbar
Was zunächst wie Science-Fiction klingt, beruht auf einem exakt gesteuerten physikalischen Prozess: Nur durch die gezielte Stimulation der M-Zapfen – Farbrezeptoren in der menschlichen Retina – mithilfe hochpräzisen Laserlichts wird Olo sichtbar. Ohne diesen spezifischen Reiz bleibt die Farbe schlicht unsichtbar – kein Display und kein natürlicher Lichteinfall kann sie erzeugen. Die Versuchsreihe umfasste fünf Testpersonen, die innerhalb eines speziellen optischen Aufbaus insgesamt 222 Farbabgleiche durchführten. Dabei wurde klar: Olo liegt außerhalb des bekannten LMS-Farbraums und kann nur durch Entsättigung (also Weißlicht-Zugabe) mit gewöhnlichen Farben verglichen werden.
Blaugrün – aber mit extremer Sättigung
Olo erinnert entfernt an grelles Türkis, übertrifft aber jede bekannte Farbe in ihrer Intensität. Probanden beschreiben die Farbe als „unvergleichlich gesättigt“, „blaugrün mit leichtem Blauanteil“ und „atemberaubend intensiv“. Forscher und Co-Autor Ren Ng selbst nennt sie „unvorstellbar gesättigt“ – weit jenseits dessen, was Bildschirme oder Drucke jemals darstellen könnten.
Möglichkeiten für die Zukunft
Der beschriebene Versuchsaufbau ist technisch aufwendig, kostenintensiv und derzeit nicht massentauglich. Bis die Menschheit einen Nutzen aus der Entdeckung der neuen Farbe ziehen kann, dürfte es also noch eine Weile dauern. Dennoch erkennen Wissenschaftler großes Zukunftspotenzial: Neue Display-Technologien könnten durch gezielte Zapfen-Stimulation in Zukunft weitaus intensivere Farberlebnisse bieten. Auch in der Medizin eröffnen sich denkbare Einsatzgebiete – etwa zur Behandlung von Farbenblindheit oder zur Erforschung der neuronalen Plastizität des menschlichen Sehens.
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Bildquelle: Pexels/ Michael Morse